Heisingen. .

Sie trotzte dem Zweiten Weltkrieg, überstand unbeschadet die Besatzungszeit und hat in ihrer bewegten Geschichte so manchen Hausherrn erlebt: die Villa an der Elsaßstraße 7. Noch steht es da in seiner ganzen Pracht, das schmucke Domizil. Der Heisinger Architekt Wilhelm Beckmann hatte es auf Geheiß des Unternehmers Dr. Hugo Steinecke im Jahr 1937 erbaut. Doch nun sind die Tage der Villa gezählt. Schon bald wird sie einer modernen Wohnanlage weichen. Doch der Stadtteil verliert damit auch ein kleines Stück seiner Geschichte.

Die Elsaßstraße in Heisingen. Kenner des Quartiers sprechen von einer der schönsten Straßen der Stadt. Von einer der ersten Adressen, ganz oben auf der Ruhrhalbinsel, leicht verwunschen gelegen, direkt am Schellenberger Wald, weshalb die Elsaßstraße früher zu Recht auch Waldstraße hieß.

Das Wohnen am Waldesrand beginnt freilich schon etwas früher. Kein Geringerer als Rudolf Korte, der Vater der Gruga, hatte bereits im Jahr 1926 die Idee vom Wohnen im Grünen. Das erste Dach über dem Kopf boten Eisenbahn- und Viehwagen, „die schon bald zu kleinen Oasen der Erholung ausgebaut wurden. Just zu dieser Zeit, im Jahr 1929, erwarb Dr. Hugo Steinecke das rund 5000 Quadratmeter große Grundstück, das zu diesem Zeitpunkt aus zwei Parzellen bestand.

Als Jahre später der Bau des schmucken Eigenheims begann, versicherte sich Architekt Beckmann der Hilfe einer Gartenarchitektin namens Loimann. Beckmann selbst griff bei der Gestaltung des Hauses ortstypische Eigenheiten auf. So spiegelte der raue Außenputz der Villa die Stechpalme, von Botanikern Ilex aquifolium getauft, wider, die in großer Zahl im „Hülsenhain“, dem ältesten Naturschutzgebiet in Heisingen, zu finden war. Bei der Gartenstützmauer und der Einfassung der Grundmauer fand der heimische Ruhrsandstein Verwendung.

„Das Haus strahlte von jeher ein gewisses Flair aus und gab der Elsaßstraße ihren ganz besonderen Charakter“, schwärmt Gerd Boddenberg, Anwohner und seit vielen Jahren ehrenamtlich aktiv im Bergbau- und Heimatmuseum Paulushof. „Das Fachwerk am Giebel bestand, im Gegensatz zu dem der umliegenden Bauernhöfe, aus frisch geschlagenem Holz und war eher dem landwirtschaftlichen Ambiente Heisingens geschuldet“, ergänzt seine Mitstreiterin Ilse Cram. „Das Haus war aber immer eine Villa, der schon bald weitere folgen sollten.“ Von diesen existiert nur noch die Korte-Villa, Elsaßstraße 23.

Bis Kriegsende lebte Familie Steinecke in der Villa, die danach der amerikanischen Besatzungsmacht als Gästehaus diente. Von 1949 bis 1953 residierte dort der Diplomat Frank Baldy, der eine Rolle im Prozess gegen Alfried Krupp von Bohlen und Halbach spielte und wohl auch mit der Demontage der Schwerindustrie im Revier betraut war.

Nach Aufteilung in Besatzungszonen durch die Siegermächte zogen Briten ein, bevor die Steineckes zurückkehrten, um das Haus 1958 an die Commerzbank zu verkaufen. Einer der Filialdirektoren hieß Karl-Heinrich Linder, der gemeinsam mit seiner Ehefrau Renate von 1968 an 20 Jahre in der Villa wohnte. Noch heute erinnert sich Renate Linder gerne an diese Zeit. An die Empfänge, die sie gab, aber auch an die selbst organisierten Straßenfeste Anfang der 80er Jahre. „Da haben die Nachbarn auf der Straße Völkerball gespielt und am Bierwagen gemeinsam gefeiert.“ Ihren Kindern sei die Lage der Villa zwar manchmal etwas zu ruhig gewesen, doch das Spiel im nahe gelegenen Wald entschädigte auch dafür.

Später, im Jahr 1988, kaufte die Familie Schossau das Haus, ließ die mit 260 Quadratmetern ohnehin üppige Villa durch einen Anbau noch vergrößern. Nach einem weiteren Bewohnerwechsel (Fa. Menzel/2007) kauften im vergangenen Jahr die Makler Adams und Partner die Immobilie. Der Rest ist Geschichte.

Historie in Planung

Die ehrenamtlichen Historiker des Bergbau- und Heimatmuseums Paulushof planen Großes: „Wir arbeiten gemeinsam an einer Abhandlung über die Historie der Elsaßstraße“, verrät Renate Linder schon jetzt. Am 18. März, ab 10 Uhr, mit Gottesdienst und Vortrag, steht übrigens der „Tag des Bergmanns 2012“ an. Dieser findet jedoch im Gemeindehaus statt.