Steele. Zwei ehrenamtliche Helfer sprechen über Sterbegleitung im Hospiz Essen-Steele. Es werde nicht nur geweint, sondern auch gelacht.
Lichtdurchflutet ist das Atrium, geschmackvoll in warmen Tönen sind die Zimmer eingerichtet. Heiter, ja wirklich schön wirkt der Ort, zu dem Menschen kommen, die nicht mehr lange zu leben haben. Im Hospiz in Steele können sie die Tage und Wochen, die ihnen bleiben, in Würde und ohne Schmerzen verbringen, können letzte Dinge ordnen und sich in Ruhe von ihren Lieben verabschieden.
Dabei stehen ihnen nicht nur ausgebildete Schwestern und Palliativmediziner zur Seite, sondern auch gut geschulte ehrenamtliche Helfer. Eine von ihnen ist Margret Bahr. Die 66-Jährige arbeitet seit 16 Jahren als Sterbe- und Trauerbegleiterin. Zuhören und trösten können, Halt geben, kleine Wünsche erfüllen und in erster Linie einfach da sein – das sind die Voraussetzungen für das Ehrenamt, das von außen betrachtet sehr schwer wiegt. Denn unsere Gesellschaft beschäftigt sich lieber mit dem Leben als mit dem Tod. Dabei ist beides untrennbar miteinander verbunden. So wie das Glück und die Freude auch im Augenblick des Sterbens da sein können. Das hat Margret Bahr oft erlebt in den vielen Jahren. „Bei uns wird nicht nur geweint, sondern auch gelacht.“
In Trauerritualen wird an Menschen erinnert, die verstorben sind
Rund fünf Monate lang werden die Ehrenamtlichen auf ihre Arbeit mit den Sterbenden vorbereitet. Darüber hinaus tauschen sie sich regelmäßig untereinander aus, helfen einander, wenn sie ein Schicksal doch einmal intensiver belastet. Und sie erinnern sich in Trauerritualen an die Menschen, die von ihnen gegangen sind. „Dann sitzen wir im Raum der Stille zusammen und lesen alle Namen vor.“
Nicht alle, die sich für die Hospizarbeit interessieren, sind auch geeignet. Meist stellt sich das schon während des Einführungskurses heraus. Wer sich jedoch für das Ehrenamt entschieden hat, der bleibt. So wie Margret Bahr, die sich auch noch zur Trauerbegleiterin hat ausbilden lassen. Denn so wichtig die Begleitung des Sterbenden ist, ist auch der Trost für diejenigen, die zurückbleiben.
Margret Bahr: „Der Tod ist und bleibt unfassbar“
Hospizarbeit heißt nicht nur die stationäre Behandlung, sondern auch die ambulante Begleitung. Den Großteil dieser Arbeit übernehmen die Ehrenamtlichen. Dafür hat sich Albert Brandhorst vor fünf Jahren ausbilden lassen. Der 65-Jährige hat zuletzt in der Altenpflege gearbeitet und oft miterlebt, wie einsam manche Menschen ihren letzten Weg gehen mussten. Für den gläubigen Christen ist die Arbeit eine große Bereicherung. Wenn ihm ein Tod zu nahe geht, dann findet er Trost im Gebet und in der Meditation. Oder in einem intensiven Gespräch mit den anderen Ehrenamtlern.
Für Margret Bahr und Albert Brandhorst haben sich durch ihr Ehrenamt die Wertigkeiten im Leben verändert. Sie gehen inzwischen viel bewusster mit Begriffen wie Glück und Liebe um.
„Aber die Angst vor dem eigenen Sterben habe ich nicht verloren“, sagt Margret Bahr: „Der Tod ist und bleibt unfassbar.“
Den Gästen soll jeder Wunsch erfüllt werden
1989 gründete sich der Verein Hopiz Essen-Steele e.V., im selben Jahr entstand der ambulante Hospizdienst. Am 28. Juni 1996 weihten unter anderem Berthold Beitz und Johannes Rau das stationäre Hospiz ein, das von der Krupp-Stiftung mitfinanziert wurde.
Zehn Betten umfasst das Hospiz, die Zimmer sind 25 Quadratmeter groß, jedes hat einen eigenen Balkon. Im Obergeschoss gibt es einen Wellness-Raum mit Badewanne, eine Toskana-Landschaft ziert die Wand. Das Personal versucht immer, den Gästen jeden Wunsch zu erfüllen. Ob und wann ein Gast geweckt werden möchte, bestimmt er selbst, ebenso wann und was er zu Mittag isst.
Die durchschnittliche Verweildauer der Gäste ist 18 Tage, sagt Pfarrer Günther Graßmann, Vorsitzender des Hospizvereines. Die Warteliste ist lang, pro Woche kommen zwischen 30 und 40 Anfragen. Ausgewählt werden die Gäste nach individuellen Kriterien. Jeder benötigt eine Hospiznotwendigkeitsbescheinigung vom behandelnden Arzt. Relevant für die Auswahl ist, wie gut die Patienten zu Hause versorgt sind.