Essen-Kupferdreh. . Neue Händler beleben Kupferdreh, wo Leerstand beklagt wurde. Was Kunden und Werbegemeinschaft nicht mehr wollen: Ketten und Ein-Euro-Läden.
Kunden wie Werbegemeinschaft in Kupferdreh atmen auf: Die meisten Lücken, die noch zu Beginn des Jahres auf der Kupferdreher Straße und am Markt klafften, sind inzwischen geschlossen. Manch einer vermisst zwar die alteingesessenen Einzelhändler, gleichzeitig hoffen alle, dass die letzten noch leer stehenden Ladenlokale nicht von Ketten oder Ein-Euro-Shops übernommen werden.
„Grundsätzlich ist alles da, allerdings haben wir zu viele Ketten und Bäcker“, fasst eine Kupferdreherin (20) die Situation zusammen. Die Idee, Backwaren vom Vortag zu verkaufen, wie es der Inhaber von „Aladdin“ seit wenigen Monaten macht, findet sie völlig in Ordnung. Ebenso gut findet sie die beiden Drogerien, die verschiedene Artikel anböten, und die inhabergeführte Bücherei, die sie dem Online-Handel jederzeit vorziehe. Andere Kunden kommen aus Bergerhausen wie ein 69-Jähriger mit seiner Frau („Wir kommen wegen des Marktes und schätzen das Angebot der kleinen Geschäfte“) oder Freisenbruch („Da gibt es so gut wie nichts mehr“). Eine junge Mutter sagt: „Wir haben in Heisingen mehr Leerstände, zudem fehlt ein Drogeriemarkt, so dass zahlreiche Heisinger in Kupferdreh einkaufen.“
Neue Händler blicken zufrieden auf Situation
Eine 77-jährige Kupferdreherin wiederum blickt noch wehmütig auf das Ladenlokal, in dem viele Jahre lang die Parfümerie Mikus war. Statt Duftwasser werden dort nun Küchen angeboten – und zwar erfolgreich, sagt Florian Willmes (34), der aus Niederwenigern stammt und auf der Kupferdreher Straße den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Als Kunde kannte er den Stadtteil längst, nun beliefert er von dort aus Kunden auf der Ruhrhalbinsel, aber auch aus Hattingen oder Velbert und diejenigen, die per Internet bestellen. „Mein Geschäft liegt an einer belebten Einkaufstraße, sonst wäre es in einem Randgebiet wohl eher schwierig geworden.“ Nach rund drei Monaten sei er sehr zufrieden.
Das gleiche Fazit zieht Rainer Haake, der mit seiner Tee-, Kaffee- und Feinkostwelt im Eckladen am Kupferdreher Markt auf Moden Blockhaus folgte. Er kommt aus Duisburg und arbeitete lange in Recklinghausen. Als ein Wechsel sich anbahnte, lautet sein Wunsch: „Ich wollte gern im Ruhrgebiet bleiben.“ Und so suchte er nach einem Stadtteil, in dem er unter anderem mit Pralinen das Angebot ergänzen konnte. Kupferdreh sei für ihn ein Volltreffer. Die Menschen, der nah gelegene Busbahnhof und der Wochenmarkt, der zweimal wöchentlich Kunden anlockt: „Hier bin ich gern Lückenfüller.“
Auf Sanitätshaus soll Textilreinigung folgen
Eine größere Lücke gibt es noch unweit seines Ladenlokals, wo einst
Kleider im Geschäft „Carpe Diem“ angeboten wurden und Hund Bobby 13 Jahre lang zur Schaufenster-Deko zählte. Nun fehlt dort noch ein Nachfolger, es ist eines der wenigen Lokale, die derzeit noch leer stehen. Im ehemaligen Sanitätshaus Reisloh hingegen soll ab September Schluss mit dem Leerstand sein, dort will eine Textilreinigung öffnen.
Über solche guten Nachrichten aus dem Einzelhandel ist auch Eva Großimlinghaus, Vorsitzende der Kupferdreher Werbegemeinschaft, erfreut. Noch im Winter war sie überrascht, dass sich relativ viele Laden-Lücken aufgetan hatten. Die Sorge ist sie vorerst los, hofft nun, dass sich die neuen Geschäfte, darunter auch ein Nagel- und Kosmetikstudio, etablieren. Zu den Kunden zählten neben Kupferdrehern diejenigen aus den Nachbar-Stadtteilen und -Städten. „Kupferdreh ist gut frequentiert und hat Kaufkraft“, entgegnet Eva Großimlinghaus auch den Pessimisten, die den Stadtteil Anfang des Jahres beinahe abgeschrieben hätten.