Essen-Überruhr. . Vor 25 Jahren wurde Gereon Alter in Rom zum Priester geweiht. Im Gespräch verrät der Pfarrer der Gemeinde Überruhr, was ihn dazu bewogen hat.

Die leichte Bräune im Gesicht hat Pfarrer Gereon Alter aus Italien mitgebracht. „Aber hier in Essen ist es nicht weniger sonnig“, stellt der 51-Jährige lachend fest, als er mit dem Fotografen dieser Zeitung einen passenden Standort für das Fotoshooting sucht.

15 Jahre ist der letzte Besuch in Rom her, jetzt zum Silberjubiläum seiner Priesterweihe ist er in dieser Woche wieder dort gewesen. Auf Revivaltour.

Immer am 10. Oktober werden nämlich die Absolventen des „Pontificum Collegium Germanicum et Hungaricum“ zum Priester geweiht. „Wir waren 18 Leute im Weihe-Kurs, immerhin zwölf waren jetzt bei der Tour dabei.“ Der Kontakt zu vielen der Kommilitonen ist nach wie vor da, „das ist der Vorteil dieses internationalen Studiums“.

Ausbildung im päpstlichen Kolleg

Wie hat es den in Gelsenkirchen groß gewordenen Gereon Alter nach Rom zum Theologiestudium verschlagen? Und wie kam es überhaupt zu der Entscheidung, Priester zu werden? „Die fiel kurz vor dem Abi“, erzählt Alter. Er hätte auch gern Medizin studiert, „mit dem Bio-Leistungskurs hatte ich schon die Weichen gestellt.“ Schwerer wog aber die Begeisterung für die Theologie. Die kam durch den Pfarrer der Heimatgemeinde. „Der war sehr volkskirchlich.“ In seiner Jugend engagierte sich Gereon Alter bei den Pfadfindern und in der Jugendband, gab Nachhilfe für Kinder aus Sinti- und Romafamilien.

Der Religions- und Philosophielehrer in der Oberstufe wusste ihn für den theologischen Hintergrund zu begeistern. Gereon Alter begann ein Studium in Bochum. Als sich kurze Zeit später die Chance eröffnete, in Rom am päpstlichen Kolleg die Priesterausbildung zu absolvieren, griff er zu. „Obwohl Rom immer mit dem Vatikan und einer konservativen Kurie gleichgesetzt wird. Das war nicht meins.“

Rom kennen und schätzen gelernt

In den fünf Studienjahren habe er aber auch ein anderes Rom kennen und schätzen gelernt. „Die Seminaristen kommen aus 95 Nationen, das ist einfach spannend, mit denen zu diskutieren.“ Der Spaß an der Wissenschaft tat ein Übriges, die Zeit in der italienischen Metropole („die auch stressig sein kann“) für ihn zu einer wertvollen Erfahrung werden zu lassen. Der Besuch der Sehenswürdigkeiten gehörte natürlich ebenfalls dazu. „Am schönsten fand ich aber den weiten Blick von der Dachterrasse des Collegiums.“

Zurück in Deutschland arbeitete er als Kaplan in der Gemeinde St. Lamberti in Gladbeck sowie in den Essener Pfarreien St. Bonifatius (Huttrop) und St. Mariä Empfängnis (Holsterhausen). Seit 2011 ist Alter als Pfarrer in der Gemeinde St. Josef auf der Ruhrhalbinsel tätig. Eine Aufgabe, die ihm Freude bereitet, die aber in Bezug auf die Neuordnung der Gemeinde auch viele Diskussionen mit sich bringe.

Den Entschluss nicht bereut

Bereut hat er die Entscheidung für das Priestertum – und damit für ein Leben im Zölibat – nicht. „Klar hat es auch bei mir Momente gegeben, wo ich mir Zweisamkeit gewünscht hätte.“ Aber das sehr weite Netz an freundschaftlichen Beziehungen möchte er nicht mehr missen. Für eine zukunftsfähige Kirche wünsche er sich allerdings. „dass die Kirche den Priestern freistellt, ob sie im Zölibat leben wollen oder nicht“.

Wer Gereon Alters Auftritte beim „Wort zum Sonntag“ im Ersten gern sieht – diese Aufgabe wird er noch weitere drei Jahre übernehmen. „Obwohl ich lieber Leute vor mir habe bei meiner Predigt.“

>> Feier zum Silberjubiläum

Mit einer festlichen Heiligen Messe feiert die katholische Pfarrei St. Josef Essen Ruhrhalbinsel das silberne Priesterjubiläum von Pfarrer Gereon Alter: am Sonntag, 14. Oktober, um 11.30 Uhr in der Kirche St. Suitbert, Klapperstraße 70A.

Anschließend laden Kirchenvorstand, Pfarrgemeinderat und Gemeinderat St. Suitbert zu einem kleinen Imbiss und zur Begegnung auf dem Kirchplatz (Klapperstraße 70) ein.