Essen-Überruhr. .

Peter Hahn ist sauer. Der Waldweg, der von der Straße Hohe Haar zum Wichteltal führt, hat zu seinen bevorzugten Spazierrouten gehört - und nicht nur zu seinen. Viele nutzen die Route, um ihre Hunde auszuführen, zum Joggen oder Radfahren – bis vor Kurzem: Denn eine rotweiße Absperrung macht den Spaziergängern buchstäblich einen Strich durch die Rechnung. „Privatweg -- Betreten verboten – Unfallgefahr“ ist auf der Absperrung zu lesen.

Dass die Sperrung des Wanderwegs für einige Freunde des gepflegten Spaziergangs durch die Natur ein höchst emotionales Thema ist, konnten die Politiker in der Bezirksvertretung VIII während ihrer letzten Sitzung erfahren: Mit selbst gebastelten „Wichteltal“-Ansteckern protestierte Peter Hahn zusammen mit anderen Betroffenen gut sichtbar vor dem Stadtteilparlament gegen die Sperrung. „Seit Mai bereits können wir den Weg nicht mehr nutzen“, sagt Hahn am Rande der Sitzung verärgert . „Ein Umweg von 20 Minuten über ein Industriegelände wäre jetzt die einzige Alternative -- und das ist nicht wirklich attraktiv als Wander- und Radweg.“

Doch offenbar in absehbarer Zeit die einzige Möglichkeit - denn auf baldige Besserung der Situation macht Christoph Korek von der Unteren Landschaftsbehörde keine große Hoffnung. „Es ist noch nicht abzusehen, wann die Sperrung wieder aufgehoben wird“, sagt er. Dabei habe die Stadt großes Interesse, den Spazierweg offenzuhalten. „Nicht umsonst hat der sauerländische Gebirgsverein den Weg offiziell als Wanderweg gekennzeichnet“, betont Korek.

Ein Waldweg istkeine Flaniermeile

Doch nutzt diese Adelung durch einen der größten Freizeit- und Wandervereine Deutschlands offenbar herzlich wenig, denn der Weg ist in einem schlechten Zustand. Eine Stufe im oberen Bereich sei nicht von jedem ohne weiteres zu erklimmen. Im unteren Teil tun herumliegende Äste und Baumstämme sein Übriges. „Es gab wohl schon einige Fälle von Verletzungen“, räumt Korek ein, wenngleich er ergänzt: „Das ist ein Waldweg und keine Flaniermeile -- also sollte man davon ausgehen, dass die Leute entsprechendes Schuhwerk anziehen oder auf andere Strecken ausweichen, wenn ihnen solche Wege Schwierigkeiten bereiten.“

So oder so könnte man davon ausgehen, dass die Stadt mit Grün und Gruga eigentlich eine prima Organisation an der Hand hat, die die fachgerechte Instandsetzung des Weges übernehmen könnte. Doch auf diesem vermeintlich nahe liegenden Lösungsweg liegt ein Stolperstein: „Der Weg ist in Privatbesitz“, erläutert Korek. Die Stadt sei also nicht zuständig. Zusätzlich zu den Forstschäden wurde noch ein Rohr mit offenliegenden Stromkabeln unterm Wegbelag freigespült: eine zusätzliche Gefahrenquelle, zumal das Areal auch von Kindern auf BMX-Rädern gerne genutzt werde. Grün und Gruga und das Umweltamt haben daraufhin dem Besitzer empfohlen, den Wanderweg vorerst zu schließen.

Mit dem Wanderweg ist ein Stück Lebensqualität verloren gegangen

Inzwischen ist die Telekom laut Korek dabei, die Kabel-Stolperfalle aus dem Weg zu räumen. „Bislang sieht es aber nicht so aus, als wolle der Eigentümer danach den Weg wieder öffnen“, so Korek. „Er befürchtet wohl, verklagt zu werden, falls sich jemand wieder auf dem Weg verletzt.“ „Der Eigentümer muss aus der Haftungspflicht genommen werde“, fordert deshalb CDU-Ratsherr Dirk Kalweit. Dann müsste er keine Repressalien befürchten.

Peter Hahn hat einen anderen Verdacht: „Es geht ums Geld. Der Privatbesitzer kann oder will nicht für die Instandsetzung des Weges aufkommen.“ Eine Sichtweise, der auch Korek nicht widersprechen will. „Mann muss prüfen, ob die öffentliche Hand Mittel bereitstellen kann, um die gröbsten Schnitzer auf dem Wanderweg zu beseitigen.“ Einen entsprechenden Prüfantrag hat auch die Bezirksvertretung der Verwaltung mit auf dem Weg gegeben.

Peter Hahn kann nur hoffen, dass diese Prüfung auf einen grünen Zweig gelangt: Denn nicht nur für ihn ist mit dem Wanderweg ein ganzes Stück Lebensqualität in Überruhr verloren gegangen.