Essen-Kupferdreh. . Die alte Möllney-Schmiede an der Kupferdreher Straße 254 wurde samt Wohnhaus abgerissen, um Platz für ein Mehrfamilienhaus zu schaffen.
Mit dem Abbruch des Hauses an der Kupferdreher Straße 254 verschwand in diesen Tagen wieder ein Stück Kupferdreher Geschichte. Das Anwesen beherbergte auf dem Hof in einem separaten Gebäude einst den Betrieb des Schmiedemeisters Heinrich Hempelmann, der jahrzehntelang als angesehene Person im Stadtteil galt. Nun muss das Wohnhaus – aus Ruhrsandstein erbaut – einem neuen Mehrfamilienhaus weichen.
Der aus dem Sauerland stammende Hufschmied Heinrich Hempelmann übernahm bereits in den 1930er-Jahren die alteingesessene Schmiede von Johann Möllney. Hempelmann pachtete anfangs die Schmiede für 40 Reichsmark plus 25 Reichsmark für Abnutzung pro Monat. Einige Jahre später – die Geschäfte liefen gut – kaufte er das gesamte Anwesen. Führte Hempelmann den Betrieb vor dem Krieg ausschließlich als Hufschmiede, vergrößerte er ihn später um eine Schlosserei, die sich auch mit dem Fahrzeugbau beschäftige. Bis ins Jahr 1987 – Hempelmann war da schon beinahe 80 Jahre alt – führte der Schmied seinen Betrieb selbst. Zwischenzeitlich übernahm der Schlossermeister Herbert Rauke den Betrieb, um ihn nur zwei Jahre später an den Schmied Gerd Lachner zu verpachten, der bis etwa 2010 dort wirtschaftete. Seitdem befand sich ein Kraftfahrzeughandel in der alten Schmiede.
Die Möllney-Schmiede hat eine lange Geschichte
Die Geschichte der Schmiede Möllney ist jedoch viel älter. Ursprünglich befand sie sich am Berghang auf der anderen Straßenseite, genau dort, wo heute das Gebäude der „Carl-Funke-Stiftung“ steht, das im Jahr 1903 erbaut wurde und die Möllney-Schmiede zum umsiedeln zwang. Johann Möllney bewohnte bis zu seinem Tode ein repräsentatives Haus mit zahlreichen Erkern an der Kupferdreher Straße 246, Ecke Deilbachbrücke gegenüber des Jugendstilsaales Preute. „Im Erdgeschoss befand sich immer ein Lebensmittelgeschäft“, sagt Heimatforscher Johann Rainer Busch. Später wurde das Domizil zu einem reinen Wohnhaus umgebaut und verlor seine schöne Fassade gänzlich.
Ihren Namen erhielt die alte Schmiede übrigens von jenem Ort, der bis heute noch immer „In der Möllney“ genannt wird. Ein Begriff, für den eine Mühle (Möll) und ein Berghang (Ney) Pate standen. Ursprünglich gab es an ihrem angestammten Platz also eine Mühle, die von einem Bach angetrieben wurde. Der Bach ist inzwischen verrohrt und fast versiegt. „Die Familie Möllney hat wohl irgendwann auch diesen Namen angenommen“, vermutet Rainer Busch. In der Möllney standen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehrere Häuser aus Ruhrsandstein. Dazu gehört auch das ehemalige Rathaus und das erst 2014 abgerissene Restaurant Heimannsberg (Gaststätte „Zum Jochen“).
Kupferdreh vielleicht deutlich älter als gedacht
Die Möllney hat aber eine noch viel bedeutendere Geschichte, wie Busch erst kürzlich herausfand. In den „Werdener Urbaren“ sind die Schenkungen für die damals gegründete Abtei Werden aufgelistet. Demnach hatte in der Zeit zwischen 819 und 827 ein gewisser Reginbart sein Land und seinen Wald aus der „Mulengia“ dem Abt von Werden geschenkt. Diese Mulengia ist eindeutig die „Möllney“. „Kupferdreh, das frühere Hinsbeck, ist also wesentlich älter als bisher angenommen wurde“, sagt Busch. „Vielleicht können wir bald das 1200-jährige Bestehen Kupferdrehs feiern.“