Essen-Ruhrhalbinsel. Er holt Merkel nach Burgaltendorf und kümmert sich als Bezirksbürgermeister um die Ruhrhalbinsel: Manfred Kuhmichel würde 2020 erneut kandidieren.
Er holt Angela Merkel und Annegret Kramp-Karrenbauer nach Burgaltendorf und besucht 106-Jährige in Überruhr, um zum Geburtstag zu gratulieren: Als Bezirksbürgermeister kümmert sich Manfred Kuhmichel (76) nach 25 Jahren Schuldienst und 22 Jahren im Landtag politisch um die Ruhrhalbinsel und könnte sich im kommenden Jahr als Bezirksbürgermeister zur Wiederwahl stellen.
Herr Kuhmichel, waren Sie schon im Urlaub?
Manfred Kuhmichel: In diesem Sommer bleibe ich im Bezirk. Den lerne ich immer wieder besser kennen, wenn ich etwa wie kürzlich einer 106-Jährigen zum Geburtstag gratuliere und auf den Straßen in den Stadtteilen fahre. Solche Glückwünsche in Vertretung des Oberbürgermeisters überreiche ich ungefähr 15 Mal im Monat, das war jetzt meine Rekordfrau. Über das Parkverhalten in engen Straßen könnte man inzwischen Bücher schreiben (lacht).
Was motiviert Sie an Ihrem Amt?
Es ist der Einsatz für die Themen vor der Haustür und der ein oder andere Erfolg. Mir ist die persönliche Begegnung am „Kanaldeckel“ oder „Schlagloch“ wichtig, denn für viele Bürger ist das der erste Kontakt mit Politik. Damit nicht schon hier Frust entsteht, müssen wir die Gelegenheit nutzen, verstanden zu werden. Dabei ist mir der Zusammenhalt über Parteigrenzen hinweg wichtig.
Nicht jede Entscheidung, die im Rathaus fällt, können alle Bürger nachvollziehen. Dazu gehören das Thema Verkehr auf der Ruhrhalbinsel und die Hinweise auf gefährliche Abschnitte wie an der Byfanger oder Heisinger Straße, aber auch der Zustand mancher Straßen.
Diese Anliegen kommen natürlich bei uns in der Bezirksvertretung an. Wir machen Ortstermine, die ich moderiere, und wir nehmen die Sorgen ernst. Aber wir können natürlich nicht bei jedem Thema mit unseren Mitteln alle Wünsche erfüllen, die Bezirksvertretung hat einen Etat von 350.000 Euro.
Was erhält ein Bezirksbürgermeister?
700 Euro vor Steuern. Es bleibt ein Ehrenamt.
Sie leben in Burgaltendorf, sind privat auf der Ruhrhalbinsel unterwegs: Kommen die Menschen oft mit ihren Anliegen direkt auf Sie zu?
Es klingelt niemand an meiner Haustür. Und ich werde auch nicht verfolgt (lächelt). Meine E-Mail-Adresse ist aber öffentlich, es kann mich jeder anschreiben.
Welche Themen liegen derzeit auf der Ruhrhalbinsel an?
Die Sorge um die gewachsene Infrastruktur bewegt viele. Da gab es zuletzt unter dem Titel „Wo wollen wir wohnen“ auch nicht so gute Ideen. Dazu gehört es, in Burgaltendorf eine freie Fläche mit 100 Wohnungen zuzupflastern. Dieses Thema muss die Politik hier weiter im Auge behalten.
Bereits gebaut oder wieder geöffnet wurden die Brücken in Ihrem Bezirk und der Nachbarstadt Bochum.
An den Plänen für die Kampmannbrücke waren wir als Bezirksvertretung beteiligt. Die Brücke ist wirklich eine Landmarke geworden, die Pontonbrücke wieder zu eröffnen, war hingegen ein richtiger Kraftakt.
Gibt es Misserfolge in der politischen Arbeit auf der Ruhrhalbinsel, die Sie heute noch beschäftigen?
An einen Flop, der die Bezirksvertretung durchgeschüttelt hätte, erinnere ich mich nicht.
Ein großer Erfolg?
Das ist sicherlich der Begriff Ruhrhalbinsel, den wir für den Bezirk festgelegt haben und der sich inzwischen ebenso etabliert hat wie der Tag der Ruhrhalbinsel mit der Sternwanderung an Pfingstmontag. Im kommenden Jahr steht das Heisinger Rathaus im Mittelpunkt. Dafür habe ich die Bürgerschaften an den Tisch geholt und die Politik eingebunden, das haben wir gemeinsam auf die Beine gestellt.
Haben Sie einen Wunsch für die Ruhrhalbinsel?
Vieles kann so bleiben. Wir müssen aber darauf achten, dass wir junge Leute gewinnen, die sich der Idee Ruhrhalbinsel öffnen und die Themen in die Hand nehmen – das ist sinnvoller als den Kupferdreher Bahnhof voll zu sprühen.
Nach Burgaltendorf holen Sie in Ihrer Funktion als CDU-Ortsvorsitzender regelmäßig politische Prominenz: darunter Angela Merkel, Ursula von der Leyen oder zuletzt Annegret Kramp-Karrenbauer, die heute Kanzlerin, EU-Kommissionspräsidentin und Verteidigungsministerin sind. Wer darf als nächster auf den Karrieresprung hoffen?
(lacht) Im Januar kommt Innenminister Herbert Reul.
Wenn wir schon auf 2020 blicken: Wie geht es politisch mit Ihnen weiter?
Mit meiner politischen Biografie ist es so, dass ich stets gefragt worden bin, ob ich für das jeweilige Amt kandidieren würde: ob Essener Rat, Landtag oder zuletzt für die Position des Bezirksbürgermeisters. Als ich 2012 aus dem Landtag ausgeschieden bin, hatte ich ja mein berufliches Leben gelebt. Wenn mich also nun im kommenden Jahr jemand fragt, schließe ich nicht aus, erneut für das Ehrenamt zu kandidieren. Ich würde es gern machen.