Essen-Kray. . Trotz der bald anstehenden Stilllegung der Schredderanlagen der Recyclingfirma Richter, geht die Arbeit der Krayer Umweltschützer wohl weiter.

Am Tag der Entscheidung war Dietrich Keil ein gefragter Mann. Der Sprecher der Bürgerinitiative gegen Gift-Schredder hatte mächtig zu tun, um allen Kommentarwünschen zum Teilrückzug der Recyclingfirma Richter GmbH nachzukommen. Möglicherweise ist dies nicht sein letzter Einsatz: „Wir werden darüber beraten, ob und wie es mit der Gruppe weitergeht.“

Auch nach dem „Medienmarathon“ erreichten Keil viele E-Mails. In erster Linie Glückwünsche. Einer schrieb: Der Kampf hat sich gelohnt. „Das freut mich natürlich, denn es ist die Bestätigung unserer Arbeit.“ Auf das „uns“ legt er Wert, denn es war die Bürgerinitiative, die nicht müde wurde, den Finger in die Wunde zu legen. „Viele haben mir geschrieben, dass sich ohne die BI nichts geändert hätte.“ Und ohne sich selbst auf die Schulter klopfen zu wollen, fügt Keil an: „Ich glaube, dass dies stimmt.“

Sehr früh und immer wieder hatten Keil und seine Mitstreiter darauf verwiesen, dass die Schredder die eigentliche Quelle des PCB-Übels seien. Eine These, die durch immer exaktere Messungen nun bestätigt wurde. Nach Informationen des Bezirksregierung Düsseldorf lag der Emissionsanteil der beiden Anlagen zuletzt bei rund 90 Prozent. Ein Fakt, der die Firma Richter, so Keil, wohl unter Zugzwang setzte. „Für mich war das Schredder-Aus eine Form der Flucht nach vorn. Das Unternehmen musste mit weiteren massiven Auflagen rechnen. Und mit deutlich höheren Kosten.“

Gespräche über die Zukunft der Initiative

Die Bürgerinitiative gegen „Gift“-Schredder trifft sich am Donnerstag, 20. Oktober, um 19 Uhr im „La India“, Krayer Str. 302.

Dort soll über die Zukunft der Gruppe und die weitere inhaltlicher Arbeit diskutiert werden.

Dennoch: Nie sei es der BI um die generelle Schließung der Firma gegangen, so wie dies Hans Brekelmans, Geschäftsführer des Unternehmens, bis zuletzt monierte. „Unsere Maxime war stets, dass Recycling sinnvoll ist. Allerdings nicht, wenn dabei die Gesundheit des halben Stadtteils gefährdet wird“, so Keil. Schon deshalb bedauert er die Ankündigung der Firma, bis zu 30 Mitarbeitern kündigen zu wollen. „Es ist grundlegend falsch, Arbeitsplätze gegen Umweltschutz auszuspielen.“ Umweltschutz könne im Gegenteil neue Arbeit schaffen, wenn beispielsweise das Unternehmen dem primären Wunsch der BI nachgekommen wäre, die Anlage einzuhausen und mit Schleusen und neuen Aktivkohlefiltern zu versehen.

Eine Verlagerung des Betriebs war für Keil nie eine Option: „Damit hätte man das Problem nur verlagert.“ Denn: „So wie die Firma Richter viele Jahre gearbeitet hat, wäre das woanders gar nicht möglich. Dazu müsste die Anlage mit aktueller Technik neu aufgestellt werden.“ Nicht umsonst habe die Firma, so Keil, auf Bestandsschutz gepocht. „Ein Unding“, sagt Keil: „Die Gegebenheiten vor Ort haben sich im Laufe der Jahre deutlich verändert. Davon ist auch die Anlage selbst nicht ausgenommen.“

Das erste Ziel ist erreicht

Ungeachtet dessen habe die Stadt der Firma Richter nie einen geeigneten Standort anbieten können. Stadtsprecherin Silke Lenz: „Bestandsschutz bedeutet, dass aktuelle Umweltanforderungen nach Immissionsschutzgesetz technisch nachgerüstet werden müssen.“ Wenn die Stadt Essen eine Umsiedlung angeordnet hätte, hätte sie eine entsprechende Entschädigung zahlen müssen.“ Entscheidend dabei sei aber zunächst, ob in Essen ein Grundstück zur Verfügung steht, was die Randbedingungen erfüllt: also planungsrechtliche Zulässigkeit, Abstand zur Wohnbebauung von mindestens 500 Metern sowie positive Umweltverträglichkeitsprüfung. „Erst dann würde die Höhe einer eventuellen Entschädigung geklärt“, so Lenz. „Die Summe der Entschädigung war jedoch nicht ausschlaggebend, dass diese nicht erwogen wurde. Es gab keine geeignete Fläche.“

Das erste Ziel ist erreicht, dennoch will Keil ein „wachsames Auge“ auf die weitere Entwicklung haben. „Was passiert mit dem kontaminierten Areal Rotthauser Straße? Was wird die Firma Richter künftig tun?“, fragt er. „Ob die BI bestehen bleibt, entscheidet die Gruppe.“