Essen-Steele. .

Ein unglücklich verliebter Verlierer, ein sadistischer Zahnarzt und eine menschenfressende Pflanze: „Der kleine Horrorladen“ ist sicherlich eines der ungewöhnlichsten Musicals auf dem Markt. Die Theatergruppe des Gymnasiums an der Wolfskuhle hat sich des schrägen Stoffs angenommen: Am 30. September feiert ihre Version des Gruselspaßes Premiere in der Schulaula.

Auch wenn noch längst nicht alles fertig ist, schaut das Bühnenbild schon recht beeindruckend aus: Neben den aufwändig bemalten, verschiebbaren Holzwänden fällt vor allem eine riesige fleischfressende Pflanze ins Auge - im Stück ist sie die heimliche Hauptdarstellerin namens Audrey II. Diesen Namen gibt ihr Seymour, der schüchterne Angestellte in Mr. Mushniks Blumenladen. Denn Audrey heißt auch seine von ihm angebetete Kollegin. Die wiederum ist jedoch mit einem sadistischen Zahnarzt liiert. Zu allem Überfluss muss Seymour um seinen Job fürchten, denn der Blumenladen läuft mies.

Doch Audrey II scheint schnell alle seine Probleme zu lösen. Denn seit Seymour sie von seinem Blut ernährt, wächst sie förmlich über sich hinaus und erlangt sogar die Fähigkeit, zu sprechen. Schnell wird sie - und damit der Laden - zur landesweiten Attraktion, Seymours Job scheint gerettet. Und auch für sein zweites Problem hat Audrey II eine Lösung parat: Da ihr Seymours Blut längst nicht mehr reicht, könnte dieser doch den Zahnarzt zerlegen und an die Pflanze verfüttern…

„Typisch 80er-Jahre Horror-Trash“ - ausgerechnet Tobias Heil, der Regisseur des Stücks, urteilt derart hart über den Stoff. Kein Wunder, dass der 21-Jährige Ex-Schüler erst einmal zur Regie überredet werden musste. Das übernahm Robert Maruhn. Der Leiter der schuleigenen United Brass Band wollte nach „Hair“ „endlich wieder ein Musical machen“. „Das Stück ist zwar eine sehr schräge Komödie, aber sie ist auch familienkompatibel“, erläutert er seine Begeisterung für den Stoff. Das Beste sei allerdings die Musik: Mit den rockigen Songs hat er letzten Endes auch Heil überzeugt, seiner Theaterbegeisterung nachzugeben.

100 Arbeitsstunden

Diese stellte er zunächst als Schauspieler in „Hair“ unter Beweis, bevor er sich mit den Shakespeare-Stücken „Was Ihr wollt“ und „Hamlet“ auf den Regiestuhl wagte. „Von Shakespeare habe ich jetzt die nächsten zehn Jahre genug“, lacht der Auszubildende zum Krankenpfleger. „Da kommt so ein Musical gerade recht.“

Viel Arbeit investierte er nicht nur in die Inszenierung, sondern auch in Audrey II: Das mechanische Modell, das er während der Vorführung selbst steuert, hat er in Eigenarbeit zusammengezimmert. „Da stecken über 100 Arbeitsstunden drin.“ Ihre Stimme bekommt die eindrucksvolle Pflanze allerdings von Leonie Schliesing geliehen. „Eine tolle Stimme“, schwärmt Maruhn, der die Leitung der fürs Stück zu einer fünfköpfigen Rockformation zusammengeschrumpften Big Band dem ehemaligen Schüler Philipp Frenzel überlässt – Maruhn selbst übernimmt die Projektkoordination.

Auch Seymour wird von einem Ex verkörpert: Sven Scheller stand einst mit Heil zusammen in „Hair“ auf der Schulbühne. Dass Heil jetzt sozusagen sein Boss ist, sei kein Problem. „Das ist ein freundschaftlicher Umgang.“

Natürlich sind auch viele aktuelle Schüler Bestandteil des großen Ensembles. „Die Neuen können von der Erfahrung der Alten profitieren“, betont Heil. So bleibe gesichert, dass sich die Theatergruppe ständig aus sich selbst erneuere. Und dass sich immer wieder jemand findet, der auch schrägem Stoff eine Chance gibt.

Die Premiere ist am Freitag, 30. September, um 19.30 Uhr, in der Aula des Gymnasiums an der Wolfskuhle, Pinxtenweg 6. Weitere Aufführungen: Samstag, 1. Oktober, 19.30 Uhr, Sonntag, 2.Oktober, 16 Uhr, Freitag, 7., und Sa., 8. Oktober, je 19.30 Uhr, sowie Sonntag, 9. Oktober, 16 Uhr. Karten: 860 697 30.