Essen-Kray. .

Vor 30 Jahren hat ein junger, aufstrebender Essener Nachwuchskünstler mit zitternden Knien seine erste Einzelausstellung in den Räumen einer Steeler Radierwerkstatt über die Bühne gebracht. Aus der Radierwerkstatt wurde die Arka Kulturwerkstatt auf Zollverein – und aus dem aufstrebenden Künstler einer, der sich inzwischen auf internationalem Parkett bewegt. Nur die zitternden Knie – die sind Ralf Koenemann bis heute erhalten geblieben.

„Die Nervosität hat sich nie gelegt“, lächelt Koenemann. Schließlich gehe es jedes Mal darum, ein Stück von sich selbst preiszugeben. „Jede Ausstellung zeigt, womit ich mich im letzten halben Jahr – oder auch darüber hinaus – beschäftigt habe“, so Koenemann. Denn den Anspruch, seinem Publikum stets etwas Neues zu bieten, habe sich der 51-Jährige bis heute bewahrt.

So wird auch die Ausstellung, die er sich zum 30. Geburtstag seiner Solo-Künstlerkarriere am kommenden Freitag in seinem Krayer Atelier spendiert, mit einigen seiner neuen Werke aufwarten. Wer seine Arbeiten bisher einigermaßen kennt, dürfte angesichts einiger tierischen Motive nicht überrascht sein – seit Jahren schon beschäftigt er sich mit der Fauna. Doch steckt der Teufel auch hier im Detail. „Es ist ja nicht so, als hätte ich den Elefanten für mich neu entdeckt“, bestätigt Koenemann. „Aber die Form, wie ich ihn darstelle, hat sich verändert.“

So bevorzugt er in letzter Zeit großflächige wie breite Formate, auf die sich dicke Pinselstriche breitmachen und mitunter auch Farbtupfer, die sich auf weitförmige weiße Flächen verteilen. Nicht nur bekommen die Bilder auf diese Weise einen abstrahierenden Anstrich, auch wirken sie so dynamischer. „Der Betrachter bekommt quasi einen Einblick in den Entstehungsprozess“, erläutert er.

Einen solchen Einblick ermöglicht auch die eintägige Ausstellung in seinem eigenen Atelier am 13. September, die passenderweise den Titel „Heimspiel!“, trägt. Denn schließlich ist hier unübersehbar sein Arbeitsplatz, der so wirkt, wie man es von einem kreativen erwartet: etwas unaufgeräumt, lauter Farbkleckse auf dem Boden, hier und da stehen und liegen ausgestellte Inspirationsquellen herum. „Dieser Abend gibt die Gelegenheit, die Arbeiten Koenemanns in einer authentischen Atmosphäre zu erleben, wie es in einem Galerie nicht möglich ist.“ Die Frau, die das sagt, muss es wissen – unterstützt doch Monika Klose als Galeristin Koenemann seit bereits vier Jahren.

Nach der Ausstellung in den eigenen vier Wänden in der Otto-straße 1, die am Freitag von 18 bis 22 Uhr steht übrigens Großes an: So werden die Werke des Künstlers, der seit elf Jahren in Kray aktiv ist, demnächst nicht nur in einer Messe in Berlin zu sehen sein, auch zu einer Schau in Südkorea wandern ausgewählte Bilder Anfang Oktober.

Keine Spur von Kunstspur

Vom Kulturbüro organisiert, gibt es seit 15 Jahren mit der „Kunstspur“ an zwei Wochenenden Gelegenheit, die Ateliers der Stadt kennenzulernen. Doch der Krayer Ralf Koenemann nimmt bewusst nicht an diesem Event teil – und versteht das durchaus auch als Kritik an der Organisation.

„Seit Jahren wird bei der ,Kunstspur’ der Essener Süden bevorzugt“ ärgert er sich. Denn die Essener Ateliers werden quasi aufgeteilt: Am ersten Wochenende kommen die Künstlerwerkstätten im Süden zum Zug, die nördlichen Stadtteile sind in der zweiten Woche dran – zu spät , findet Koenemann. „Das Interesse bei den Besuchern ist dann kaum noch vorhanden.“ Also anstatt bei der Aktion mitzumachen, die in diesem Jahr am 21. und 22., sowie am 28. und 29. September stattfindet,, kocht er eine Woche vorher sein eigenes Süppchen.

Schülerin führt ein

Unterstützung bekommt er dabei von einer langjährigen Schülerin: Laura Thiemann lernt das Kunsthandwerk seit sieben Jahren in Koenemanns Malschule. Inzwischen studiert die 25-Jährige nicht nur Kunstgeschichte, sondern arbeitet auch bei der Galerie Klose, die auch Koenemann unter ihren Fittichen hat. Genug Insiderwissen also, um am Freitag eine Einführung zu der Ausstellung zu geben.

Auch wenn sie beruflich den kunsttheoretischen Weg eingeschlagen hat, ist sie doch auch Koenemanns Malschülerin geblieben. „Ich denke, dass es wichtig ist, beide Seiten zu kennen“, betont sie. Denn Theorie und Praxis ergänzten sich. Sehr wohl habe sie Koenemann aber ihren Karriereweg zu verdanken: „Ohne die Malschule hätte ich kaum diesen beruflichen Weg eingeschlagen.