Essen-Freisenbruch. . Obwohl die Stadt kräftig hilft, die neuen Sicherheitsauflagen zu stemmen, machen diese die Hälfte der Gesamtkosten in Höhe von 16 000 Euro aus.
„Gut Ritt“ heißt das Motto der Freisenbrucher Gänsereiter schon seit 90 Jahren. Und ebenso lange ziehen die traditionsbewussten „Blaukittel“ zur Karnevalszeit durch die Straßen – wenn auch nur alle zwei Jahre, aus Kostengründen.
„Die Organisation unseres Umzuges bedeutet für uns dennoch stets ein finanzielles Abenteuer“, gibt Clubvorsitzender Wilhelm Hagmeyer zu. Besonders die hohen Sicherheitsauflagen fordern ihren Tribut. „Und die Auflagen werden immer strenger.“
Sicherheitsauflagen werden immer strenger
Die Erinnerung an den Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin, bei dem 14 Menschen starben und weitere 53 Besucher zum Teil schwer verletzt wurden, steckt noch in den Köpfen und wirkt nach – auch in Freisenbruch.
Nicht zuletzt deshalb ist der Karnevalsumzug der Gänsereiter erstmals Chefsache. „Bislang übernahm die Organisation unser Geschäftsführer Hans-Walter Röpke“, erklärt Hagmeyer, „doch diesmal machen wir beide das zusammen“.
Terroranschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt wirkt nach
Im Vorfeld der Veranstaltung, die laut Verein regelmäßig bis zu 12 000 Zuschauer anlockt und rund 250 Aktive auf die Straße treibt, traf sich das Duo in großer Runde mit Polizei, Ordnungsamt, Feuerwehr und Vertretern des Roten Kreuzes zur Sicherheitsbesprechung.
Stadt und Polizei haben sich darauf verständigt, den Umzug am Sonntag, 26. Februar, besonders abzusichern. So werden das Amt für Straßen und Verkehr und die Polizei Fahrzeuge an den Zufahrten zum Umzug platzieren.
Polizei kündigt Kontrollen an
An die Besucher geht der Appell, keine großen Taschen oder Rucksäcke mitzunehmen, da diese auf gefährliche oder gar verbotene Gegenstände kontrolliert werden. Kostüme, zu denen Spielzeugpistolen oder Waffenattrappen gehören, sind zwar nicht verboten, „doch wer Cowboy oder Indianer spielen will, muss ebenfalls mit Kontrollen rechnen“, sagt Hagmeyer.
Die Kosten für die Fahrzeugblockade und die Kontrollen übernimmt die Stadt diesmal selbst, doch ob das in zwei Jahren auch so sein wird, kann derzeit noch niemand sagen. Dennoch lobt Hagmeyer: „Die Stadt hat sich sehr kooperativ und verständnisvoll gezeigt.“
Kosten für Fahrzeugblockade übernimmt die Stadt
An den deutlich gestiegenen Auflagen und dem damit verbundenen Kostendruck für die Veranstalter ändert das freilich nichts. Bis zu 16 000 Euro lassen sich die Gänsereiter ihren Umzug kosten.
Darin sind neben Straßenreinigung, Honorar für Spielmannszüge und Wurfmaterial (je 2000 Euro) rund 7500 Euro für das Sicherheitskonzept enthalten. „Und dies, obwohl wir viele eigene Ordner im Einsatz haben und Hilfe auch von der Freiwilligen Feuerwehr Steele erhalten“, sagt Hagmeyer.
Rund 40 Helfer flankieren die Motivwagen, damit niemand unter die Räder kommt. Diesmal muss auch die Reiterstaffel gesichert werden. Alle fünf Meter läuft ein Helfer mit.
Kreative Geldbeschaffung und ein neuer Sponsor
Um die Kosten zu stemmen, beweisen die Gänsereiter viel Kreativität. Der Verkauf und das Werben in der Club-Zeitung bringe Geld. Anstecker-Verkauf, Sponsoren und Aktivitäten wie der Reibekuchenstand auf dem Freisenbrucher Weihnachtsmarkt im Vorfeld tun das Übrige.
Ganz neu kooperieren die Gänsereiter mit den Entsorgungsbetrieben Essen (EBE), die als Sponsor auf Werbebannern an der Straße werben. „Mit der Straßenreinigung hat das nichts zu tun. Die bezahlen wir weiterhin selbst.“
Wie lange der Verein den Umzug noch finanzieren kann, weiß selbst der Gänsereiter-Chef nicht: „Die Sicherheit geht vor, wir müssen was machen. Sonst ist hinterher das Geschrei groß, wenn etwas passieren sollte. Dieser Verantwortung sind wir uns bewusst.“
>>> Gänsereiter informieren mit Flyer
Am Karnevalssonntag, 26. Februar, besteht von 12 bis 19 Uhr in der Alleestraße und auf der Bochumer Landstraße von der Kreuzung Rodenseelstraße bis zur Freisenbruchstraße absolutes Halteverbot. Es wird kostenpflichtig abgeschleppt.
Die Gänsereiter verteilen drei Tage vor dem Umzug Info-Flyer an die Haushalte.