Essen-Überruhr. . In der Siedlung „Am Heinrichpark“ warten die Kunden seit Monaten auf ihren Glasfaseranschluss. Die Telekom räumt „interne Buchungsfehler“ ein.

Ein Leben ohne Internet und Telefon kann sich heute eigentlich niemand mehr vorstellen. Für die Bewohner der Neubausiedlung „Am Heinrichpark“ nahe der Langenberger Straße in Überruhr ist dies jedoch triste Realität. Seit Monaten warten sie darauf, dass die Telekom ihre Glasfaserleitung aktiviert und sie online sind. Doch nun ist ihre Geduld erschöpft.

Gebaut wurde die Siedlung im vergangenen Jahr. Sieben Einfamilienhäuser, sieben Reihenhäuser, und drei Mehrfamilienhäuser mit 46 Wohnungen. In einer davon wohnt Sebastian Bühne. Der IT-Student zog Anfang Juni in die Eigentumswohnung, „die sich meine Eltern als Altersvorsorge gekauft haben.“ Seinen Vertrag mit der Telekom schloss der 25-Jährige bereits im April ab. „Am 11. Juni sollte ein Techniker die Leitung anschließen, sagte aber einen Tag vorher per SMS ab.“ Als auch der neue Termin nur Tage später platzte, reklamierte Bühne – via Handy. „Inzwischen hatte man meinen Vertrag storniert und in einen kabelgebundenen VDSL-Vertrag umgewandelt.“ Doch da die Siedlung ausnahmslos mit Glasfaser versorgt wird, sei dieser völlig nutzlos. „Seitdem habe ich gar keinen Vertrag mehr“, hadert Bühne.

Kein Internet, kein Telefon und kein Fernsehen

Der Student befragte seine Nachbarn – und wurde prompt fündig. Heike Ewertz, die schon Mitte März einzog, hat bereits einen Odyssee durch die Telekom-Verwaltung hinter sich: „Ich habe neben dem Internet sogar noch ein Fernseh-Paket dazu gebucht, doch funktionieren tut nichts.“ Anrufe bei der Hotline und Mails blieben unbeantwortet. Erst nach einen Brief mit Rückschein an die Geschäftsführung reagierte die Telekom: „Mein Fall sei nicht bekannt, hieß es nach Rücksprache.“ Dennoch erhält sie regelmäßig Mahnungen, „für einen Anschluss, den ich gar nicht habe“.

Auch in diesem Mehrfamilienhaus Am Heinrichpark in Überruhr funktioniert die Glasfaserleitung nicht.
Auch in diesem Mehrfamilienhaus Am Heinrichpark in Überruhr funktioniert die Glasfaserleitung nicht. © Andre Hirtz

Ähnlich erging es Patrick Schneider. „Mein erster Vertrag wurde gestrichen, weil er im System nicht zu finden war.“ Ein Techniker, der das Glasfaser-Modem anschließen wollte, zog unverrichteter Dinge ab, weil die Anlage nicht funktionierte. Zwischenzeitlich schickte die Telekom einen Gutschein fürs Handy, die Leitung im Haus blieb tot. Nun wartet Patrick Schneider auf den dritten Besuch. Dafür fehlt ihm jedes Verständnis. „Das ist hier ja kein Sozialbau, da muss es doch Testläufe geben im Vorfeld. Ich als Selbstständiger könnte meine Projekte so jedenfalls nicht koordinieren.“

„Das ist eine Katastrophe. Man fühlt sich veralbert“

Als „Katastrophe“ bezeichnet Heike Arnold, die erste Mieterin im Haus, die Lage. „Man fühlt sich veralbert“, bestätigt ihr Mann Andrè. Mit halb Deutschland sei er in der Hotline verbunden worden – ohne Erfolg. Was ihn nervt: „Man muss ständig hinterherlaufen.“

Telekom-Sprecher Andreas Middel: „Es handelt sich hier nicht um ein technisches Problem, sondern um einen internen Fehler unseres Systems. Die Verträge hätten nie so früh abgeschlossen werden dürfen, da die Glasfaserleitung noch nicht scharfgestellt war. Doch das ist allein unser Fehler.“ Bedauerlicherweise müssten die Verträge erst erneuert werden, bevor die Leitung aktiviert werden könne. „Das hat für zusätzliche Verwirrungen gesorgt. Wir müssen uns entschuldigen und bieten Gutschriften an.“

Laut Middel sind derzeit 15 betroffene Kunden bekannt, doch die Dunkelziffer liegt wohl deutlich höher. Sebastian Bühne besitzt eine leistungsstarke Antenne, hat damit alle Mehrfamilienhäuser gescannt. „Ein Router ist auch ein Hotspot. Davon habe ich nur vier gefunden – von 46 möglichen.“ Dies bestätigt auch die Telekom. Middel: „Die Leitungen sollen zwischen dem 4. und 17. Juli freigeschaltet werden.“ Bühne hat sich nun in einen Hotspot eingemietet. „Dafür bezahle ich 30 Euro pro Monat. Mit dem von der Telekom gewährten Guthaben von 30 Gigabyte kommen ich nicht weit.“

>> VIELE KUNDEN BETROFFEN

Nur vier Anwohner sind derzeit nachweislich online. Dies erklärt die Telekom damit, dass sie ihre Verträge erst abschlossen, als die Glasfaserleitung aktiviert war. Dadurch mussten die Verträge nicht erneuert werden.

Die enttäuschten Kunden könnten den Anbieter erst dann wechseln, wenn sie einen gültigen Vertrag haben.