Essen-Horst. .

Manchen Horstern ist es als „Stonehenge von Steele“ bekannt, andere kennen es als „Ehrenmal“ oder „Mahnmal“ – Karin Schnittker ist das Bauwerk nahe der Villa Vogelsang jedenfalls ein Dorn im Auge. „Ein faschistisches Bauwerk“ sei es und gehöre daher abgerissen, meint das Mitglied der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) Steele-Kray und stellte deshalb eine entsprechende Anfrage an die zuständige Bezirksvertretung. Mit diesem Anliegen scheiterte die DKP bereits 1985.

„Einen alten Hut“ nennt Arnd Hepprich vom Steeler Archiv daher auch diese Forderung. Allerdings: Damals bewirkte der Antrag der Kommunisten durchaus ein Umdenken. „Bis in die 1980er war es üblich, dass die Bezirksvertretung am Volkstrauertag Kränze ans Ehrenmal gelegt hat“, so Hepprich. Sie taten dies, um den Gefallenen des Ersten Weltkriegs zu gedenken. Dabei waren es tatsächlich die Nationalsozialisten, die das Bauwerk 1934 errichten ließen. „Mit dem Bau des Ehrenmals der Ruhrkämpfer versuchten sie, ihre Sichtweise der Revolutionszeit 1918 bis 1920 propagandistisch durchzusetzen“, erläutert Hepprich.

Nicht nur die demokratischen Errungenschaften der Weimarer Republik als Ergebnis der Novemberrevolution sollten herabgewürdigt werden, um die Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur als „Rettung Deutschlands“ darzustellen. „Immerhin gehörten Dinge wie das Frauenwahlrecht oder die Einsetzung von Betriebsräten, also Punkte, die für uns heute selbstverständlich sind, zu den Errungenschaften der Weimarer Republik“, ruft Hepprich in Erinnerung. Schwerer für die Kommunisten dürfte aber die mit dem Ehrenmal verbundene Diffamierung der „Roten Ruhrarmee“ wiegen: Diese kämpfte gegen rechtsextreme Freikorpseinheiten, die die Republik stürzen wollten, wurde aber wenig später mit Duldung der Berliner Regierung ausgerechnet von eben diesen Einheiten zerschlagen. 1000 Arbeiter und 600 Freikorpsangehörige kamen damals ums Leben – das Ehrenmal gedachte freilich nur dem Freikorps, das die Nationalsozialisten als Wegbereiter für ihre Machtergreifung ansahen.

Insofern scheint der Wunsch der DKP nachvollziehbar, nicht zuletzt, weil sich immer wieder „Gruppierungen aus dem Umfeld der NPD“ an dem Ehrenmal versammeln, wie Schnittker in ihrer Anfrage schreibt, zuletzt vergangene Ostern. Doch in den 1980ern entschied sich die Bezirksvertretung gegen den Abriss – stattdessen sollte eine Tafel über die tatsächliche Geschichte des Bauwerks aufklären, aus dem Ehren- somit ein Mahnmal werden.

Zufrieden hat sich die DKP schon damals nicht mit dieser Entscheidung gegeben. Und auch heute argumentiert Schnittker: „Für alte wie neue Nazis ist eine solche Tafel kaum ein Hinderungsgrund, das in typischer faschistischer Architektur erstellte Bauwerk weiterhin als ,ihr Ehrenmal‘ anzusehen.“ Eine „solche Kultstätte“ sei in unserer Region untragbar, findet sie.

Hepprich sieht das anders: „Wenn man etwas wegreißt, ändert man damit keine historischen Ereignisse – im Gegenteil, die Erinnerung und Aufarbeitung geschichtlicher Ereignisse ist anhand von vorhandenen Gebäuden, Denkmälern oder Mahnmalen eindringlicher zu erläutern.“ Zwar sei die Info-Tafel inzwischen verschwunden und Anbringen einer neeun wohl riskant: „Da das Mahnmal so abgelegen ist, lässt sich erneuter Vandalismus kaum wirksam verhindern.“ Aber: „Selbst wenn es abgerissen werden würde, hieße das nicht, dass Neonazis die Fläche nicht immer noch als ihren Platz ansehen“, mahnt Hepprich. „Versammlungen an dieser Stelle wird man so kaum verhindern.“

Die Bezirksvertretung hat die Anfrage der DKP zurückgestellt, um zunächst die Verwaltung um eine Stellungnahme für das weitere Vorgehen zu bitten. Auch das Steeler Archiv soll miteinbezogen werden.