Freisenbruch. Eines der wohl ehrgeizigsten Projekte der sozialen Szene in Essen nimmt Gestalt an.

Für sein Mehrgenerationenhaus an der Märkischen Straße 25-29, die ehemaligen Obdachlosenunterkünfte, hat der „Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten” (VKJ) die ersten 50 000 Euro an Sponsorengeldern zusammen. Zusätzlich sind im Rahmen des Konjunkturpaketes II 250 000 Euro für den Gebäuderiegel vorgesehen. Der städtische Allbau interessiert sich für das Vorhaben und hat bereits eine städtebauliche Studie in Auftrag gegeben.

Aus der VKJ-Kindertagesstätte „Kleine Füße” und den angrenzenden Gebäudeteilen soll ein Mehrgenerationenhaus mit Kinderversorgung ab null Jahren, Seniorenwohngemeinschaften und Mietwohnungen für alleinerziehende junge Mütter werden: Mit dem Motto „Jetzt erst Recht” reagierte der vergleichsweise kleine Verein im Jahr 2007 auf den städtischen Beschluss, die Notunterkünfte in vier Gebäuderiegeln an der Märkischen Straße aufzugeben, abzureißen und als Wohngrund zu vermarkten. Drei Millionen Euro, so haben die VKJ-Planer mittlerweile ausgerechnet, kostet der Gegenentwurf, ein Viertel der Bausubstanz zu erhalten und mit neuem Leben zu füllen.

„Wir freuen uns, dass wir die ersten Sponsoren präsentieren können”, berichtet VKJ-Geschäftsführer Oliver Kern. Er weiß: Haben sich einmal die ersten großen Unterstützer gefunden, wird der Rest erheblich einfacher. Die „GFOS mbH Softwareentwicklung” mit Sitz in Bergeborbeck und die „DMT GmbH & Co. KG” aus Kray nehmen nun die Vorreiterrolle ein. 40 000 Euro will die Software-Firma und 10 000 Euro das Ingenieursunternehmen für das Vorhaben ausgeben, das ein Modellprojekt für die Stadt und darüber hinaus werden könnte.

Doch das ist nicht alles. Nach einer Prüfung der Gebäude und anschließender Stellungnahme durch die städtische Immobilienwirtschaft hat das Jugendamt die Zuweisung von 250 000 Euro aus dem Konjunkturpaket II erwirkt. „Um das Geld aber zu erhalten, muss im Jahr 2010 mit dem Bau begonnen werden”, umreißt Kern den enger werdenden Zeitplan für das Mehrgenerationenhaus.

Und der Rest? Da der VKJ auch das Angebot für unter Dreijährige ausweiten will, erhofft man Geld aus dem Kita-Ausbauprogramm. Derzeit kämen auf einen Bewerber bei den „Kleinen Füßen” zehn Absagen, Tendenz steigend – so Kita-Leiterin Petra Staats.

Doch dann fehlt immer noch ein Menge. „Der größte Teil könnte vom Investor kommen”, hofft Oliver Kern. An dieser Stelle stehen in der Gleichung noch die Fragezeichen. Was nämlich mit der städtischen Fläche und den darauf befindlichen Gebäuden genau passieren soll, ist noch nicht entschieden. Die Kindertagesstätte soll auf jeden Fall in der einen oder anderen Form vor Ort erhalten bleiben. Kompletter Abriss und Sanierung der Märkischen Straße 25-29, der Neubau lediglich einer Kindertagesstätte oder gar des ganzen Mehrgenerationenhauses, sind einige Möglichkeiten. Stehen und fallen wird die Rechnung aber wohl mit der Frage, ob sich ein Investor findet, der von der Idee des VKJ begeistert ist.

Den ersten „Fan” hat der Verein bereits beim städtischen Allbau gefunden. „Wir haben großes Interesse daran, dass der Standort aufgewertet wird. Wir prüfen derzeit verschiedene Optionen, stehen aber noch am Anfang”, betont Dieter Remy, Pressesprecher des Allbau. Ein Modell könne sein, dass das Unternehmen baut und saniert, später für den VKJ als Vermieter auftritt.

Oliver Kern ist optimistisch: „Bei vergleichbaren Vorhaben erwartet man vom Träger zunächst rund zehn Prozent der Summe. Die haben wir zusammen.”