Essen-Horst. Neue Wohnsiedlungen und weitere Unternehmen, doch ein Verkehrskonzept fehlt: Bezirksvetreterinnen drängen auf eine Lösung in Horst.

Das hatten Anwohner immer befürchtet: Blechlawinen säumen den Weg über die Ruhrau, Horst versinkt im Dauerstau. Vor allem im Berufsverkehr geht es auf der Hauptverkehrsader nur noch schleppend voran – eine tägliche Geduldsprobe. „Genau davor hatten wir die Verwaltung rechtzeitig gewarnt“, erinnert Nicole Markner vom CDU-Ortsverband Horst-Eiberg. Die hohe Verkehrsdichte auf vielen Horster Straßen ärgert auch die SPD. „Hier wurden in den vergangenen Jahren 260 neue Wohneinheiten errichtet“, sagt Michaela Heuser. Mehr Menschen fahren seitdem durch den Stadtteil, doch ein neues Verkehrskonzept lässt auf sich warten. Vorschläge habe es bereits gegeben – vom Kreisverkehr am Bahnübergang bis hin zu Fußgängerampeln. Passiert sei nichts.

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Wie hoch die Belastung durch die vielen Personen- und Lastwagen im Quartier tatsächlich ist, soll eine Zählung ergeben. Das jedenfalls wünschen sich Nicole Markner und Michaela Heuser, die selbst auch unter den verstopften Straßen leiden. „Die letzten Zählungen hat die Stadt genommen, als das Baugebiet Ruhrterrassen noch in Planung war“, weiß Nicole Markner. Beim Treffen mit den Lokalpolitikerinnen gegen 16 Uhr zeigt sich: Wer als Fußgänger an der Ruhrau die Straßenseite wechseln will, um von einem Discounter zum anderen zu laufen, hat schlechte Karten. 2017 zählte Horst rund 11.000 Einwohner. „Nun dürften es mehr sein“, schätzt Michaela Heuser.

Der Lieferverkehr hat deutlich zugenommen

Stark befahren ist dei Straße Ruhrau zwischen Horst und Steele ohnehin, nun erschwert eine Baustelle die Situation. Politiker fordern daher seit langem ein Verkehrskonzept.
Stark befahren ist dei Straße Ruhrau zwischen Horst und Steele ohnehin, nun erschwert eine Baustelle die Situation. Politiker fordern daher seit langem ein Verkehrskonzept. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Auch der Lieferverkehr hat eindeutig zugenommen. Nicole Markner nennt allen voran die Ansiedlung der DHL-Zustellbasis in Horst im Jahr 2016 und des Omnibusbetriebs Mesenhohl, die die Situation verschärft haben. „Die Bezirksvertretung hat sich zusammengesetzt und mit allen demokratischen Parteien eine neue Anfrage an die Verwaltung gestellt“, sagt Nicole Markner. Man müsse jetzt dringend Konzepte entwickeln, um der Lage Herr zu werden. „Zuwege und Abflüsse sind für die Bewohner nicht gesichert“, betont auch Michaela Heuser. Ganz schlimm werde es, wenn Rettungsfahrzeuge im Stau wertvolle Zeit verlieren.

Sorgen bereiten den Horstern Pläne für weitere Wohn- und Gewerbeflächen. Die alte Kampfbahn Ruhraue etwa ist seit rund 15 Jahren ungenutzt. Wenn der Ruhrverband dort einen Kanal verlegt hat, soll das Areal freigegeben werden. Interessenten soll es bereits geben. Auch wenn man sich über neue Firmen im Stadtteil freut: „Dann steigt das Verkehrsaufkommen hier weiter“, räumt Michaela Heuser ein. „Eine Zauberlösung haben wir nicht“, sagen die beiden Lokalpolitikerinnen. Doch sie möchten die Stadt für das Thema sensibilisieren.

Kritische gesehen wird eine Bebauung der letzten Frischluftschneisen im Essener Os

Politischer Info-Stand in Steele

Die Stadt hatte zuletzt einen Antrag der Bezirksvertreter abgelehnt, die forderten, das Tempo 30 auf einem Abschnitt der Dahlhauser Straße nachts nicht mehr aufzuheben. Dafür aber fehlte laut Stadt eine Rechtsgrundlage.

Nun sind die Bürger gefragt: Am Samstag, 2. November, laden die demokratischen Parteien aus Steele und Horst ab 10 Uhr zu einem Bürgergespräch ein.

Dazu wird in der Steeler City am Dreiringplatz ein Info-Stand errichtet. Hier wollen die Politiker mehr darüber erfahren, was den Menschen im Essener Osten am Herzen liegt.

Auch vor einer Bebauung der letzten Frischluftschneisen im Essener Osten warnen sie. Immer wieder auf den Planungstisch kommt die Mecklenbecks Wiese an der Grenze zu Freisenbruch, etwa 7,5 Hektar Ackerland zwischen Dahlhauser Straße, Sachsenring und S-Bahnlinie. Auch der Reibenkamp ist seit Längerem in Visier: Fünf Hektar könnten nach Ansicht von Verwaltung und Wirtschaftsförderung Raum für neue Wohnungen bieten. Wie es dann auf im Viertel zugehen soll, möchten sich Nicole Markner und Michaela Heuser lieber nicht ausdenken. Schon jetzt sei das Maximum erreicht. „Wie soll unser Stadtteil das noch verkraften?“, fragen sie.

Ein paar Ideen haben sie: Tempo-30-Zonen oder partielle Durchfahrtsbeschränkungen für Lkw, zum Beispiel am Beginn der Dahlhauser Straße. Sie sei eine Hauptroute zwischen Steele und dem Bochum-Dahlhausen und werde gern als Autobahn-Ausweichstrecke genutzt.

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