Steele. Ruhrverband lässt Neuverpachtungen nicht mehr zu. Verlassende Parzellen vermüllen, Diebstähle nehmen zu. Areal gilt als schadstoffbelastet.
Die Kleingärtner vom Grabeland Holbeckshof in Steele sind in Sorge: Der Ruhrverband, dem das Areal gehört, lässt keine Neuverpachtungen mehr zu. Das bedeutet das mittelfristige Aus für die grüne Oase. Noch schlimmer: Da freigewordene Gärten brachliegen, wächst die Vermüllung und häufen sich Fälle von Vandalismus und Diebstahl. Nun schlagen die Altpächter Alarm.
Das Grabeland Holbeckshof gibt es schon genauso lange wie den benachbarten Kleingartenverein Döppelhahn – seit 1938. Während auf dem Areal des Kleingartenvereins Parzellen an die Mitglieder vergeben wurden, gehörte das Grabeland anfangs der Essener Steinkohlenbergwerk AG, später der Mannesmann Verwaltungsgesellschaft. Im Wohnblock Langmannskamp/Ecke Holbeckshof wohnten früher Bergleute der Zeche Katharina, die Grabeland zugeteilt bekamen, um dort Kaninchen zu halten und Gemüse zu ziehen. Doch für die meisten stand schon damals die Erholung im Grünen im Vordergrund.
Im Jahr 1991 übernahm der Ruhrverband das Gelände. „Eine Investition in die Zukunft“, wie Ruhrverband-Sprecher Markus Rüdel sagt. „Damals hatten wir noch keinen geeigneten Standort für das neue Klärwerk Essen-Süd gefunden, das heute an der Wuppertaler Straße steht.“ Das Grabeland habe man zusammen mit weiteren Flächen erwerben müssen, die von betrieblichem Interesse waren, so Rüdel weiter.
Bemühungen der Kleingärtner, dem Grabeland vor dem Verkauf eine eigenständige Verwaltung zu geben oder an den Kleingartenverein anzuschließen, blieben erfolglos, was der Bewirtschaftung der 30 Parzellen keinen Abbruch tat.
Erst viel später, im Februar 2009, flatterte den Pächtern ein Schreiben ins Haus. Der Ruhrverband wies auf ein Gutachten der Stadt hin, das bereits drei Jahre vor der Übernahme erstellt worden war. „Leider haben wir erst Ende 2008 von diesem Gutachten erfahren“, erklärt Rüdel. Darin ist von Bodenbelastungen die Rede: eine erhöhte Konzentration von Schadstoffen wie Barium, Cyanide und Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Gleichzeitig wurde eine Anbauempfehlung ausgesprochen. Man solle Gemüse wie Blumen- und Grünkohl künftig meiden.
Zwar lag dieses Gutachten schon rund 20 Jahre zurück, aber es veranlasste den Ruhrverband, künftige Neuverpachtungen zu verbieten. „Aus Gründen der Vorsorge“, wie Rüdel sagt. Von Kündigungen sah der Ruhrverband mit Rücksicht auf die Pächter ab und bot allen an, die Pacht zurückzuzahlen, falls sie ihren Garten aufgeben wollten.
Auch Günter Kubon, seit 38 Jahren Hobbygärtner, erhielt einen solchen Brief. Was ihn wundert: „Das Gutachten bezog sich nicht allein auf das Grabeland, sondern auch auf den Kleingartenverein. Und dort hat es solche Überlegungen nie gegeben.“ Nachvollziehen kann er die Entscheidung des Ruhrverbandes aus einen weiteren Grund nicht: „Hier stand seit jeher die Naherholung im Vordergrund. Gemüse hat hier kaum jemand in nennenswerten Mengen geerntet.“
Mittlerweile sind sechs Gärten verschwunden. „Wenn hier einer aufgibt, schickt der Ruhrverband einen Bagger und macht alles platt“, bedauert Berndt Meinhardt. Er hält vor Ort sogar Bienenvölker, die im Grabeland einen idealen Lebensraum finden. „Wegen der Pflanzenvielfalt“, wie er sagt. „Wäre schade, wenn das alles mal weg muss.“ Was ihn besonders betrübt: „Seit keine neuen Pächter mehr dazukommen dürfen, ist das Grabeland teilweise stark vermüllt. Da fehlt die soziale Kontrolle.“ Anfang des Jahres wurde dreimal in Gärten eingebrochen und ein Rasenmäher gestohlen. „Das wird noch schlimmer werden, wenn weitere Gärten brachliegen.“
Den Ruhrverband zeigt gewisses Verständnis für die Kleingärtner: Seit Nachfrage unserer Zeitung dürfen Altpächter die brachliegenden Gärten übernehmen. Doch Rüdel stellt klar: „Es ist nicht Aufgaben des Ruhrverbands, Grabeland vorzuhalten und zu verpachten.“ Die damaligen Pläne haben sich mittlerweile zerschlagen. „Wir wollen das Gelände mittelfristig verkaufen.“