Das Naturschutzgebiet am Priembergweg leidet unter zu vielen Besuchern. Vor allem Hunde haben Niederwild schon verscheucht. Jäger fordert politisches Handeln und will außerdem Neo-Nazi-Treffpunkt im Wald gewittert haben

Kupferdreh. Es scheint, als tauchen Besucher plötzlich in eine andere Welt ein. Den Priembergweg von Kupferdreh in Richtung Velbert kommend, erscheint auf beiden Seiten der Straße eine weiße Winterlandschaft. Wiesen und Wälder erstrahlen hell im fahlen Sonnenlicht.

Doch dieser Schein trügt. Das vermeintliche Idyll im Naturschutzgebiet, dem so genannten "Pollen" oder "Vossnacken", bietet sich nur dem Menschen. "Niederwild wie Kaninchen, Hasen, Fasane oder Rebhühner suchen sie hier vergeblich", erklärt Friedhelm Rikowski, der für dieses Gebiet zuständige Jäger. Diese Tiere seien "schon längst in Nachbarbereiche abgewandert".

Der Grund liegt für ihn in der großen Zahl von Menschen, die das Areal als Auslauffläche für ihre Hunde nutzen. Seiner Schätzung nach sind es täglich zwischen 200 und 300 Vierbeiner, die dort von ihren Besitzern "Gassi" geführt werden. "Die Leute verhalten sich dabei in der Regel nicht gesetzwidrig. Das Problem ist nur: Durch die Hunde kommt so viel Unruhe ins Revier, dass das Niederwild dieses Gebiet als Lebensraum meidet", ärgert sich Rikowski. Eine Unruhe, die auch immer mehr Rehe und Füchse vertreibe. Wenn überhaupt, bekäme man diese Tiere nur noch in den frühen Morgenstunden zu sehen.

Als "dramatisch" beschreibt der Jäger die Situationen, die sich ihm im vergangenen Sommer boten. Eine große Wiese des rund 100 Hektar umfassenden Naturschutzgebietes ist während der Sommermonate als Weidefläche für Schafe abgetrennt. "Der Zaun wurde mehrfach eingetreten. Wir fanden Schafe und ein trächtiges Reh mit aufgeschlitzten Bäuchen", berichtet Rikowski. Außerdem würden Ausbilder von Hundeschulen die weitläufigen Flächen verbotenerweise als Übungsgebiet zur Fährtensuche nutzen.

Jüngst wandte sich der von der Forstverwaltung beauftragte Aufseher an die - wie er glaubt - zuständigen Politiker in der Bezirksvertretung VIII. Der Priembergweg unterliege keiner Zufahrtsbeschränkung. Zumindest in eine Anlieger-Frei-Zone solle die Straße umgewandelt werden, fordert er. Damit möchte der Jäger bestenfalls die Besucherzahlen eindämmen, mindestens aber eine rechtliche Handhabe für regelmäßige Verkehrskontrollen haben.

Eine Forderung, die bei den Ortspolitikern auf wenig Gegenliebe stieß. Diese äußerten Bedenken, dass eine Verkehrsbeschränkung wirklich zu den gewünschten Ergebnissen führen könne. Außerdem traten grundsätzliche Zweifel an ihrer Zuständigkeit auf - schließlich gehöre das Areal zu rund drei Vierteln zum Stadtgebiet Velberts. "Die gleichen Argumente habe ich vom dortigen Rat auch gehört", ärgert sich Rikowski über das, wie er es nennt, "Politische Kirchturmdenken".

Aufgeben will er aber nicht. "Über die Weihnachtsfeiertage werde ich mich an Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger wenden", kündigt er an. Neben den vielen Hundebesitzern trete in dem Naturschutzgebiet nämlich noch ein weitreichenderes Problem auf: "In einem kleinen Waldgebiet gibt es einen Treffpunkt für Neo-Nazis", berichtet Rikowski. Etwa alle vier bis sechs Wochen kämen dort - wegen ihrer Kleidung und ihres Verhaltens - eindeutig dieser politischen Richtung zuzuordnende Menschen zusammen. "Anwohner haben mehrfach Schüsse gehört. Vor über einem Jahr kam es bereits zu einer Verurteilung mehrerer Personen wegen volksverhetzender Taten", weiß Rikowski.Entlang des Priembergwegs erstreckt sich auf rund 100 Hektar ein Naturschutzgebiet, das im Volksmund "Pollen" oder "Vossnacken" genannt wird. Das Areal liegt im Grenzbereich zu Velbert, etwa ein Viertel gehört noch zu Essen. Bis zur Schließung der Kupferdreher Bundeswehrkaserne wurden in dem damaligen Sperrgebiet Schießübungen abgehalten.