Essen-Überruhr. . Über die Zukunft des Bürgerzentrums am Nockwinkel in Überruhr streiten derzeit nur die Politiker. Die eigentlichen Nutzer fühlen sich übergangen. Nun gehen die Vereine in die offensive und fordern Beteiligung bei den Plänen.
Über den Bürgertreff Überruhr wurde zuletzt eine Menge geredet – vor allem in den Reihen der Ortspolitiker. Während CDU-Chef Norbert Mering ein „gehöriges Wörtchen“ bei der Nutzung des Bürgerzentrums am Nockwinkel mitsprechen will, plädiert SPD-Bezirksvertreter Alfred Steinhoff dafür, den Komplex „stufenweise in ein Kultur- und Jugendzentrum umzuwandeln.“ Detaillierte Konzepte hat jedoch keiner. Zum Ärger der rund 30 Vereine, die den Bürgertreff seit vielen Jahren nutzen. Was sie allerdings besonders stört: Bei der Diskussion um die Zukunft des für den Stadtteil so wichtigen Kulturstandorts sind sie gänzlich außen vor.
„Neues erfahren wir nur aus der Presse“, moniert Dietmar Köhler, Geschäftsführer im MGV Sängerbund. Die Vereine kämen nur dann ins Spiel, wenn es Positives zu berichten gibt, pflichtet MGV-Vorsitzender Heinz Tenbusch bei. Noch bei der letzten Kulturwoche Überruhr hatte Oberbürgermeister Paß betont, wie wichtig das Singen im Kulturangebot der Stadt sei. „Doch niemand redet mit uns über die Zukunft des Treffs“, sagt Tenbusch. „Weder Stadt, noch Politiker.“
Niemand hat das Heft in die Hand
Besonders letztere stehen in der Kritik. Als im Juli 2011 der Bürgertreff wegen hoher Sanierungskosten geschlossen, zumindest jedoch umgenutzt werden sollte, sprachen sich Volksvertreter aller Ebenen unisono für den Erhalt und die Sanierung des Hauses aus. „Doch danach hörte man lange nichts“, sagt Tenbusch. „Einen Politiker, der das Heft einmal in die Hand genommen hätte, sucht man vergebens.“ Daran hat sich nach Meinung von MGV-Sprecher Kurt Peters bis heute nichts geändert. Die Diskussion und der Disput zwischen SPD und CDU seien wenig zielführend. „Wir wollen nicht, dass der Bürgertreff zu einem Politikum wird, sondern dass das Vereinsleben von den involvierten Protagonisten wahrgenommen wird. Es sind schließlich die Vereine, die den Bürgertreff mit Leben füllen“, betont Peters.
Von den bislang getätigten Aussagen der Politiker hält auch Ernst Kern, Karnevalist bei der AKG, wenig. „Wenn die SPD hier einen Jugendtreff einfordert, dann verkennt sie, dass wir hier längst Jugendarbeit leisten. In unseren Tanzgruppen, aber auch im ansässigen Schützenverein.“ Ein Jugendzentrum zöge auch immer einen Umbau nach sich -- und auch den Einsatz ausgebildeten Personals. Darauf verweist Bernd Schneidereit, langjähriger Gastwirt im Treff und „ehrenamtlicher“ Verwalter in Personalunion: „Ich übernehme den Schlüsseldienst, leitete Leistungsnachweise der Handwerker weiter und bin Kneipier. Aber ich bin kein Sozialarbeiter. Das kann auch kein neuer Wirt leisten.“ Und Peters legt nach: „Wer glaubt, man könne hier die Problemjugend aus dem Umfeld versammeln, der macht den funktionierenden Bürgertreff ruckzuck kaputt.“
Vorhandene Potenziale nutzen
Überhaupt solle man, so Peters, eher vorhandenes Potenziale in den Vereinen nutzen, statt ständig über Sanierungsstau zu sprechen. „Die Vereine, und da kann ich für alle Beteiligten sprechen, sind bereit ihren Anteil an der Sanierung des Zentrums durch Eigenleistung zu erbringen. Man muss sie nur einmal danach fragen.“