Essen-Byfang. . Die Freiwillige Feuerwehr Byfang rückt aus bei Bränden, Unfällen, Hochwasser – und hilft beim Krippenaufbau. Nun bauen sie ihr Gerätehaus aus.

Sein Großvater war 1909 Gründungsmitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Byfang, der Vater bei der Berufsfeuerwehr: Martin Sonnenschein (51) selbst entschied sich, seinen Ersatzdienst bei der freiwilligen Einheit zu leisten. Er verpflichtete sich für zehn Jahre und blieb: Seit 34 Jahren gehört der Hauptbrandmeister zu der Gemeinschaft oben auf dem Berg an der Kleinheide, rückt aus zu Wohnungsbränden und umgestürzten Bäumen, beim Verkehrsunfall oder auch zum Hochwasser, wie damals in Magdeburg.

Das älteste Erinnerungsfoto von der Löschgruppe Byfang mit Kameraden aus Kupferdreh: 1920 beim Ausflug zur Dechenhöhle.
Das älteste Erinnerungsfoto von der Löschgruppe Byfang mit Kameraden aus Kupferdreh: 1920 beim Ausflug zur Dechenhöhle. © Arend

27 Aktive zählen zur Freiwilligen Feuerwehr Byfang. Damit sind sie personell nicht die kleinste Einheit Essens, ihr Gerätehaus ist allerdings eines der kleinsten. „Es stammt aus den 1970ern und ist baugleich mit denen in Katernberg und Heisingen“, sagt Löschgruppenführer Rolf Brochhagen-Hecke (61), hauptberuflich Verwaltungsbeauftragter bei der Stadt. Seit 1973 gehört er zur Byfanger Feuerwehr.

Seit anderthalb Jahren erweitern sie das Gerätehaus

Und da unter den Helfern ausgebildete Fliesenleger, Maurer und Tischler wie Brandmeister Florian Brochhagen (31, freiwilliger und hauptberuflicher Feuerwehrmann) sind, packen sie seit anderthalb Jahren beinahe täglich nach Feierabend an und erweitern ihr Gebäude. Sie investieren Arbeitskraft, die Kosten tragen Stadt, Bezirksvertretung und Sponsoren.

Das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr mit dem Anbau (rechts).
Das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr mit dem Anbau (rechts). © Rothvoß

Entstanden ist ein Stellplatz für den Mannschafts-Transportwagen und ein Raum für Schulungen, die jeden zweiten Freitag anstehen. Um Platz dafür zu schaffen, hieß es bisher: Löschfahrzeug aus der Halle raus, Bierzeltgarnituren rein. Die Dusche nebenan ist längst zur Küche geworden, im Gruppenraum zeugen zahlreiche Pokale von ihren Erfolgen bei den Fußballturnieren der freiwilligen Einheiten.

Ernst wird es für die Byfanger Kräfte wochentags zwischen 17 und 6 Uhr sowie an den Wochenenden rund um die Uhr. Dann sind sie alarmbereit. Ihre Aufgaben: retten, löschen, bergen, schützen. Sie unterstützen die Berufsfeuerwehr und müssen wie diese alle drei Jahre die Tauglichkeitsprüfung absolvieren. „Wir sind kein Verein, sondern eine städtische Dienststelle“, erklärt der Löschgruppenführer.

Gute Reserve für große Schadensereignisse

Ihr Ausrückgebiet ist vor allem Byfang. Aber da sie nur bis zu 20 Einsätze im Jahr haben, sind sie gleichzeitig gute Reserve für große Schadenereignisse über den Stadtteil hinaus, sagt er. Zu ihren Einsätzen zählen vollgelaufene Keller und Bäume auf der Fahrbahn, aber ebenso Großbrände im Essener Norden, Hilfe nach einer Schneekatastrophe wie im Münsterland und bei Unwettern wie Kyrill, als sie einen schwer verletzten Autofahrer auf der Ruhralle haben bergen müssen.

Ihre Bilanz nach Ela: „110 Einsätze in einer Woche“, erinnert sich Andreas Rothvoß (40). Der Projektmanager im IT-Bereich ist seit 21 Jahren Feuerwehrmann und stellvertretender Löschgruppenführer. Als aber vor einigen Jahren Pferd Zaki gleich hinter ihrem Gerätehaus in den Pool fiel, da mussten ihre Kollegen aus den Nachbarstadtteilen den 800 Kilogramm schweren Kaltbluthengst befreien – der Unfall passierte an einem Donnerstagvormittag.

Soziale Einsätze im Stadtteil gehören dazu

Neben den Rettungseinsätzen der Freiwilligen gibt es zudem das Engagement in Byfang. „Wir sind stark mit unserem Stadtteil verbandelt“, sagt Rothvoß. So bauen sie etwa zu Weihnachten Tannen und die Krippe in der Kirche auf, beteiligen sich am Martinszug, übernehmen die Brandschutzerziehung in der Kita und rücken bei der Putzaktion Picobello mit Müllzangen aus.

Die Mischung aus Kameradschaft, Verantwortung füreinander, die Technik und so manche Stunde, die sie in ihrer Freizeit gemeinsam verbringen, das mache die Truppe aus. Für die Zukunft teilen sie einen Wunsch: „Ein bisschen Nachwuchs wäre gut“, hofft nicht nur Rothvoß. Das sei in einem Stadtteil mit rund 2300 Bewohnern nicht ganz einfach, wenn etwa die Jüngeren zum Studium wegziehen. Und in den kommenden Jahren scheiden einige Kollegen aus, gesellen sich zu den bereits vorhandenen 29 passiven Byfanger Mitgliedern. Immerhin seien sie mit Blick aufs Durchschnittsalter die älteste Einheit in Essen.

Ob aktiv oder passiv, in Byfang sind alle Freiwilligen männlich. „Die Mädchen können gern aufholen“, finden die Männer. Immerhin kam die erste Frau der Essener Berufsfeuerwehr aus: Byfang.

>>DIE ESSENER FEUERWEHR

Zur Essener Berufsfeuerwehr (BF) gehören 750 Kräfte, hinzu kommen 550 Aktive der Freiwilligen Feuerwehr (FF). Auf der Ruhrhalbinsel gibt es Wache n in Kupferdreh (BF, FF), Dilldorf (FF), Heisingen (FF), Burgaltendorf (BF,FF) und Byfang (FF).

Wer in die Freiwillige Feuerwehr eintreten möchte, muss 18 Jahre alt und körperlich fit sein. Die Ausbildung dauert etwa zwei Jahre und findet bei der Berufsfeuerwehr statt. Infos zur FF-Byfang: www.ff-byfang.de