Essen-Freisenbruch. . Stadtische Planung für ein Einkaufszentrum in Freisenbruch verzögert sich durch Abwasserproblematik. „Große Lösung“ mit neuer Kreuzung kommt.
Die „Neue Mitte Freisenbruch“ lässt länger auf sich warten als erhofft. Mit der Realisierung des Einkaufszentrums an der Bochumer Landstraße/Ecke Sachsenring ist nicht vor dem Jahr 2021 zu rechnen.
Dies ist das Ergebnis einer Bürgerversammlung vom Montagabend, die die SPD Oststadt in Haus Springob initiiert hatte. Eine Nachricht, die von den knapp 100 Interessierten vor Ort mit Enttäuschung registriert wurde. Am Ende aber blieb vielen die positive Erkenntnis: Die von der Stadt angestrebte „große Lösung“ mit neuer Verkehrsführung wird definitiv kommen.
Große Lösung mit neuer Verkehrsführung kommt
Dies bestätigte Ronald Graf, Amtsleiter für Stadtplanung und Bauordnung, der zu hohe Erwartungen sachlich, aber bestimmt bremste und zugab: „Wenn wir den heutigen Kenntnisstand bereits im Jahr 2015 gehabt hätten, dann hätten wir uns damals sicher noch bedeckt gehalten.“
Bei aller spürbaren Enttäuschung im Saal warb Graf dennoch um Verständnis: „Wir haben damals nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, doch in der Planung kann das immer wieder mal passieren.“
Ordnungsverfügung wegen Entwässerung bleibt
Was Graf ansprach, war die damals noch nicht bekannte Abwasserproblematik, die sich nur durch eine neue Kanalisation des Eibergbaches lösen lasse.
Eine Anbindung des Einkaufszentrums an den Eibergbachsammler sei demnach erst nach Abschluss der Arbeiten möglich, mit denen die Stadtwerke bereits begonnen haben.
Die zuständige Bezirksregierung hatte mit einer Ordnungsverfügung die Umsetzung des Bebauungsplanes ausgebremst – und der Stadt beim Kanalbau Druck gemacht.
Schnellere Ansiedlung eines Discounters klappt nicht
Zwar habe die Stadt bis zuletzt noch Mittel und Wege geprüft, zumindest kurzfristiger einen Discounter auf dem Areal am Sachsenring zu etablieren, doch dieses „Provisorium“ sei, so erklärte es Andreas Giga als Fachbereichsleiter der städtischen Wasserwirtschaft, „an nicht realisierbaren Sickerflächen gescheitert“.
Auch machte Giga deutlich, dass es sich bei den Kanalbauarbeiten der Stadtwerke um eine „sehr komplexe Planung“ handele, „wahrscheinlich die größte, die der Stadtteil Freisenbruch bislang erlebt hat.“ Dies sei auch in der Bürgerversammlung vom November 2016 so mitgeteilt worden.
Neue Kreuzung kostet vier Millionen Euro
Die Zuhörer – besonders die älteren – hätten sich dennoch eine schnellere Lösung gewünscht. Die Frage, „ob wir das fertige Einkaufszentrum wohl noch erleben werden“, war mehr als nur einmal aus dem Publikum zu vernehmen.
Fakt ist, dass die Stadtplaner alles tun werden, um den Zeitablauf nicht weiter zu verzögern. Die Abstimmung der Planung soll bis Ende 2017 erfolgen, die öffentliche Auslegung ab Mitte 2018; der Satzungsbeschluss ab Anfang 2019 und die Realisierung ab Mitte 2019. Ende 2020 dann soll die Entwässerung fertig gestellt werden, der Anschluss ans neue Kanalnetz und der anschließende Bezug erfolge 2021 mit dem Jahresbeginn.
Geld für neue Verkehrsführung bereits im Finanzplan
Das notwendige Kapital in Höhe von vier Millionen Euro für die neue Gestaltung der Kreuzung Bochumer Landstraße/Rodenseel-straße und Sachsenring sei bereits in die mittelfristige Finanzplanung der Stadt aufgenommen worden, wie Dieter Schmitz vom Amt Straßen und Verkehr erklärte.
SPD-Ratsfrau Barbara Soloch bewertete dies positiv: „Ich bin auch nicht glücklich über die Verzögerung, kann diese aber nachvollziehen. Besser wir bekommen die große Lösung später als gar nicht. Zumal wir ohnehin schon so lange darauf warten.“
>>> Einzelhändler erhoffen sich „Magnet-Effekt“
Die aktuelle Planung und weitere Entwicklung des Freisenbrucher Einkaufszentrums verfolgt auch Wilfried Adamy sehr genau. Der Vorsitzende der Freisenbrucher Werbegemeinschaft begrüßte die erneute Bürgerversammlung, hatte er doch zuletzt eine „eher mangelhafte Informationspolitik“ der Stadt moniert.
Als beratendes Mitglied der Bezirksvertretung VII hatte er bei der Vorstellung des Projekts vor dem Stadtteilparlament im November 2016 auf diesen Missstand hingewiesen. „Vorher haben wir Dinge oft erst aus der Zeitung erfahren.“
Mehr Lebensqualität für die Menschen in Freisenbruch
Den städtischen Plan, einen Discounter und einen Vollsortimenter mittelfristig in Freisenbruch zu etablieren, bewertet Adamy durchaus positiv. „Ich verspreche mir dadurch eine höhere Lebensqualität für die Menschen vor Ort.“
Von der „Neuen Mitte Freisenbruch“ erwarte er sich weniger Konkurrenz denn einen „Magneteffekt“, der Kunden im Stadtteil bindet und neue Käufer anlockt. Gerne hätte Adamy im Gesamtkonzept einen neuen Veranstaltungsort einbinden lassen, da Feste wie beispielsweise der Weihnachtsmarkt bislang immer nur für einen Tag auf dem Schulhof am Hellweg abgehalten werden konnten: „Doch dies hat Stadtplaner Ronald Graf mit Hinweis auf die weitere Bodenversiegelung verneint.“
Ungeachtet dessen weist Adamy auf die Erfolge der vier Jahre jungen Werbegemeinschaft hin: auf den Weihnachts- und den Handwerkermarkt sowie das Turnier des TC Freisenbruch am Vatertag. „Auch die Kooperation mit der Interessengemeinschaft in Kray entwickelt sich gut“, sagt Adamy.