Essen-Steele. . Steeler Software-Firma löst ihre Raum- und Schallprobleme mit farbigen Schreibtisch-Nischen. Mitarbeiterzuwachs hätte sonst zum Auszug geführt.

„Wenn man schon den ganzen Tag arbeitet, sollte das wenigstens in angenehmer Atmosphäre erfolgen“, sagt Christian Mauve (51), Inhaber des Software-Entwicklers Mauve Mailorder Software. Seit zehn Jahren ist die Firma im Steeler Wasserturm am Laurentiusweg ansässig. Mit einem neuen Konzept zeigt sie jetzt, wie sich modernes Arbeiten mit historischer Bausubstanz verbinden lässt – und so an diesem Ort auch Expansion ermöglicht.

Die Mitarbeiter haben seit Jahresbeginn die Möglichkeit, in sogenannten Work-Spaces zu arbeiten. Das sind fünf abgeteilte Bereiche auf der ersten Etage des Turms, die in den Regenbogenfarben Rot, Gelb, Grün, Blau und Lila gestaltet sind. Die Arbeitszonen erinnern an Iglus oder Kokons, sind mit Wandteppichen und stoffbezogenen Schaumstoffwänden schallschluckend gestaltet.

Ein Auszubildender arbeitet in der lila Nische im alten Steeler Wasserturm.
Ein Auszubildender arbeitet in der lila Nische im alten Steeler Wasserturm. © Stefan Arend

Die fünf Bereiche sind keinen festen Mitarbeitern zugeordnet. „Jeder kann sich morgens an einen der neuen Arbeitsplätze setzen“, erklärt Mauve, der die Idee zu den Kokons hatte. „Wir sind ein wachsendes Unternehmen, müssen immer mehr Mitarbeiter unterbringen.“ Vor zehn Jahren habe er den Turm vom Steinmetz-Betrieb Kalenborn erworben, sei mit seinem Team von der Hertigerstraße hergezogen.

Der Steeler Wasserturm war bis 1984 in Betrieb

Das denkmalgeschützte, rund 30 Meter hohe Bauwerk von 1898 war bis 1984 als Wasserturm in Betrieb. Der Wasserbehälter fasste damals eine Million Liter. Kalenborn habe den Turm 1986 gekauft und zu Büros und einer Galerie umgebaut. An diese Zeit erinnern noch die Malereien im Aufzugschacht. „Uns gefiel das historische Ambiente hier sehr gut und wir wollen auch jetzt, wo die Mitarbeiterzahl gewachsen ist, nicht ausziehen“, betont Mauve.

Rund 30 Angestellte hat die Firma aktuell, die Software für den Apotheken-Versandhandel erstellt. In den nächsten Jahren wolle man die Belegschaft gern auf 50 aufstocken. Man suche dafür dringend qualifizierte Leute, setze auch auf die Kooperation mit dem benachbarten Carl-Humann-Gymnasium.

500 Quadratmeter verteilen sich auf acht Etagen

Die Mitarbeiter können sich an jedem Computer-Arbeitsplatz einloggen, arbeiten eigentlich nur am PC, ohne Papier. Da die Mitarbeiter in der Regel zwei bis drei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten, funktioniere das neue Raumkonzept bisher gut und könne bei Bedarf ausgebaut werden. Insgesamt stehen im Turm auf acht Etagen 500 Quadratmeter zur Verfügung.

Mit den farbigen Arbeitskabinen bekomme man die akustischen und thermischen Probleme in dem historischen Gebäude in den Griff. „Die Kokons stehen auf Podesten, in denen sich eine Fußbodenheizung befindet. Wir wollten die so installieren, dass wir den Granitboden nicht aufstemmen mussten“, sagt Mauve.

Kunden kommen gern zu Besuch nach Steele

Zusätzlich gebe es eine Infrarot-Heizung und eine Lampe am Schreibtisch, die leuchtet, wenn der Mitarbeiter telefoniert. Gebaut wurden die neuen Arbeitsplätze von Oktober bis Dezember 2016, seit Anfang des Jahres sind sie nutzbar – und ziehen Besucher an. „Früher sind wir zu den Kunden gefahren, heute kommen die gern zu uns“, so der Firmenchef.