Essen-Steele. . Steele ab dem 13. Jahrhundert geteilt. Trennung wurde erst 1926 abgehoben und die Grenze hinter Bochum verlagert. Tafel des Steeler Archivs.

Das politisch unruhige Mittelalter war geprägt von Grenz-Kämpfen. Auch in Westfalen gab es so manches Scharmützel, um Machtstellungen zu behaupten oder zu erweitern. Die historische Grenze zum Rheinland hin wurde beizeiten sogar mit Blut geschrieben und verlief vom 13. Jahrhundert an bis 1926 mitten durch Steele. Mit einer Gedenktafel erinnert nun das Steeler Archiv daran.

Im Jahr 1225 gerieten der Erzbischof von Köln, Engelbert I., und Graf Friedrich von Isenberg mächtig aneinander, als beide ihre Refugien sichern wollten. Isenberg ließ den Kirchenmann in einem Hohlweg im heutigen Gevelsberg überfallen, um seine politischen Forderungen durchzusetzen. „Dies entsprach durchaus den damaligen Gepflogenheiten der Fehde-Politik“, sagt Archiv-Vorsitzender Arnd Hepprich. Bedauerlicherweise kam der Erzbischof bei dem mittelalterlichen Kidnapping ums Leben; sein Widersacher wurde ein Jahr später hingerichtet. Andere Zeiten, raue Sitten.

Königssteele hieß früher Steeler Berg

Nutznießer des Ganzen war Friedrichs Vetter Adolf I., Begründer des neuen Adelsgeschlechts der Grafen von der Mark, die im Hochmittelalter zu den mächtigsten Regenten in Westfalen zählten. Adolf übernahm damals große Teile der Isenberg-Güter. Dazu zählten auch Freisenbruch, Horst, Eiberg und Steeler Berg, das mittlerweile den Namen Königssteele trägt.

Der Verlauf der Grenze zwischen Westfalen und dem Rheinland ist auf der Tafel zu sehen. „Als natürliche Grenze galt aber stets der so genannte Ruhrbruchs Mühlenbach, der in nordsüdlicher Richtung über den heutigen Steeler Dreiringplatz plätscherte“, erklärt Arnd Hepprich. Der dazugehörige Ruhrbruchshof, erstmals 1486 dokumentiert, ging 1690 in das Eigentum der Familie Ruhrbruch über, fiel aber viele Jahre später der Steeler Stadtsanierung zum Opfer. Das alte Bauernhaus wurde in den 1960er-Jahren abgerissen.

Königssteele Schlupfwinkel für Vagabunden

Die Grenze erlangte auch für die historische Entwicklung Steeles gewisse Bedeutung, da die damals über Steele herrschenden Äbtissinnen des katholischen Stiftes Essen die Gründung von lutherischen Gemeinden auf ihrem Gebiet strikt untersagten. Daher wurde im Jahr 1697 die erste evangelische Gemeinde genau an der Grenze zu Steele, am „Steeler Berg“ gegründet: Der hieß fortan „Königssteele“, weil die Grafschaft Mark 1666 an Preußen gefallen war, das von Königen regiert wurde.

Die Gegend um Königssteele galt übrigens als besonders gefährlicher Schlupfwinkel für „Vagabunden und herrenloses Gesindel“, die laut Klagen aus der Grafschaft Mark um 1775 „so gelegen sei, dass Räuber bloß durch einen Bach zu gehen hätten, um ins Fürstlich Essendische Steele zu gelangen“.

Grenze wurde erst im Jahr 1926 verlagert

Erst im Jahr 1926 verschob sich die Landesgrenze an die aktuelle Stadtgrenze von Essen und Bochum, die bis heute die Landesteile Rheinland und Westfalen trennt. „Diese Stadtgrenze ist das Ergebnis der Vereinigung der ehemals zum Stift Essen gehörenden Stadt Steele mit den märkischen Gemeinden Königssteele, Horst und Freisenbruch im Jahr 1926“, erklärt Arnd Hepprich. „Die Eingemeindung von Steele nach Essen folgte dann im Jahr 1929.“