Essen-Kray. .

„Dringenden Handlungsbedarf“ sieht das Jugendamt in Kray: Im Bezirk VII ist dies der Stadtteil mit der höchsten Kinderarmut. Dagegen will die Stadt nun ein Maßnahmenpaket schnüren. Die Stadtteilpolitiker mahnen indes, andere Stadtteile nicht aus den Augen zu verlieren.

Kray ist ein kinderreicher Stadtteil: Mehr als 15 Prozent aller unter 14-jährigen Essener leben hier. Von den 2494 Kindern, die 2009 in Kray wohnten, waren 951 auf existenzsichernde Hilfen angewiesen – immerhin knapp 40 Prozent. Zwar liegt der Stadtteil damit in der städtischen Gesamt-Negativliste lediglich auf Platz neun, schlechter schneiden Frohnhausen, Katernberg, das Südostviertel, Altenessen-Süd, Bochold, Bergeborbeck/Vogelheim, Altendorf und, an der Spitze, die Innenstadt ab.

Dennoch: „Wir wollen uns auch in Kray stark engagieren“, verspricht Ingrid Krüger vom Jugendamt den Stadtteilparlamentariern.

In einem ersten Schritt wolle die Stadt geeignete Maßnahmen auf die Besonderheiten der von Kinderarmut betroffenen Vororte abstimmen. „Jeder Stadtteil hat seine individuellen Probleme“, erläutert Krüger. Einige Punkte möchte das Jugendamt jedoch sofort angehen: „Wir wollen den Babybesuchsdienst für Erstgeborene ausbauen“, so Krüger.

Auf diese Weise will die Stadt möglichst früh jungen Eltern Unterstützung anbieten. Bisherige Erfahrungen hätten gezeigt, dass der Babybesuchsdienst „nur auf ganz wenig Ablehnung“ gestoßen sei, sagt Krüger.

Auch bei der Bildung der Eltern will man ansetzen. Besonderes Augenmerk soll dabei auf Kinder aus Zuwandererfamilien gelenkt werden: „Fast 50 Prozent der Betroffenen besitzen einen Migrationshintergrund“, erläutert Krüger. So soll die Förderung von Sprachprogrammen dazu beitragen, die ökonomische Situation der Eltern und damit auch der Kinder zu verbessern. Nicht zuletzt solle auch die Gesundheitsvorsorge der Null- bis Fünfjährigen gestärkt werden.

Maßnahmen, die – wenig überraschend – viel Anklang bei den Stadtteilparlamentariern finden. Doch auch kritische Stimmen werden laut: So weist der stellvertretende Bezirksbürgermeister Hans Dirk Vogt darauf hin, dass auf der Negativ-Liste Freisenbruch kurz hinter Kray folge. „Wann ist dieser Stadtteil an der Reihe?“, fragt der CDU-Politiker. In dieselbe Richtung schießt Ernst Potthoff: „Dass man in Kray Maßnahmen beginnt, darf auf keinen Fall bedeuten, dass man im Bergmannsfeld etwas abbaut“, kritisiert der Fraktionsvorsitzende der Grünen mit Blick auf den Aktivspielplatz „Robin“: Dort plant die Jugendhilfe Essen im neuen Jahr einen von zwei Pädagogischen Mitarbeitern abzuziehen. „Die Vernetzungen, die man woanders durch Förderungen erst aufbauen will, sind hier bereits vorhanden und werden ohne Not gefährdet“, so Potthoff. Er mahnt, mehr Geld in die Jugendarbeit zu investieren.