Kray. . Der 21-jährige Chemie Student Till Eisert ist Tutor im Studierendenwerk Essen-Duisburg. Er ist Ansprechpartner für das Studentenwohnheim in Kray.
Das Studierendenwerk Essen-Duisburg hat im April nach zweijähriger Vorbereitungszeit ein neues Tutoren-Programm in seinen Wohnheimen gestartet. Auch an der Eckenbergstraße in Kray sind seitdem zwei studentische Mitarbeiter als Betreuer aktiv. Ihr Job ist es, für ein freundliches und soziales Klima im Wohnheim zu sorgen.
313 Studenten leben im Wohnheim an der Eckenbergstraße. Till Eisert ist einer von ihnen. Der 21-jährige Chemie-Student stammt aus Leipzig. Vor drei Jahren kam er zum Studium nach Essen. Er weiß also, wie es sich anfühlt, wenn man neu in einer Stadt ist und zunächst niemanden kennt.
Als er später sah, dass in seinem Wohnheim eine Tutoren-Stelle ausgeschrieben wurde, hat er sich direkt darauf beworben. Im Vorstellungsgespräch hat er unter anderem mit seinen Fremdsprachenkenntnissen gepunktet – und den Job bekommen. 20 Stunden pro Monat schlüpft er seitdem in die Tutoren-Rolle, 200 Euro überweist das Studierendenwerk dafür auf sein Konto. „Das ist ein toller Studentenjob“, sagt er. „Und er ist gut mit dem Studium vereinbar.“
Wiederauflage eines Klassikers
Das Tutorenprogramm des Studierendenwerks ist nicht gänzlich neu. Von 2001 bis 2013 hatte es bereits ein vergleichbares Angebot gegeben. Es musste jedoch eingestellt werden, weil viele Wohnheime saniert und zwischenzeitlich nicht oder kaum genutzt wurden.
Auch das Wohnheim an der Eckenbergstraße wurde von 2011 bis 2013 saniert. So wurde das Gebäude etwa bei Energieeffizienz und Schallschutz auf den neuesten Stand gebracht. Etwa 18 Millionen Euro haben die Arbeiten gekostet.
Ansprechpartner für die Bewohner
Als Tutor ist Till in Kray ein wichtiger Ansprechpartner für die Bewohner des Heims. Sie kennen ihn, und sie wissen, dass er stets ein offenes Ohr für ihre Anliegen hat. „Meine Aufgabe ist es, die Leute miteinander in Kontakt zu bringen. Hier leben zwar alle unter einem Dach, aber meist leben sie aneinander vorbei“, sagt er.
Damit die Verbesserung des Zusammenlebens gelingt, organisiert Till etwa Grillfeste, gemeinsames Fußballgucken, Spiele-, Koch- oder Bastelabende. „Wir testen noch, was gut ankommt“, sagt Julia Garber. Die 28-Jährige koordiniert das Programm für das Studierendenwerk. „Was angenommen wird, wollen wir etablieren. Und wenn wir merken, dass irgendetwas weniger gut ankommt, dann lassen wir uns etwas Neues einfallen.“
Sprechstunden im eigenen Büro
Tutor Till hat im Wohnheim ein eigenes Büro bekommen. Dort bietet er regelmäßige Sprechstunden an. Studierende können sich mit ihren Problemen an ihn wenden. Till hilft, und wenn er einmal keine Antwort weiß, kann er die Ratsuchenden zumindest an die richtigen Ansprechpartner weitervermitteln. Sein kurzer Draht zum Studentenwerk ist dabei eine große Hilfe.
Welche Probleme haben die Bewohner denn so? „Der Klassiker ist: ,Ich komme mit meinen Mitbewohnern nicht klar.’ Sie sind zu laut, sie räumen nicht auf...“, erzählt Till. Außerdem geht es häufig um ganz Alltägliches („Wie komme ich zum nächsten Supermarkt?“, „Wo kann man abends ausgehen?“) oder um hausmeisterähnliche Tätigkeiten: Das Internet funktioniert nicht, der Abfluss ist verstopft, Wasser tropft.
Die Hälfte der Bewohner kommen aus dem Ausland
Aber auch die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe der Bewohner sorgen mitunter für Schwierigkeiten im Wohnheim-Alltag. Auch aus diesem Grund ist das Tutoren-Programm beim Studierendenwerk im Bereich „Internationales“ angedockt. Etwa die Hälfte der Bewohner des Studentenhauses an der Eckenbergstraße stammt aus Deutschland – die übrigen Bewohner kommen aus dem Ausland. Das hat mitunter Folgen: „Der Geruch von exotischem Essen in den Gemeinschaftsküchen kann tatsächlich zu schwerwiegenden Verstimmungen führen“, berichtet Till.
Egal, mit welchen Problemen die Studenten zu Till kommen: Er rät bei Konflikten meist zu einem persönlichen Gespräch. „Wenn die Leute einfach mal miteinander reden, lassen sich viele Probleme ganz leicht aus der Welt schaffen“, sagt der Student. Zugleich stellt er klar, dass es im Wohnheim nicht mehr Konflikte gibt als anderswo: „Wo viele Menschen zusammenleben, gibt es immer mal Reibereien. Da ist es halt hilfreich, wenn ein neutraler Vermittler vor Ort ist.“
Das Programm weiter ausbauen
Das Studierendenwerk Essen-Duisburg verwaltet insgesamt rund 2400 Wohnheimplätze in mehreren Städten. Bislang gibt es sechs Tutorenstellen: drei davon in Duisburg, eine in Mülheim und zwei an der Eckenbergstraße in Kray.
„Wir wollen das Programm nun Schritt für Schritt weiter ausweiten“, sagt Programm-Koordinatorin Julia Garber. „Die Resonanz, die wir bislang von den Studierenden erhalten haben, ist sehr gut.“