Essen-Kupferdreh. Der neue Bahnhof, Bänke, Mahnmal oder Spielplatz: Vandalismus trifft viele Bereiche in Kupferdreh – jetzt auch Denkmaltafeln der Bürgerschaft.
Erst war er wütend, nun macht es ihn nur noch traurig: Wieder einmal sind Denkmaltafeln der Bürgerschaft Kupferdreh beschmiert worden. „Dieses Mal aber geht der Dreck einfach nicht mehr ab“, sagt Johann Rainer Busch. Da es gleich vier Schilder am Baldeneysee betrifft, liegt der Schaden bei rund 1500 Euro. Erst kürzlich hatten die Mitglieder der Bürgerschaft eine Belohnung in Höhe von 500 Euro ausgelobt, nachdem das Mahnmal am Benderpark besprüht worden war. Sie hoffen, dass Bürger nicht wegschauen, wenn wie zuletzt ein Spielplatz, eine Lok der Hespertalbahn oder der Schaukasten am Pfarrheim besprüht werden.
Als Johann Rainer Busch die neuen Schmierereien an den Denkmaltafeln entdeckte, hat er wie schon so oft zunächst selbst zum Lappen gegriffen. „Aber selbst der Gebäudereiniger, der uns in solchen Fällen bereits mehrfach geholfen hat, hat die Buchstaben nicht entfernen können“, beschreibt der Kupferdreher. Einwände, man könne den Text der Tafel ja noch lesen, lässt er nicht gelten: „Es bleibt die Beschädigung von fremden Eigentum, kein dummer Jungenstreich.“ Und diese Fälle nehmen einfach nicht ab: „Sie zerstören auch das Bild des Stadtteils“, sagt Busch mit Blick auf den völlig mit Graffiti besprühten neuen Bahnhof und Aufkleber, die sich zu hunderten an beinahe jeder Ecke im Stadtteil fänden.
Viel Zeitaufwand und ehrenamtlicher Einsatz
Die aktuelle Tat zieht für die Bürgerschaft nun Kosten nach sich, die sie nicht mal eben stemmen könne. „Dieses Geld muss immer erst beschafft oder beantragt werden“, sagt Busch. Bislang habe es dafür Zuschüsse aus Mitteln der Bezirksvertretung, vereinzelt Spenden von Firmen und Privatleuten und auch Geld aus dem Topf der Heimatförderung des NRW-Kulturministeriums gegeben. Zudem bedeuten die Tafeln vor allem auch viel Zeitaufwand und ehrenamtlichen Einsatz, da sie entworfen, beantragt, bestellt und installiert werden müssen.
Rund 30 historische Tafeln sind in Kupferdreh inzwischen aufgestellt worden, die an die Geschichte im Stadtteil erinnern. „Die Schilder am See sind die ersten, die aufgestellt wurden“, sagt Johann Rainer Busch zum Projekt Denkmaltafeln, das auch in den Nachbarstadtteilen umgesetzt wird. Am Baldeneysee ist so am Kupferdeher Ufer auf den zwei Doppeltafeln die Historie der Hespertalbahn, der Zementfabrik Narjes und Bender sowie der Kupperdreher („gefährliche Drehung der Ruhr“) und der Phönixhütte nachzulesen. Ein Angebot, das Passanten nach wie vor gern annehmen, weiß der Stadtteilhistoriker auch aus Rückmeldungen.
Tafeln werden immer wieder beklebt oder auch verkratzt
„Es ist einfach traurig, dass andere so wenig Achtung vor fremden Eigentum haben. Während die einen sich große Mühe geben, etwas für die Allgemeinheit zu tun, sind andere auf Zerstörung aus“, sagt Busch, der mit den Mitgliedern der Bürgerschaft in Kupferdreh immer wieder auf die Missstände etwa am neuen Bahnhof hinweist. Auch die Denkmaltafeln trifft es nicht zum ersten Mal. „Immer wieder werden sie mit Aufklebern unleserlich gemacht, beschmiert oder sogar mit Nägeln zerkratzt“, beschreibt er.
Ob die Bürgerschaft die aktuell beschädigten Tafeln wird ersetzen können, ist nun ungewiss. Eine Anzeige bei der Polizei stehe noch aus. Nach dem kürzlichen Zeugenaufruf und der damit verbundenen Belohnung, habe es durchaus Hinweise zu den Schmierereien am Mahnmal gegeben. Ob sie zu den Tätern führen, bleibe abzuwarten. Fest steht aber, dass sich die Ehrenamtlichen nicht entmutigen lassen wollen: Die nächsten Denkmaltafeln für Byfang werden derzeit gefertigt. Auch an der Kampmannbrücke wird es eine Tafel geben.