Essen-Freisenbruch/Horst. . Bergmannsfeld wird 50: Eine Schau von Klaus Geiser zeigt die einstige Mustersiedlung, beschreibt die Entwicklung und verschweigt Probleme nicht.
Zum 50. Geburtstag des Bergmannsfeldes nimmt Klaus Geiser (80) die Bewohner und alle Interessierten mit auf „eine kleine Zeitreise vom Feld zur Siedlung“. Diesen Titel hat er für die Ausstellung gewählt, die in Bildern und Texten die Entstehung und Entwicklung des Bergmannsfeldes zeigt. Zu sehen ist sie am 9. und 10. Juni im Bürgerhaus Oststadt, Schultenweg 37-41, von 10 bis 18 Uhr. Eröffnet wird sie am 8. Juni, 17 Uhr.
Modern und lebenswert, so lautete 1966 die Grundidee für das Bauvorhaben in Freisenbruch: „Geplant waren hohe Häuser mit großen Wohnungen, damit ausreichend Platz für das Grün vor der Tür bleibt“, beschreibt Klaus Geiser, der selbst 1950 aus Köln nach Essen zog und seit 1979 in Horst unweit des Hörsterfeldes lebt. Seit zehn Jahren gehört er zum Steeler Archiv, historisch interessiert sei er aber schon immer gewesen.
Herbst-Schau bereits vorbereitet
Der gelernte Schauwerbegestalter und ehrenamtliche DRK-Mitarbeiter hat bereits viele Ausstellungen zum Thema Kochen und Küchen im vergangenen Jahrhundert, zum Bergbau oder auch den früheren Steeler Kneipen präsentiert. Zu seinem privaten Archiv zählen allein 25 Ordner mit Steeler Dokumenten wie Bildern, in zwölf Ordnern ist die Historie Horsts abgeheftet. Die Stellwände mit Rüttenscheider Motiven und alten Grugapark-Postkarten stehen schon für eine Herbst-Schau bereit. „Der letzte Tag einer Ausstellung bedeutet immer den Beginn der nächsten“, sagt Klaus Geiser und hat zunächst das Bergmannsfeld im Blick.
Wo einst Landwirte ihre Höfe, Felder, Wälder und Obstwiesen hatten, entstanden elfgeschossige Hochhäuser sowie vier- bis achtgeschossige Mehrfamilienhäuser, hat Klaus Geiser notiert. Bauer Bergmann habe damals Land an die Stadt verkauft, die das Wohnungsbauunternehmen Neue Heimat beauftragt habe. „Am Philosophenweg stand die Zementfabrik, die die Platten für die Neubauten fertigte.“ Eine Mustersiedlung entstand, das Baukonzept wurde preisgekrönt.
Bergmannsfeld wurde zum Europaviertel
Doch das zunächst so beliebte Bergmannsfeld und die gewachsene
Gemeinschaft wichen im Laufe der Zeit einem Ruf als schlechte Wohngegend. Zur Geschichte der Siedlung zählen auch die Pleite des Eigentümers in den 1980ern und die Übernahme der 1840 Einheiten von den Wohnungsgesellschaften LEG, Gagfah und Häusser Bau. „Durch den fehlenden Fortschritt veränderte sich leider auch das Leben im Bergmannsfeld“, sagt der 80-Jährige. Statt guter Nachbarschaft gab es Sanierungsstau und steigende Kriminalität.
Abhilfe sollten Modernisierungen sowie neue Quartiere schaffen: 2009 vereinbarten die LEG-Mieter, dass das Bergmannsfeld zum Europaviertel wird. Heute leben hier Menschen aus zahlreichen Nationen, manche Familien und Senioren seit Jahrzehnten, andere zogen jüngst aus einer Flüchtlingsunterkunft nach Freisenbruch und fanden hier ein Zuhause. Bleibe zu hoffen, sagt Geiser, dass der Eigentümer weiterhin in die Siedlung investiere, damit diese nicht wieder ins Negative kippe.
Menschen, die anpacken, gibt es: „Vieles wäre ohne die Hilfe von Ehrenamtlichen, Lehrern und Anwohnern hier nicht möglich“, beschreibt Klaus Geiser und nennt das Bürgerhaus Oststadt sowie das Schwimmzentrum als Beispiele. Auch die Einrichtungen sind Teil seiner Ausstellung, für die er Texte verfasst, Bilder entwickelt und vergrößert hat, um sie neben die historischen Stadtkarten zu hängen – darunter auch Pläne, auf denen das Bergmannsfeld noch der Acker vom Hof Bergmann gewesen ist.
Nachbarschaftsfest mit Kaffeetafel und Bimmelbahn-Fahrten
Die Nachbarn im Bergmannsfeld feiern am 9. und 10. Juni das 50-jährige Bestehen ihrer Siedlung. „Es handelt sich um ein umgekehrtes Stadtteilfest“, erklärt Roswitha Paas, die im Stadtteilbüro des Caritasverbandes arbeitet. Die Institutionen seien also nicht auf einem Platz versammelt, vielmehr könnten sich Besucher auf den Weg zu den Einrichtungen vor Ort machen.
Auf der Erasmusstraße wird es am Samstag, 9. Juni, von 14 bis 17 Uhr einen bunten Nachmittag samt Kaffeetafel geben. Die Straße wird dazu ab Ecke Jaspersweg bis zur Schule gesperrt und verwandelt sich in eine gemütliche Kaffeetafel für alle Bewohner aus dem Bergmannsfeld. Biertische und -bänke werden aneinander gereiht und geschmückt. Die Nachbarn sind eingeladen, selbst etwas zu essen und zu trinken mitzubringen und mit den Tischnachbarn ins Gespräch zu kommen. Begleitend gibt es viele kleine Aktionen mit Musikern, Zauberern, und Ballontierkünstlern sowie Popcorn- und Seifenblasenstand. Als besondere Angebote warten auf die Kinder ein Streichelbauernhof und ein Nostalgiekarussell. Was die Bewohner für das Nachbarschafts-Picknick mitbringen sollten: Kuchen, Kaffee, Tee, Teller, Becher, Gabeln und Löffel.
Entdeckungstour mit dem Planwagen
„Stadtteil in Bewegung“ heißt es dann am Sonntag, 10. Juni, von 14 bis 18 Uhr. Dann sind alle zu einer Entdeckungstour durch das Bergmannsfeld zu Fuß, mit der Bimmelbahn oder dem Planwagen eingeladen und können die verschiedenen Akteure aus dem Stadtteil kennenlernen. Mit dabei sind der Aktivspielplatz, das Bürgerhaus Oststadt, der TC Freisenbruch, die MTG Horst, die Kita Sachsenring, die Kindertagesstätten Kunterbunt und Hl. Dreifaltigkeit, die Schule im Bergmannsfeld, die katholische und evangelische Gemeinde sowie das Wohnungsunternehmen LEG.
Nach der Begrüßung des Bezirksbürgermeisters Gerd Hampel (14 Uhr) gibt es ein interreligiöses Friedensgebet, an dem sich alle religiösen Gruppen im Stadtteil beteiligt werden. Danach können alle die Angebote an den verschiedenen Stationen erkunden und jeweils ein kleines Rätsel lösen, um am Ende ein Lösungswort herauszufinden. Um 17.30 Uhr findet die Preisverleihung auf dem Schulhof statt.