Essen-Huttrop. . Beim Gauchfest werden symbolisch Fehler aus der Lehrzeit abgewaschen. Nichts für wasserscheue Gesellen, wie In Huttrop aktuell zu erleben ist.

Auf 30 Schüler des Berufskollegs Ost wartet in Kürze eine „Abschlussprüfung“ der ganz besonderen Art: Sie feiern das Ende ihrer dreijährigen Ausbildung in den Bereichen Medientechnologie Druck, Druckverarbeitung und Mediengestalter mit einer kräftigen Abkühlung nach alter Tradition – dem Gautschfest.

So werden den 19- bis 30-Jährigen, nach dem Erhalt ihrer Zeugnisse, symbolisch die Fehler und Sünden aus ihrer Lehrzeit „abgewaschen“. Es ist ein altbewährter Brauch aus dem 16. Jahrhundert, der schon damals für die frischgebackenen Buchdrucker vollzogen wurde.

Die Gesellen dürfen nicht zimperlich sein

Zimperlich sollten die sogenannten Kornuten beim Gautschfest, die sich am 7. Juli im Hof des Berufskollegs Ost dieser Prozedur unterziehen werden, jedenfalls nicht sein. Denn sie müssen sich zuerst auf einen nassen Schwamm setzen, werden anschließend auch noch mit Wasser übergossen. Und wenn dieses Ritual vorbei ist, geht der Spaß erst richtig los:

Vier so genannte „Packer“ schleppen die Gesellinnen und Gesellen auf ein großes Podest. Hier wartet bereits die XXL-Badewanne – ein zwei Meter breites, stabiles Gautschfass aus Holz. Es wurde bereits am Vortag aufgebaut und über Nacht mit Wasser befüllt. Dann heißt es Augen zu und durch – der Berufs-Nachwuchs wird ins kühle Nass eingetaucht. Am Ende der ungewöhnlichen Prüfung erhalten die Kornuten vom Gautschmeister, der ein handgefertigtes Kostüm alter Zünfte trägt, ihren kunstvoll gestalteten Gautschbrief. Damit dürfen sie sich künftig als „vollwertige Mitglieder der schwarzen Kunst“ bezeichnen.

Eine Riesengaudi auch für die Ausbilder

Jens Rüdig ist gelernter Drucker und heute Bildungsgangleiter im Bereich Medientechnologie Druck. Der 43-Jährige schätzt die alte Tradition und erinnert sich immer wieder gerne an sein eigenes Aufnahme-Ritual: „Natürlich habe ich auch im Fass gesessen. Es war für mich eine Riesengaudi, aber auch eine Erfüllung. Mit dieser Zeremonie bin ich endgültig in meinem Beruf angekommen.“

Sein Kollege Ralph Kunze, Bildungsgangleiter für Mediengestaltung, schmunzelt: „Auch uns Lehrern kann es durchaus passieren, dass wir bei der anschließenden Feier nochmal unfreiwillig im Wasserfass landen. Für den Fall der Fälle haben wir aber alle Ersatzklamotten dabei.“

Fest soll künftig jährlich stattfinden

Schon seit Beginn der achtziger Jahre hat das Berufskolleg Ost in Huttrop im Abstand von zwei bis drei Jahren ein Gautschfest veranstaltet. Jetzt wollen die Verantwortlichen die alte Tradition sogar jährlich pflegen. Iris Sarholz, Abteilungsleiterin Medien- und Drucktechnik: „Zur Veranstaltung kommen auch die jeweiligen Ausbildungsbetriebe, für die wir auf diese ungewöhnliche Weise eine regelmäßige Kommunikationsplattform anbieten wollen. Außerdem ist das Gautschfest ein schöner Treffpunkt für ehemalige Schüler und ihre Ausbilder.“