Kupferdreh. .
Mit genau zwei Pferden fing vor rund 15 Jahren alles an. Bettina Hagemann hielt ein eigenes Pferd auf ihrem Gelände an den Singscheider Höhen, zudem kam ein Vierbeiner einer Freundin hinzu. Als dann der Hof nebenan verkauft wurde, zögerten Hagemann und ihr Lebensgefährte Frank Krupp nicht lange – und so vergrößerte sich ihr Anwesen auf rund 14 Hektar, auf denen heute 40 Pferde, Ponys, Hunde und auch Esel Pedro ihr Zuhause haben. Tiere, die nicht in Ställen oder Zwingern eingesperrt werden, sondern ihr Dasein im Herdenverband in der freien Natur auf endlos großen Weiden mit offenen Boxen genießen, in denen sie sich unterstellen können, wenn sie das denn möchten.
Artgerechte Haltung und ein zufriedenes Leben lauten die Grundsätze, die sich Bettina Hagemann auf die Fahne geschrieben hat. Daher auch der Leitgedanke des Hofes „Harmonie, Ruhe und Gelassenheit“. „Wir legen großen Wert auf die Wiederentdeckung eines freiwilligen, entspannten Tuns und Treibenlassens allein und in Gesellschaft von Mensch und Tier“, erklärt die 45-Jährige. Die Gesundheit und Zufriedenheit aller Lebewesen soll gefördert und verbessert werden.
Keine Regeln, keine Verbote
Aus diesen Grundsätzen heraus gründete Hagemann mit Frank Krupp und Kathrin Hermans kürzlich den Verein „Freiwillich e. V.“. „Wir möchten eine Bewusstseinsveränderung bei den Menschen hervorrufen, um verantwortungsvoll mit anderen Menschen, Tieren und auch der Natur umzugehen“, definiert Kathrin Hermans.
Dabei sollen sich Zweibeiner auf dem Singscheider Hof genauso wohl und willkommen fühlen wie die Vierbeiner. Von daher gibt es auch keine Regeln oder Verbote, alles soll, wie der Name schon sagt, „freiwillig“ geschehen. „Bei uns kann sich jeder frei bewegen und so seine Selbstständigkeit entdecken“, so Hagemann, die die Ruhe, Harmonie und Gelassenheit auch mit anderen Menschen teilen möchte. Schulklassen, Senioren, Menschen mit Behinderungen, Alleinstehende, Einsame: jeder ist willkommen. Damit setzt sie auch die Philosophie ihrer Oma fort, die hier einst lebte: „Die Türen stehen immer auf“.
Wer mag, der kann einfach nur auf einen Kaffee vorbeikommen, wer etwas mehr Zeit und Lust hat, der kann sich aber auch aktiv auf dem Hof engagieren. Zu tun gibt es natürlich immer mehr als genug. Gelegentlich müssen Zäune instand gesetzt, Türen gestrichen oder, was Wunder, Reitplätze von Pferdeäpfeln befreit werden.
„Es gibt bestimmt viele alleinstehende Menschen, denen vielleicht die Decke auf den Kopf fällt und die ein wenig Beschäftigung oder Kontakt suchen“, regt Hagemann an. Für diverse Beschäftigungen gibt es zwar kein Geld, dafür aber sicherlich ein paar schöne und entspannende Stunden in der Natur.
Die ersten Anfragen hat’s bereits gegeben, und just dieser Tage meldeten sich Mitarbeiter vom Franz-Hennes-Seniorenheim aus dem Deilbachtal. Die sind derart angetan von der Idee des Hofes und der idyllischen Umgebung, dass sie in Zukunft regelmäßig mit mehreren Bewohnern an den Singscheider Höhen auftauchen wollen. „Pferde gucken, Kuchen essen und einfach die Seele baumeln lassen“, das ist der Plan. Ein schöner Plan.
Am Singscheider Wegbieten Bettina Hagemann und Kathrin Hermans regelmäßig verschiedene Kurse und andere Veranstaltungen für Pferdefreunde statt. Etwa Physio-Riding, Horsemanship oder Huforthopädie. Eine Mitgliedschaft bei „Freiwillich e.V.“ kostet 24 Euro pro Jahr. mehr über den Verein „Freiwillich e. V.“ gibt’s auf der ausführlichen Internetseite.Adresse: www.freiwillich.info