Essen-Kupferdreh. . Bergbauspuren an der Kupferdreher Straße: Ortshistoriker ordnet sie der früheren Zeche Adler zu. Fundort liegt neben der Karl-Funke-Stiftung.
Kaum ist das neue Buch von Ortshistoriker Johann Rainer Busch über den Steinkohlebergbau in Kupferdreh und Byfang erschienen, da haben Bauarbeiter einen alten Stollen ausgegraben. Neben der Hausnummer 243 ist nun der gemauerte Eingang gut erkennbar und damit ein Stück Stadtteilgeschichte freigelegt.
Die Stadt hat inzwischen überprüft, ob es sich um einen Luftschutzschacht handeln könnte und ob ein eventueller Zugang gefährlich sein könnte, sagt Stadtsprecherin Jasmin Trilling. Da nach Sichtung der Pläne und einem Ortstermin alles für einen Stollen spreche, sei dies Sache der Bezirksregierung.
„Es ist ein Stollen der Zeche Schwarze Adler“
Sobald die Dienststelle in Arnsberg die Information erhalte, beginne die Recherche, sagt Andreas Nörthen, Sprecher der dortigen Bergbauabteilung, zum Ablauf. Dann gehe es etwa darum, ob ein Rechtsnachfolger des alten Bergbauunternehmens existiere oder ob es bei dem Grundstück darum gehe, es baureif zu machen. Dann wäre der Bauherr verantwortlich. „Ist es ein verlassener Bergbaustollen, sind wir für die Gefahrenabwehr zuständig“, sagt Nörthen. Auf jeden Fall rücke ein Ingenieur aus, und parallel schauten Experten, ob der Stollen verzeichnet sei.
Zum historischen Hintergrund erklärt Johann Rainer Busch: „Es ist ein
Stollen der Zeche Schwarze Adler.“ Links davon steht heute vor dem Berghang das Haus (Karl-Funke-Stiftung), das 1903 gebaut worden ist. Möllney heiße dieser Bereich. „Dieser Name bezieht sich auf eine hier früher befindliche uralte Mühle“, schreibt der Historiker in seinem Buch. An dieser Stelle befanden sich einst neben Fachwerkhäusern eine Schmiede Möllney, diese war der Nachfolger der Mühle. Mit dem Neubau für die Stiftung Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Gebäude abgerissen und der Bach unter der Erde verrohrt. Diese fließt auch heute noch unter der Straße Deilbachbrücke in den Deilbach.
„Das Telefon hat bei mir sofort geklingelt“
Stollen gebe es in dem Bereich mehrere, sagt Busch. Immerhin gebe es Dokumente, nach denen die Zeche Adler bereits im 16. Jahrhundert erwähnt sei. „In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fand hier rege Bergbautätigkeit statt. Es wurde in zwei Stollen und zwei kleinen Schächten (Friedrich und Wilhelm) gefördert, hat er in seinem Buch geschrieben und ist nach der Freilegung überzeugt: „Das muss die Tagesöffnung Friedrich sein.“ Es handele sich offenbar um den Flöz Vierfußbank und vorn vor dem Zugang verortet der Hobbyhistoriker den Schacht Wilhelm.
Auch für den Kupferdreher ist diese Entdeckung spannend, mit der er sich zuvor anhand von alten Plänen und Karten befasst hat. Als vor wenigen Tagen der Zugang zu Tage trat, „da hat das Telefon bei mir sofort geklingelt“. Den rund gemauerten Zugang schätzt er als sehr alt ein, hat ihn fotografiert und die neuen Bilder im Archiv einsortiert: „Für das Buch kommen die Bilder ohnehin zu spät.“ Sein nächstes Werk soll dann von den Baustellen in Kupferdreh handeln.
>>EIN RÜCKBLICK AUF DIE KARL-FUNKE-STIFTUNG
Ein privater Investor saniert seit einigen Jahren das Gebäude Kupferdreher Straße 243, ehemals Karl-Funke-Stiftung.
Im Jahr 1915 diente es als Feldlazarett und Nebenstelle des örtlichen Krankenhauses; später war es auch Ev. Gemeindehaus.