Essen-Bochold. . Ein Jahr lang erneuerten die Stadtwerke Leitungen in der Mühlenaue. Nun geht es weiter bei den Nachbarn, die Dreck und gesperrte Wege befürchten.

Der Mühlengrund gilt als ruhiges Plätzchen im Grünen. Der nahe Borbecker Mühlenbach wird schon bald vom Abwasser befreit. Doch im Rahmen der Neugestaltung dürfte es für die Anwohner nun ungemütlich werden, denn die Stadtwerke erneuern bis hin zur Bocholder Straße das Leitungssystem. In der benachbarten Mühlenaue ist dies bereits geschehen, „doch nun zieht die Karawane weiter“, erklärt Stadtwerke-Sprecher Dirk Pomplun, der mit einem weiteren Jahr Bauzeit rechnet.

Fragt man die Hausbesitzer in der Mühlenaue, lässt sich erahnen, was auf die Nachbarn zukommt: Baulärm, viel Dreck und zeitweise Vollsperrungen der Straße. Hinzu kommt die Angst, die Baugeräte und Fahrzeuge könnten die Häuser beschädigen, denn diese stehen im Mühlengrund noch viel enger an der Straße als in der Mühlenaue.

Doch größer ist die Angst vor Erdbewegungen und möglichen Rissen in den Hausfundamenten. „Bislang gab es nur einen Vorfall in einem Haus, doch viele Schäden entlang der Straße“, sagt Anwohner Carsten Kindermann. So seien an einigen Stellen der Mühlenaue Teile der Gärten abgesackt.

Extreme Baubedingungen vor Ort

Was sich nicht völlig vermeiden lässt: „Wir arbeiten unter extremen Bedingungen und verlegen Rohre von bis zu 1,20 Meter Durchmesser“, erklärt Pomplun. Bis zu sechs Meter tief sind die Baugruben. „Da wackeln die Wände und die Kaffeetasse in der Hand“, sagt Nachbarin Erika Schlusnus. Ein weiteres Problem: Bereits in zweieinhalb Metern Tiefe stoßen die Arbeiter auf Grundwasser, das kontinuierlich abgepumpt werden muss. Pomplun: „Der Schluffboden vor Ort wird extrem matschig, wenn er feucht wird. Wir müssen daher die Baugruben trocken halten.“

Carsten Kindermann (links) und Karl-Heinz Höchtl  haben das Schlimmste in der Mühlenaue schon hinter sich.
Carsten Kindermann (links) und Karl-Heinz Höchtl haben das Schlimmste in der Mühlenaue schon hinter sich. © Klaus Micke

Gerade dieser Grundwasserandrang habe zu den meisten Schäden geführt. Mitte 2017 wurde sogar ein Baustopp ausgesprochen, als sich die Hausbesitzer in ihrer Not an die Bezirksregierung in Düsseldorf wandten. Im Mühlengrund wird daher ab sofort mit Spundwänden gearbeitet, die das Erdreich weiter stabilisieren sollen. Dazu werden kontinuierliche Erschütterungsmessungen von einem Statiker und einem Baugrundgutachter durchgeführt.

Doch all dies hat die Baustellenzeit empfindlich verlängert und damit die Bewohner auf eine noch härtere Nervenprobe gestellt. Eine Nachbarin berichtet zudem von einem Bombenfund. Direkt vor ihrer Haustür, gleich zu Beginn der Baustelle. „Damals durfte ich mein Haus nicht verlassen“, erinnert sich die 87-Jährige an den Einsatz von Polizei und Feuerwehr. Zum Glück besaß der Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg keinen Zünder. „Doch der Bauarbeiter hat am ganzen Körper gezittert.“

Kein Vorwurf an die Bauarbeiter und Stadtwerke

Der Baufirma und den Stadtwerken macht niemand einen Vorwurf. Die Arbeiter seien stets freundlich und hilfsbereit, heißt es. „Die Baustelle ist nun mal notwendig, da müssen alle durch“, sagt Karl-Heinz Höchtl. Der wohnt zwar am Pappelweg, „doch wer zum Mühlengrund will, muss zwingend durch unsere Straße“.

Als Geschäftsführer der Siedlergemeinschaft Mühlengrund hat Höchtl einen guten Einblick in die Befindlichkeiten der Menschen: „Die einen sind froh, wenn die Baustelle endlich fertig ist, die anderen sorgen sich verständlicherweise um ihre Häuser und ihr Eigentum.“ Doch sie alle eint die Aussicht, dass der Borbecker Mühlenbach irgendwann wieder sauber durch ihre grüne Oase fließt – und endlich wieder Ruhe einkehrt am Mühlengrund und der Mühlenaue.