Essen-Steele. . Klaus Henscheid hat eine besondere Beziehung zu dem Heiligen, den er verkörpert. Der Nikolaus kommt bald wieder per Hubschrauber.
Es ist die spektakulärste Nikolaus-Show in der Stadt: In Steele kommt der Mann im roten Gewand weder zu Fuß, noch mit dem Rad, sondern wird exklusiv mit dem Hubschrauber eingeflogen. Doch was für die zahlreichen Zuschauer ein Vergnügen ist, ist für den Nikolaus alias Klaus Henscheid der schwierigste Part: „Fliegen ist so gar nicht meins“, sagt er, „aber Gott sei Dank braucht der Helikopter von Mülheim bis zu den Ruhrwiesen nur zehn Minuten“. Und die klatschende Menge, die ihn empfängt, lässt das unangenehme Bauchgrummeln schnell vergessen.
Der Hubschrauber ist beileibe nicht das einzige Gefährt, das der 72-Jährige im Laufe seines 40-jährigen Nikolaus-Daseins bestiegen hat. „Ich bin schon mit der Kutsche, auf einem Roller, mit einer Kindereisenbahn und einem Hundeschlitten nach Steele gekommen.“ An letzteres Transportmittel erinnert er sich besonders gut, „da saß die damalige Oberbürgermeisterin Annette Jäger neben mir und wäre fast ‘rausgefallen“.
Das ist nur eine Anekdote von vielen, die Henscheid, der in Steele dank seiner „Fischskihasenantikbuchpapageienkruzifixsämereienhandlung“ bekannt ist wie ein bunter Hund, in den vier Jahrzehnten erlebt hat. Mal hat ihn Knecht Ruprecht eskortiert, dann Hans Muff. Als die dunklen Gesellen bei den Kindern nicht mehr so gut ankamen, wurden sie vor acht Jahren von einem hübschen Engel abgelöst. Auch sonst hatte Klaus Henscheid alias Nikolaus viel prominente Begleitung. „Bis auf Thomas Kufen war eigentlich jeder Essener Oberbürgermeister der letzten 40 Jahre dabei. Und gefühlt sind auch alle Schlagersternchen dieser Erde mit mir geflogen.“
Kaufmann hat besonderen Zugang zu dem Heiligen
Dass er überhaupt schon vier Jahrzehnte lang den Nikolaus mit Würde und Begeisterung gibt, hat nicht nur etwas mit seinem Engagement für seinen Geburtsort Steele zu tun. Sein besonderer Zugang zu dem Heiligen erklärt sich, wenn man seinen Taufschein sieht: Nicolaus Henscheid, steht da drauf, geboren am Nikolausabend, 5. Dezember 1946. „Das ist doch der Beleg: Wenn es einen wahren Nikolausdarsteller in Essen gibt, dann bin ich das ja wohl.“ Die Urkunde fand er erst vor zwei Jahren in den Unterlagen seiner verstorbenen Eltern. Bis dato wusste Henscheid, den alle seit seiner Geburt nur als Klaus kennen, nichts von seinem Taufnamen.
Sein Amt als Nikolaus will der Steeler beibehalten
Der Taufschein ist jetzt eine zusätzliche Aufforderung an ihn, auch noch in den nächsten Jahren Rauschebart, pelzbeflockte Stiefel und das rote Samtgewand anzulegen, um mitten im Getümmel des Steeler Weihnachtsmarktes eine Audienz abzuhalten und kleine Geschenke an die wartenden Kinder zu verteilen.
Und, wie es mittlerweile Mode ist, muss Nicolaus Henscheid immer öfter für ein Selfie stillhalten. Auch das tut er mit der seiner Rolle entsprechenden Noblesse und Güte.
Der Nikolaus landet wie jedes Jahr pünktlich am Donnerstag, 6. Dezember, 15 Uhr, auf den Ruhrwiesen beim Steeler Schwimmverein. Anschließend steigt er in die Pferdekutsche und fährt zum Weihnachtsmarkt in Steele. Dort hält er von 16 bis 17 Uhr seine Audienz ab, lässt die Kinder Lieder und Gedichte vortragen und verteilt Geschenke.