Steele. . Es kann im wahrsten Sinne des Wortes mitreißend sein oder es kann einfach so dahinplätschern: das Wasser. Nachwuchsautoren aus dem Ruhrgebiet soll es nun als Inspirationsquelle dienen: Das Kulturzentrum Grend will mit dem Vechtaer Geest-Verlag die besten Texte zu einem Buch zusammenfassen

Es kann im wahrsten Sinne des Wortes mitreißend sein oder es kann einfach so dahinplätschern: das Wasser. Nachwuchsautoren aus dem Ruhrgebiet soll es nun als Inspirationsquelle dienen: Das Kulturzentrum Grend will mit dem Vechtaer Geest-Verlag die besten Texte zu einem Buch zusammenfassen. „Wasser betrifft jeden“, ist Arthur Nickel überzeugt. „Es ist ein Symbol für das Leben, etwas, das in jeder Kultur, in sämtlichen Religionen eine wichtige Rolle spielt“, so der Deutschlehrer am Erich-Kästner-Gymnasium. Er ist Mitinitiator des Buchprojektes.

Schaut man aufs Christentum, findet man schnell Belege für seine These: Ob es nun das Ritual der Taufe ist oder die Sintflut, welcher nur die Arche Noah entkommen konnte – Wasser scheint allgegenwärtig. Das gleiche gilt für den Islam: „Der Koran sagt, dass der, der ohne Sünden ist, nach dem Tod an einem schönen Fluss liegen darf“, erläutert Celal Aydemir vom Elternverband Ruhr, der das Projekt unterstützt. „Außerdem hat Allah das Wasser noch vor der Erde erschaffen.“

„Wasser dient zudem spannenderweise als Spiegel“, ergänzt Nickel. „Es fordert einen auf, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.“ Nicht zuletzt besitze das Nass einen starken politischen Aspekt. „Wenn künftig Kriege geführt werden, drehen sie sich um Wasser“, ist Nickel überzeugt.

Genug Gründe, dem neuen Grend-Buchprojekt das Motto „Wenn Wasser erzählt. . .“ zu verpassen. Jugendliche zwischen zehn und 20 Jahren sind aufgerufen, ihre Gedanken und Ideen zu diesem Thema aufzuschreiben. „Die literarische Gattung ist dabei egal“, erläutert Alfred Büngen vom Geest-Verlag. Prosatexte, Erzählungen und Märchen seien genauso gewünscht wie Gedichte, Songs, Interviews, Satiren oder Reportagen. Nur eine Länge von fünf Seiten sollte der Text nicht überschreiten.

Mit den besten Texten

Einsendeschluss für die Texte ist der 1. August. Die Texte sollen mit Namen, Anschrift, Telefonnummer, E-Mail-Adresse und Altersangabe geschickt werden an: Kulturzentrum Grend, z. Hd. Andreas Klink, Stichwort „Wasser“, Westfalenstraße 311, 45276 Essen. Das Buch mit den besten Texten soll im November erscheinen und wird im Rahmen einer Lesetour der Öffentlichkeit vorgestellt. Infos: 514 78 60.

Es ist bereits der achte Aufruf zum Schreiben, den das Grend mit den Geest-Verlag gestartet hat. „Bisher haben pro Jahr 300 Jugendliche an dem Projekt teilgenommen“ freut sich Andreas Klink vom Grend-Bildungswerk. Etwa 100 davon schaffen es in das jeweilige Buch, das immer am Ende des Projektes steht. „Unser Ziel ist es, dass Jugendliche die Sprache als Ausdrucksmittel begreifen“, erläutert Büngen. Das literarische Niveau der Texte sei da zweitrangig.

Dennoch sei interessant, wie schnell die Jugendlichen sich literarischer Spielweisen bedienten, ergänzt Andreas Klink: „Schaut man sich die Texte der letzten Jahre an, fällt auf, dass sie zwar Geschichten schreiben, die sie selbst erlebt haben, diese aber so verfremden, dass es nicht weiter auffällt.“

Das Besondere an dem Projekt sei, dass es den Jungen und Mädchen Raum gebe, sich selbst auszudrücken, so Nickel: „Sie können das niederschreiben, was ihnen auf der Seele brennt.“ Zumeist seien die Schüler von außen gesteuert, müssten das tun, was Eltern oder Schule ihnen auftragen – hier dürften sie dagegen autonom agieren.

„Für viele war der Prozess des Schreibens eine Richtungsbestimmung“, so Nickel. Man beginne, sich selbst zu verorten, eigene Fähigkeiten wahrzunehmen. „Wir kennen Fälle, in denen die Teilnahme am Wettbewerb für einen gehörigen Selbstbewusstseins-Schub gesorgt hat.“

Selbst ihre Umwelt würden die Schüler anders beurteilen, so Nickel: „Wenn ihr eigenes Kind einen Text in einem Buch veröffentlicht hat, sind viele Eltern oft so stolz, wie sie es bei einem Schulaufsatz niemals sein würden“, ist Nickel überzeugt. Ohnehin habe ein Aspekt überrascht, lächelt Geest: „Es ist erstaunlich, wie viele Schüler mit schlechten Deutschnoten gute literarische Beiträge abliefern.“