Burgaltendorf. Orgelkenner haben es in den letzten Wochen gehört, der Klang des mächtigen Instruments in der Herz-Jesu-Kirche hatte nicht mehr die gewohnte opulente süddeutsche Klangfülle, die Töne waren buchstäblich „staubtrocken”. Es war tatsächlich Baustaub, der der Orgel zu schaffen machte.

Dringend notwendige Sanierungsarbeiten an der Wand hinter dem Instrument hatten dafür gesorgt, dass sich trotz gründlicher Abdeckung eine sicht- und hörbare Staubschicht auf die rund 2800 Pfeifen und die ausgeklügelte Mechanik gelegt hatte. Da half kein oberflächliches Saugen oder Wischen mehr, die Experten der Überlinger Orgelbau-Firma Mönch, die 1996 das Klangwerk gebaut hatten, wurden zur Hilfe gerufen. Nach einer ersten Durchsicht und Klangprobe war das Urteil klar, hier hilft nur eine „große Revision”.

Seit mehr als zwei Wochen sehen die drei Mitarbeiter des Traditionsbetriebs, der 1875 seine erste Orgel baute, ihre Heimat nur an den Wochenenden. Es wird auch noch bis Ende des Monats dauern, bevor sie ihre Arbeit in Burgaltendorf beendet haben.

Und es ist eine Mammut-Aufgabe, die es zu bewältigen gilt. Jede der 2800 Pfeifen wird ausgebaut, gründlich gereinigt, wieder eingebaut und schließlich an Ort und Stelle neu gestimmt. Die kleinsten Pfeifen können mit einer Länge von rund zwei Zentimetern locker in die Tasche gesteckt werden, die größten Exemplare erfordern mit einer Länge von rund fünf Metern schon einigen Kraftaufwand.

Bei der Reinigung sind die hausfraulichen Qualitäten der Orgelbauer gefragt. Mit Pinseln oder auch sanfter Seifenlauge nimmt man den Kampf gegen den Staub auf. „Alles muss mit absolutem Fingerspitzengefühl gemacht werden, denn die Pfeifen sind extrem empfindlich gegen mechanische Belastungen”, erklärt Orgelbauer Jörg Enßle die Arbeit. Jede Pfeife ist individuell gefertigt worden und beim Klang kommt es auf jeden Millimeter an.

Dass in Burgaltendorf eine der größten Gemeindeorgeln der Region steht, wird besonders deutlich, wenn hinter dem demontierten Prospekt die nackte Technik sichtbar wird. Hunderte Züge, Stäbe, Gelenke, eine für Laien verwirrende Technik setzt sich in Bewegung, wenn die drei Manuale bedient und die 42 Register gezogen werden. Feinste Mechanik, wohin man sieht. Bis zu fünf Meter wird über Stäbe und Gelenke der „Tonbefehl” von der Manual-Taste bis zur Pfeife übertragen. Dazu gibt es noch Hebel, die die Klappen des „Schwellers”, der wie ein großer Holzkasten aussieht, präzise öffnen und schließen.

Dazu verbirgt sich in der Orgel, die immerhin rund sieben Meter hoch, sieben Meter breit und drei Meter tief ist, als Reminiszenz an die Neuzeit ein gewisses Maß an Elektronik.

Der „Setzer” ermöglicht es, das Ziehen von Registern abzuspeichern. Damit erschließen sich mehrere tausend Spielmöglichkeiten. Daneben bleibt natürlich auch die traditionelle mechanische Steuerung der Register möglich.

Abgesehen von der Elektronik werden beim Orgelbau fast ausschließlich traditionelle Materialien, wie Holz, Leder oder Metall eingesetzt. „Das hat sich bewährt und dabei ist der Verschleiß am geringsten. Eine traditionell gebaute Orgel hat so eine Lebenserwartung von mehr als 100 Jahren, da hat Elektronik längst den Geist aufgegeben”, erklärt Orgelbauer Enßle. Und dass auch der Klang unvergleichbar ist, kann man Ende des Monats in Burgaltendorf wieder hören. Vorher müssen aber noch die Klang-Experten ans Werk und für die Stimmung aller Pfeifen sorgen. P.M.