Südostviertel.
„Was macht das Südostviertel aus?“ – mit dieser Frage beschäftigten sich die Schüler der Klasse 10a der Unesco-Schule an der Steinmetzstraße 9.
Im Kunstunterricht zogen sie mit ihren Digitalkameras durch die Straßen und nahmen hässliche und schöne Ecke fotografisch unter die Linse. Ihre Ergebnisse aus dem Quartier zwischen A 40 und A 52 präsentieren sie nun in der Ausstellung „Ansichten Süd-Ost“ im Stadtteilzentrum „Storp9“.
Autobahnbrücken, mit Graffiti besprühte Lärmschutzwände, überquillende Mülleimer, Laub und graue Häuserfassaden dominieren die Motive der Mädchen und Jungen. „Unsere Schüler kommen aus ganz Essen und sind im Umfeld unserer Schule nicht verwurzelt“, sagt Kunstlehrer Volker Ullenboom, der das Projekt gemeinsam mit den Verantwortlichen des Stadtteilzentrums und Bezirksbürgermeister Peter Valerius angeschoben hat.
usschnitthafte Dokumentation mit der Kamera
„Die Aufgabe lautete, positive und negative Aspekte ausschnitthaft mit der Kamera zu dokumentieren“, erklärt er. Für ihn sei wichtig, dass seine Schützlinge den Stadtteil kennenlernen, in dem sie zur Schule gehen. „Es geht dabei auch um die Frage, wie integrieren wir uns hier“, erklärt Ullenboom, der aus dem benachbarten Bergerhausen kommt.
Die Bilder zeigen durch die Distanz und die mangelnde Beziehung zum Viertel ein ungeschöntes Puzzle verschiedenster Ansichten. „Es ging weniger um die Technik des Fotografierens, sondern die Konzentration auf das Motiv und dessen Ausdrucksstärke“, resümiert der Kunstlehrer. Negative Aspekte werden etwa durch Aufnahmen während schlechten Wetters verstärkt. Viele Schülerinnen und Schüler haben den Tunnel der Oberschlesienstraße unter der A 40 als Motiv gewählt.
Die Autobahn teilt den Stadtteil ungemein
„Die Autobahn teilt den Stadtteil ungemein“, findet Florian Pinkepank. Der Schüler kommt selbst aus Horst-Eiberg und hat als einziger eher positive Ansichten für die Ausstellung ausgewählt. In einem Rahmen hat er Bilder des Viktoriagymnasiums, einer Kirche, des Wasserturms an der Steeler Straße und des bunten „Storp9“-Gebäudes vereint. Dieses Quartett hat er im Verlauf eines Tages fotografiert. „Das Viertel ist sehr dreckig, aber eigentlich viel besser als sein Ruf“, erklärt der Zehntklässler.
Für eine andere Arbeit hat er die Mitarbeiter der Essener Tafel im Wasserturm fotografisch begleitet. „Das ist eine sehr soziale Einrichtung, leider war ich etwas früh dort“, erinnert er sich. Chronologisch zeigt er Aufbau und Zusammenstellung von Esspaketen. „Es war viel schwieriger schöne Ecken hier zu finden“, gibt er zu und verweist damit auf die Mehrzahl negativer Momentaufnahmen seiner Mitschüler.
Man muss sich mit der Gegend erst vertraut machen
„Da ich mich hier nicht auskenne, habe ich zuerst nach Sehenswürdigkeiten im Internet gesucht“, sagt Florian Pinkepank. Obwohl er mit einer Handykamera fotografiert, hat er gestochen scharfe Bilder erstellt. „Ich bin selber überrascht, wie gut sie damit geworden sind“, lacht er. Rund 20 Aufnahmen habe er während des Kunstunterrichts gemacht. „Später bin ich in meiner Freizeit mit Freunden noch einmal auf Motivjagd gegangen“. Auch er leugnet nicht, dass am Anfang bei ihm eher Distanz herrschte: „Man muss sich mit der Gegend erst vertraut machen.“