Essen-Kray. . Resigniert bis erfreut reagieren Krayer Schrebergärtner auf die Stilllegung der Schredderanlagen nebenan. Dabei ist ihr Gemüse seit Jahren PCB-belastet.

Gudrun Dierich (67) beugt sich über ihr Blumenbeet und wühlt die Erde in ihrem Kleingarten an der Grimbergstraße in Kray auf. Auch hier hat sich die Nachricht, dass die Firma Richter ihre Schredderanlagen abbauen wird, herumgesprochen. Die Hobby-Gärtnerin zuckt resigniert mit den Schultern. Den Ärger mit der Umweltbelastung durch das hochgiftige PCB kennen sie schon seit Jahrzehnten, sagt sie und blickt auf ihre Tulpen- und Narzissenzwiebeln, die darauf warten eingepflanzt zu werden. Andere Parzellenpächter reagieren ähnlich wie Gudrun Dierich: resigniert, gleichgültig oder gelassen. Zu lange schon leben sie hier mit der Gefahr, dass ihr Gemüse belastet ist.

Gemüse wird kaum gepflanzt

„Früher war das hier ein reiner Gemüsegarten. 38 Jahre lang haben wir alle das Gemüse gegessen“, erzählt die 67-Jährige. Nachdem die Stadt vor einigen Jahren eine Nichtverzehrempfehlung ausgesprochen hat, pflanzt Gudrun Dierich jedoch viel weniger Gemüse an: Erbsen und Zwiebeln, ein bisschen Spitzkohl, im Gewächshaus Tomaten und Gurken, ein paar Kartoffeln. Ganz will sie es nicht bleiben lassen. „Bei den Lebensmitteln aus dem Einzelhandel weiß man auch nie, wie die produziert werden“, sagt sie. Und fügt ein bisschen trotzig hinzu: „Bis jetzt sind wir alle gesund.“

Ihr Freundin Monika Heil schaut vorbei, um sie zum Kaffeetrinken abzuholen. Mit Christa Fohnert und Inge Albert treffen sich die Rentnerinnen nach getaner Arbeit seit Jahren zu einer gemütlichen Runde. Ebenso lange ist PCB immer wieder ein Thema. Monika Heil etwa pflanzt schon gar kein Gemüse mehr, nur noch Blumen. Die 68-Jährige hat lange Zeit gleich um die Ecke der Richter GmbH gewohnt, in der Straße Auf dem Berg. „Wir haben lange protestiert, aber geändert hat sich nichts. Irgendwann hat man die Nase voll“, sagt Monika Heil.

Der Kleingarten von Inge Albert (70) ist älter als sie selbst. Ihr Großvater hat ihn schon bestellt, 1000 Quadratmeter waren es einmal. Ihre Großeltern und ihre Eltern haben dort fast nur Gemüse angepflanzt. „Ganz einwandfrei war die Gegend hier nie. Früher stand hier in der Nähe eine Ziegelei“, sagt Inge Albrecht. Um sich selbst macht sich die 70-Jährige keine Gedanken. „Was kann uns noch treffen? Aber ich kann schon verstehen, dass die jungen Familien besorgt sind.“ Den Garten zurücklassen und wegziehen kam für keine der Frauen in Frage. „Wir sind hier aufgewachsen.“

In der Kleingartenanlage Bonifacius-Joachim am Kruckenkamp reagiert die Vorsitzende Brigitta Maris hingegen erfreut auf die Stilllegung der Schredderanlagen. „Zuletzt war ich etwas stinkig, auch auf die Stadt, weil immer wieder drüber gesprochen und gemessen wurde, aber nie etwas passiert ist“, sagt Brigitta Maris, in deren Garten Grünkohl-Messungen durchgeführt wurden. Die Hobby-Gärtnerin wohnt seit 50 Jahren in Kray und engagierte sich in der Bürgerinitiative. Nun ist sie guter Dinge, dass sich die Werte verbessern.