Essen-Steele. . An der Steeler Straße 519 will die „Gruppe Moment“ ungewöhnliche Kunst anbieten. Teil 1 der Musik- und Tanztrilogie steigt am 5. Dezember.

Eines des ältesten Häuser an der Steeler Straße bekommt eine neue Bestimmung. Im Gebäude mit der Hausnummer 519, dort, wo zuletzt eine Versicherung und davor mal ein Gemüseladen und zig andere Geschäfte waren, erhält nun die Kunst Einzug. Zwei junge Menschen wollen vor Ort das „Labor 519“ etablieren, einen gar urigen Ort für Livemusik in Steele. Premiere ist am kommenden Montag, 5. Dezember, um 19.30 Uhr mit dem ersten Teil der Musik- und Tanztrilogie „Laborbegegnungen“ der Künstlervereinigung „Gruppe Moment“.

Schon das Ambiente dürfte Eindruck hinterlassen. Die in wochenlanger Kleinarbeit wieder zum Leben erweckten Holzdielen und ein über 120 Jahre alter restaurierter Flügel sind der Rahmen für „die etwas größeren Wohnzimmerkonzerte“, so Gastgeberin Daniela Petry.

Die 34-jährige Dortmunderin, die vor drei Jahren ihr klassisches Musikstudium abschloss und seitdem professionell als Kontrabassistin unterwegs ist, erfüllte sich vor einer Zeit diesen Traum. Mit ihrem Lebensgefährten, dem Klavierbauer Alexander Malcherek, zog sie um nach Essen und suchte einen Raum für öffentliche Konzerte, Performances, Workshops und mehr. Etwas, wo Menschen mit ihren kreativen Ideen neue Formate, Bewegungen und Klänge entwickeln und präsentieren können. Und das in gewisser Weise völlig zwang- und sogar völlig grenzenlos, denn es gibt weder eine klassische Bühne noch klassische Plätze für das Publikum, so dass man sich wie gewollt auf engstem Raum begegnet.

Die Steeler Straße 519 bot genau das, und weil zudem ein Hinterzimmer zur Klavierbau-Werkstatt taugte und der Hausbesitzer auch noch richtig nett und kooperativ war, passte alles zusammen.

Das aber war letztlich nur die halbe Miete. Dass es auch ohne echten Eintritt klappen kann, liegt daran, dass die ersten beiden Veranstaltungen vom Essener Kulturbüro gefördert werden, und zudem hatte Petry „das Glück, in diesem Jahr das Stipendium ,Präsenz vor Ort’ des Landes Nordrhein-Westfalen zu bekommen“. Damit war der Grundstein gelegt, so dass die „Gruppe Moment“ am Montag einigermaßen entspannt loslegen kann.

Neben Daniela Petry, die zudem die künstlerische Leitung übernommen hat, gehören am ersten Abend zwei Musikerinnen und ein Tänzer zum Team. Der Gesang kommt von Mascha Corman, Ute Völker spielt das Akkordeon, Tim Čečatka sorgt für die tänzerischen Einlagen. „Das Schönste hier ist die offene Gemütlichkeit“, sagt Čečatka, ein Essener Junge, der an der Folkwang Hochschule der Künste ausgebildet wurde und mit Kompanien weltweit unterwegs ist. Bekannt wurde er zudem als Choreograph, erst vor wenigen Wochen inszenierte er die viel beachtete Performance „Die Berechnung“, die öffentlich etwa auf dem Willy-Brand-Platz in Essen aufgeführt wurde.

Mascha Corman ist ausgebildete Jazz-Sängerin und arbeitet seit Jahren in Projekten, die Performance, Freie Improvisation und Schauspiel sowie Lesung einschließen. Corman gehört zum Komponistinnenkollektiv „sungsound“, sie ist Initiatorin des Quartetts „emco“ und kuratiert die Reihe „stimmungen“ in Düsseldorf, Köln und Umgebung.

Die in Wuppertal lebende Ute Völker studierte klassisches Akkordeon an der Kölner Musikhochschule und ist in NRW sowie international tätig. Lange schon arbeitet sie mit Ensembles wie „Partita Radicale“, das interdisziplinäre Programme aus Neuer Musik, Improvisation und Theater entwickelt. Als Solistin und kammermusikalische Begleiterin war Völker auf zahlreichen internationalen Festivals zu Gast, absolvierte außerdem ein Studium für Tonsatz in Köln, für Musikwissenschaften, Germanistik und Phonetik in Köln, Wien und Paris.

Teil zwei am 19. Dezember

„Laborbegegnungen 2“ gibt es dann am Montag 19. Dezember, ebenfalls ab 19.30 Uhr. Neben der „Gruppe Moment“ kommt dann als Gast die Cellistin Elisabeth Coudoux dazu.

„Laborbegegnungen 3“ schließlich steigt am Freitag, 13. Januar. Mit dabei: Saxophonist Florian Walter. Diese Veranstaltung wird durch die „Gesellschaft für Neue Musik Ruhr e.V.“ gefördert.