Südostviertel. . Ein herrenloses Schlagzeug auf der Dammannstraße im Südostviertel von Essen gibt dem Finder und der Polizei große Rätsel auf. Die Herkunft des Instruments ist bislang ungeklärt .

Musiker gelten gemeinhin als kreative und Fantasie begabte Köpfe, denen nicht selten Marotten nachgesagt werden. So bauen sie beispielsweise häufig eine regelrechte Beziehung zu ihren Instrumenten auf. Die Liaison zwischen einem bislang unbekannten Schlagzeuger und seiner Percussion indes scheint zerrüttet, stand das „Drumkit“ doch nun einsam und verlassen auf einem Bürgersteig an der Dammannstraße/Ecke Belfordstraße im Südosten der Stadt.

Entdeckt hatte das Ensemble der Klangkörper am späten Abend gegen 22 Uhr Kevin Kerber, Vorsitzender des TuS 84/10, auf der Heimfahrt nach Borbeck: „Ich musste schon zweimal hinschauen, um das zu glauben. Wer rechnet denn mit so etwas.“ Kurzentschlossen nahm er das Instrument näher in Augenschein: Hängetoms, Basedrum, Becken, Pedalerie – alles komplett. „Und dies in einem nahezu neuwertigen Zustand“, wundert sich Kevin Kerber. „Das ist kein Ramsch oder Sperrmüll.“

Nachdem sich seine erste Verwunderung gelegt hatte, alarmierte er via Handy die Polizei, allerdings nicht, ohne zuvor ein Bild von seinem außergewöhnlichen Fundstück zu machen. Auch die nur kurze Zeit später eintreffenden Beamten staunten nicht schlecht. Schnell mutmaßte einer der Polizisten, das Schlagzeug könne unter Umständen aus einem Einbruch in das nahe gelegene Viktoria-Gymnasium stammen, das bekanntermaßen über eine eigene Hauskapelle und einen geeigneten Übungsraum verfügt.

Auf Nachfrage unserer Zeitung ließ sich dieser Verdacht jedoch nicht erhärten. Man vermisse nicht einmal ein Blatt Notenpapier, geschweige denn ein komplettes Schlagorchester, ließ uns die Sekretärin wissen. Zwar sei die Schule erst seit kurzem wieder geöffnet – nach den Ferien stehen nun die Nachprüfungen an – doch der Hausmeister sei in den vergangenen sechs Wochen stets zugegen gewesen. „Und der hätte davon sicherlich Wind bekommen“, wie glaubhaft versichert wurde.

Das „Corpus Delicti“ steht nun auf der Polizeistation Stadtmitte, nachdem die Beamten das sperrige Gut mit einem eigens angeforderten Polizei-Bulli abtransportieren ließen. Dort wartet man bislang vergeblich auf den Besitzer. Vielleicht auf einen reumütigen Musikus, der – möglicherweise nach dem Genuss von zu viel Alkohol (nur eine weitere bekannte Marotte) – das Instrument schlichtweg vergessen haben könnte. Eine weitere, nur auf den ersten Blick unwahrscheinliche Variante hält ein Polizeisprecher parat: Nicht auszuschließen, so erfuhr der erstaunte Chronist, dass entnervte Eltern das gute Stück einfach ausgesetzt haben, weil ihr Filius damit stets zu nachtschlafender Zeit die geräuschempfindlichen Nachbarn zur Weißglut brachte.

Sollte sich keines der Szenarien erfüllen, wandert das Instrument bis auf die letzte Schraube ins städtische Fundbüro. Sollte sich auch nach einem Jahr dort niemand melden, um seine Besitzansprüche geltend zu machen, darf der ehrliche Finder das Schlagzeug behalten. Ob dies seinen Nachbarn gefallen wird, bleibt bislang ebenso ungeklärt wie die Herkunft der herrenlosen „Schießbude“. Doch wir bleiben dran, versprochen.