Kray..
Einige Details erwecken den Eindruck, als sei einfach die Zeit stehen geblieben. Neben dem modernen Wandel sind bei den Gästeführungen auf der Krayer Zeche Bonifacius auch spannende Einblicke in die Bergbau-Geschichte zu entdecken.
Staubbedeckt und teilweise noch gepolstert befinden sich die alten Sitze, von denen aus noch bis Anfang der 1960er Jahre die Stahlseile der Förderkörbe bedient wurden, immer noch an ihrem angestammten Platz. Andere Maschinen-Denkmäler scheinen nur auf eine Wieder-Inbetriebnahme zu warten.
„Treten Sie ein, auch wenn es hier drin kälter ist als draußen.“ Der Aufforderung von Dorothee Rauhut, die regelmäßig Führungen auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Bonifacius leitet, folgen an diesem Tag ein Dutzend Interessierter. „Die Maschinenhalle ist 1910 gebaut worden. Rund 60 Jahre nach Gründung des Bergwerks Bonifacius“, weiß sie zu berichten. „In seiner Hochzeit erbrachte die Anlage 1939 eine Fördermenge von über 1,25 Millionen Tonnen bei 2 860 Beschäftigten.“
Faszination der monumental wirkenden Maschinen
Ewald Papke hört interessiert zu und fotografiert nebenbei die monumental wirkenden Maschinen. „Mich fasziniert vor allem die industrielle Geschichte des Bergbaus“, erzählt der Maschinen-Ingenieur, der selbst von 1958 bis ’62 auf Zeche Amalie beschäftigt war. „Wenn auch nicht unter Tage“, ergänzt er. Schade findet er nur, dass „die Wirklichkeit, so wie sie damals herrschte, nirgendwo authentisch dargestellt ist“. Papke vermisst bei solchen Führungen den „Lärm und Schmutz“ der damaligen Zeit.
Der ist aber auf Zeche Bonifacius längst einer zeitgemäßen Nutzung gewichen. Nach der Zusammenlegung mit der Bochumer Zeche Holland zum 1. Dezember 1966 und der endgültigen Schließung des Grubenfeldes Bonifacius wurde die alte Krayer Zeche 1985 unter Denkmalschutz gestellt. Heute haben sich dort moderne Unternehmen angesiedelt, wird im Fitness-Studio Sport getrieben, in der „Weinzeche“ edle Tropfen verkauft und im Hotel werden Gäste hofiert.
„Es hat sich sehr viel geändert“, findet auch Führungsteilnehmerin Petra Ebert. Ihr Vater ist noch auf Bonifacius eingefahren und hat „bis in die 60er Jahre hinein Kohle geschafft“. „Wir haben nicht weit entfernt in seiner Zechensiedlung gewohnt“, erinnert sie sich.
Auch Manfred Auer verbindet mit dem Zechengelände viele Erinnerungen, wenn auch aus jüngerer Vergangenheit: „Ich habe in dem benachbarten Autohaus gearbeitet. Damals waren rund um die Halde hinter der Zeche Tausende von Autos geparkt.“ Und in einer alten Halle, die heute nicht mehr steht, wurden „japanische Neuwagen vor dem Verkauf noch mal gewaschen und poliert“, erzählt der Kupferdreher.
Erklimmung des Förderturms ist der Höhepunkt
Zum Ende des Rundgangs steht für die Besucher der „Höhepunkt der Führung“ an, wenn es gilt, den Förderturm zu erklimmen. „Das ist das älteste deutsche Strebengebäude im Fachwerk-Stiel“, erklärt Dorothee Rauhut. Unter dem Förderturm sind auch die Schächte längst bis auf den Grund verfüllt. Einmal im Jahr werde fachmännisch überprüft, ob aus den alten Stollen Vergasungen an die Oberfläche gelangen.
Das Tiefschürfende könnte übrigens auf Bonifacius bald wieder Einzug finden. Angedacht ist, in der alten Maschinenhalle neben Vermietungen und Konzerten zum Beispiel auch Literaturveranstaltungen durchzuführen. „Die Zeche ist in stetem Wandel“, so Dorothee Rauhut.