Essen-Kray/Frillendorf. Jörg Behring ist Bezirksdienstbeamter der Polizei im Stadtteil Frillendorf. Kitabesuche und Kontrollen nach häuslicher Gewalt gehören zum Job.

Haftbefehle oder Radfahrtraining, Einsätze mit dem Ordnungsamt oder Verkehrserziehung in der Kita: Wenn Jörg Behring (57) im Dienst ist, sind seine Aufgaben so vielfältig wie verschieden. Der Polizeihauptkommissar arbeitet als Bezirksbeamter auf der Krayer Wache und ist vor allem für den Stadtteil Frillendorf verantwortlich.

Gerade hat er an der Regenbogenschule gedankenlose Eltern auf die Gefahren hingewiesen, da sie im Halteverbot standen, um „mal eben“ ihr Kind aussteigen zu lassen. Am Tag zuvor beschäftigten ihn abgemagerte Hunde, die er gemeinsam mit der Stadt aus einer Wohnung befreit hat. Einen Tag später sprach er in der Kita über Verkehrsregeln, während er wegen eines Vorführbefehls jüngst bis nach Mannheim fuhr. „Wenn jemand seinen Gerichtstermin nicht wahrnimmt, stellt der Richter diesen Befehl aus. Wir bringen die Person aus Essen dann an den Ort, wo das Verfahren stattfindet“, erklärt der Hauptkommissar zu einer seiner Aufgaben.

Im Sommer 2017 kam er nach Kray

Angefangen hat der Stoppenberger 1976 bei der Polizei, war zunächst in Düsseldorf im Objektschutz und in der Altstadt im Einsatz. Seine berufliche Laufbahn führte ihn unter anderem über die Hundertschaft in die Essener Gerlingwache. Bevor er im vergangenen Sommer an die Krayer Wache kam, war er bereits als Bezirksbeamter für den Bereich Westviertel verantwortlich. Wichtig war ihm beim Wechsel vom Streifen- in den Bezirksdienst, den Kontakt zur Straße nicht zu verlieren.

© Christof Köpsel

Eine wichtige Voraussetzung für einen Bezirksbeamten brachte er mühelos mit: Erfahrung. 25 Jahre lang war er im Streifendienst, war mitunter als erster am Einsatzort, wenn jemand die 110 wählte. So wie damals, als das zweijährige Mädchen aus dem Fenster fiel und starb. Ein Einsatz, den er nicht vergisst und der ihn bis heute berührt. Ein anderer ereignete sich nach einem Überfall aufs Krayer Leihhaus, als einer der Täter ihm plötzlich mit einer Waffe gegenüberstand. Gefährlich kann es auch im Bezirksdienst durchaus werden. „Wir bereiten uns auf jeden Einsatz vor, um nicht ins offene Messer zu laufen“, beschreibt der Hauptkommissar. Nach wie vor ist Jörg Behring stets bewaffnet, nimmt regelmäßig am Schießtraining mit Pistole und Maschinenpistole teil, wie es zur Aus- und Fortbildung eines jeden Beamten gehört.

„Wir wissen ja nie, wie jemand reagiert“

In jedem Fall müssen auch Bezirksbeamte die nötige Vorsicht walten lassen. „Wir wissen ja nie, wie jemand reagiert“, erklärt er, der mit seinen Kollegen die Betroffenen oft auf dem Bett holt. Brenzlig kann es ebenfalls werden, wenn die Polizisten bei Kindswohlgefährdung eingreifen oder mit unangemeldeten Besuchen überprüfen, ob Rückkehrverbote nach häuslicher Gewalt eingehalten werden.

Die Erzwingungshaftbefehle, die auf dem Schreibtisch in der Wache liegen, gelten unter anderem Parksündern, die ihre Knolle nicht bezahlt haben oder Eltern, deren Nachwuchs wiederholt die Schule schwänzt. Jörg Behring hat aber auch die Krayer Platte und den illegalen Schrotthandel am Mechtenberg im Blick, führt Nachsorgegespräche nach Wohnungseinbrüchen, ist bei Demos und Martinszügen im Einsatz und geht Streife auf dem Weihnachtsmarkt.

„Manchmal hilft erst die Knolle“

Um Verkehrssicherheit geht es, wenn der Polizist Radfahren mit den Grundschülern übt. Dann werden Räder und Helme kontrolliert, Eltern mobilisiert und eine Route im Stadtteil festgelegt. Die Kinder lernen, richtig abzubiegen mit Schulterblick und Handzeichen, bevor die Prüfungsfahrt ansteht. Für die jungen Verkehrsteilnehmer ist die Begegnung mit dem Bezirksbeamten oft ein großes Erlebnis.

Weniger Respekt zollen ihm manche Autofahrer, die im Halteverbot vor ihrem Geldinstitut oder auf Behindertenparkplätzen parken und pöbeln statt wegzufahren. „Manchmal hilft erst die Knolle“, erzählt Jörg Behring aus seinem Berufsalltag. Als klassischer Dorfsheriff – als der ein Bezirksbeamter oftmals gilt – sieht er sich übrigens nicht. Denn die meiste Zeit beschäftigt er sich mit Vorgängen und Terminen. „Es gibt dennoch nichts, wofür wir nicht Ansprechpartner wären. Im Zweifel finde ich heraus, wer sich kümmert“, stellt er klar.

Immerhin könne ein noch so kleiner Hinweis einer älteren Dame auf zwei merkwürdige Gestalten durchaus zu Trickbetrügern oder Einbrechern führen, weiß Jörg Behring, der sich manchmal selbst nach Feierabend mit der Polizeiarbeit beschäftigt: beim Tatort im Fernsehen. Gleichwohl, gesteht er, ärgere es ihn, wenn die uniformierten Polizisten dort eher als Erfüllungsgehilfen gelten. Und dass das mitnichten so ist, weiß der Polizeihauptkommissar besser als die Kollegen im Krimi.