Essen-Heisingen. Heinrich Bonhaus kümmerte sich jahrelang um den Heisinger Dorfbrunnen. Ein ehrenamtliche Einsatz, wie er in den Stadtteilen vielfach gelebt wird.

Mit 83 Jahren verabschiedet sich Heinrich Bonhaus in den Ruhestand: Fast zehn Jahre sorgte der Heisinger Brunnenmann dafür, dass dieser Ortsmittelpunkt funktioniert und sauber ist. Es ist eine von zahlreichen Aufgaben in den Stadtteilen, die Ehrenamtliche übernehmen – ohne deren Einsatz und Verlässlichkeit so Vieles gar nicht erst möglich wäre, betont Henner Höcker von der Bürgerschaft dankbar. Heinrich Bonhaus aber wird nun nicht mehr in den Untergrund des Brunnens hinabsteigen, um den es einst heftige Diskussionen gab.

Mit einer steilen Leiter geht es hinab in den Kellerraum, in dem sich die Technik für den Heisinger Dorfbrunnen befindet.   
Mit einer steilen Leiter geht es hinab in den Kellerraum, in dem sich die Technik für den Heisinger Dorfbrunnen befindet.    © Bürgerschaft Heisingen | Foto

Als die Bürgerschaft beschlossen hatte, einen Brunnen als Treffpunkt für die Heisinger zu schaffen, da zählte Heinrich Bonhaus bereits zu den Mitgliedern. Für den Brunnen musste dann zunächst Geld gesammelt und schließlich die Debatte geführt werden, ob die gewählte Form kunstvoll genug sei.

Eine Fontäne war im Gespräch

Der Vorschlag, eine Fontäne zu installieren, war rasch vom Tisch, gewählt wurden die bronzenen Figuren, die an die Zeit erinnern, als Heisingen noch bäuerlich und vom Bergbau geprägt gewesen ist. So schiebt ein Bergmann und Dorfbewohner eine Schubkarre, ist umzingelt von Tieren.

„Wir wollten ja gar keine Kunst, sondern einen Dorfmittelpunkt“, erinnert sich der 83-Jährige an die Idee des damaligen Vorsitzenden Theo Engel. 2010 wurde diese umgesetzt. Heinrich Bonhaus kam bereits 1962 aus dem Osnabrücker Land nach Essen. Der Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik arbeitete am Kettwiger Tor und im Außendienst, wohnte zunächst als Junggeselle nahe der Steeler Straße. Nach Heisingen brachte ihn der Zufall, oder besser: eine Maklerin. In dem Stadtteil zog er mit seiner Frau, baute schließlich ein Haus, wurde zweifacher Vater – und Brunnenmann.

Brunnenmann kümmert sich um die Technik und um die Sauberkeit

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Die Frage nach dem Warum habe sich ihm bei dem Ehrenamt nie gestellt: „Ich mache das und zwar gern“, lautete seine Motivation. Er wurde gebraucht, als sein Vorgänger starb und war da. Und so stieg Heinrich Bonhaus die steile Leiter hinab in den mit Beton ausgegossenen Raum, in dem der Wasserkreislauf für den Brunnen mit einer Pumpe umgewälzt wird. Die Heisinger sahen den Brunnenmann am Werk also nie, sie nahmen nur wahr, dass ihr Brunnen läuft oder im Herbst abgestellt ist.

Einer der Nachfolger des Brunnenmannes wird Henner Höcker, Vorsitzender der Bürgerschaft, sein, der das Modell des Brunnens zeigt, mit dem die Mitglieder Gelder für diesen sammelten.
Einer der Nachfolger des Brunnenmannes wird Henner Höcker, Vorsitzender der Bürgerschaft, sein, der das Modell des Brunnens zeigt, mit dem die Mitglieder Gelder für diesen sammelten. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Über der Erde aber, da treffen ihn die Passanten regelmäßig mit Besen, Handfeger und Eimer an. Denn ein Brunnenmann, der kümmert sich eben nicht nur um die Technik, sondern auch darum, dass es über Tage ordentlich aussieht. Und so fegt der 83-Jährige regelmäßig den Schlamm aus dem Brunnen.

Das Dörfliche macht den Stadtteil aus

„Die Rentnerbande leert das Sieb“, sagt er und zeigt lächelnd auf weitere Helfer. Sie schätzen ihr Dorf ebenso wie er, denn genau das sei es, was Heisingen ausmache: „Jeder kennt jeden“, sagt Heinrich Bonhaus, der sich mit seinen langjährigen Freunden immer noch jeden Sonntag zum Stammtisch trifft. Die Idee, den Brunnen als Treffpunkt zu etablieren, sei übrigens aufgegangen: „Jeden Tag sitzen hier Leute, spielen Kinder rund um die Figuren.“

Einer seiner Brunnen-Nachfolger wird nun Henner Höcker sein, der Vorsitzende der Heisinger Bürgerschaft ist bereits mit abgestiegen. Er blicke durchaus auch mit Respekt auf die technische Aufgabe, die eine gewisse Fachkunde erfordere. Eine Sorge, die der scheidende Brunnenmann ihm auch nach seiner letzten Schicht nehmen kann: „Ich bin ja nicht aus der Welt und helfe“ – wie in all den Jahren zuvor.