Essen-Kupferdreh. Ob alte Fahnen oder historische Zechenbücher: Die Archivmitglieder in Kupferdreh freuen sich über Funde, die von der Stadtteilgeschichte zeugen.
Für Johann Rainer Busch hat sich schon so mancher Dachbodenfund als wertvolles Zeitdokument erwiesen: Akribisch sammelt der 70-Jährige Bücher, Fahnen oder Bilder - nicht aus Eigeninteresse, sondern um die Stadtteilhistorie zu bewahren. Er leitet bei der Kupferdreher Bürgerschaft den Arbeitskreis Heimatkunde und Archiv und weiß nur zu gut, dass manche Schätze im Container landen und lädt daher alle ein, alte Bücher wie Bilder doch ins Archiv zu bringen: „Wegschmeißen können wir das dann immer noch“, sagt er ganz pragmatisch.
Das Kupferdreher Archiv und die Bürgerschaft
Das Archiv der Kupferdreher Bürgerschaft befindet sich im Gebäude des Mineralien-Museums, Kupferdreher Straße, 141/143. Sprechstunde für Bürger bieten die Mitglieder dienstags, von 10 bis 12 Uhr an.
Die Bürgerschaft Kupferdreh lobt zudem weiterhin 500 Euro Belohnung aus, weil das Kupferdreher Ehrenmal besprüht worden ist. Die Mitglieder bitten um Hinweise von Zeugen, die etwas beobachtet haben, an die Polizei oder die Bürgerschaft.
Kontakt und Infos: https://buergerschaft-kupferdreh.de/
Sicherlich nicht im Müll werden Fahne von 1892, Fotos und Taktstock landen, die von der langjährigen Geschichte des Männergesangvereins Cäcilia Kupferdreh zeugen, als der sich jüngst aufgelöst hat. Das sind die neusten Zugänge, die Johann Rainer Busch derzeit sortiert, einordnet und aufbewahrt im Archiv, das sich im Dachboden über dem Mineralienmuseum befindet. Einst war das die Wohnung in der Hinsbeckschule, in der erst der Rektor, später der Hausmeister lebte, dann wurde sie zum Atelier, bevor die Heimatforscher sie bezogen.
Archiv zur Stadtteilhistorie wird seit 30 Jahren aufgebaut
Seit drei Jahrzehnten befüllt nun Johann Rainer Busch die Regale mit Dokumenten zu den Kupferdreher Schulen, Vereinen, der Eisenbahngeschichte sowie der Zechenhistorie. Pokale von Schützenvereinen zählen ebenso dazu wie die 116 Holztafeln, die auf acht mal drei Metern das Ruhrtal zeigen.
„Gedächtnis des Stadtteils“, nennt Peter Bree, ebenfalls langjähriger Mitarbeiter des Archivs, den 70-Jährigen augenzwinkernd. Und für dessen Führungen, Denkmalpfade oder Bücher (25 sind es inzwischen) interessieren sich längst nicht nur zahlreiche Bürger, auch das Denkmalamt klopft regelmäßig an.
Johann Rainer Busch ist in Steele geboren und in Überruhr aufgewachsen. „Die Wurzeln meiner Familie liegen aber in Kupferdreh.“ Hier kamen der Vater und auch schon der Großvater zur Welt, der am Alten Bahnhof lebte (heute Gaststätte Lukas). Im Keller des Vaters wiederum (an der Zeche Heinrich in Überruhr) entdeckte der Sohn einst alte Zechenbücher, die inzwischen im Bochumer Bergbaumuseum zu finden sind.
Ein Holzmodell von 1955 zeigt den Anbau der Kirche St. Josef
Mag sein, dass diese damals sein historisches Interesse weckten. Fest steht aber, dass er spätestens seit 1988, als er nach Kupferdreh zog und auch zur Bürgerschaft kam („sie hatten mich gleich am Fliegenfänger“), nicht mehr von der Geschichte des Stadtteils lassen kann. Gleichwohl gesteht er, dass er sich durchaus so langsam nach einem Nachfolger umschaue, der sich für die Geschichte des Stadtteils begeistere und den er mitnichten gleich allein mit den gesammelten Werken lassen möchte.
Ob das alte Kassenbuch der Bürgermeisterei von 1921, die Fahnensammlung oder das Holzmodell des Kirchenanbaus von St. Josef von 1955. „Die alten Stücke und Schriften aber zeigen uns, wie es früher gewesen ist“, erklärt er zu seiner Leidenschaft, als im Archiv ein Besucher ein Zechenbuch abgibt – wieder so ein Glücksgriff fürs Archiv.
Es fehlen die Protokollbücher der Bürgerschaft Kupferdreh
„Die Protokolle darin belegen die Historie der Zeche Victoria im Deilbachtal“, freut sich der Heimatforscher über das vergilbte Werk, in dem die ersten Einträge von 1855 stammen und die für ihn nun wieder viele Stunden Lesestoff bedeuten. Was ihnen allerdings noch fehlt, sind neben alten Bänden der früheren Kupferdreher Zeitung („wo das Archiv ist, weiß niemand“) vor allem auch die Protokollbücher ihrer Bürgerschaft Kupferdreh.