Essen-Burgaltendorf. . Genau 16 Jahre lang führte Dieter Bonnekamp den Heimat- und Burgverein in Burgaltendorf. Nun geht der 74-Jährige in den verdienten Ruhestand

Der Burgherr tritt ab: Nach 16 Jahren als Vorsitzender des Burg- und Heimatvereins Burgaltendorf legt Dieter Bonnekamp sein Amt nieder. Im Gespräch mit Michael Heiße erinnert sich der gebürtige Burgaltendorfer an Erlebtes, Erreichtes und auch an die turbulente Zeit seines Einstiegs als Chef des HBV.

Herr Bonnekamp, der erste Vorsitzende des HBV, Erich Glettenberg, war 34 Jahre lang im Amt. Hätten Sie da nicht noch ein paar Semester dranhängen können?

In der Ära Glettenberg war nicht so viel los wie heute, vielleicht ein paar Heimatabende ab und an. Das sieht man auch an den wenigen Buchungen in den alten Kassenbüchern. Allerdings gehörte zu seinen vordringlichen Zielen, die zuständigen Ämter von der Notwendigkeit einer grundlegenden Sanierung der Burg zu überzeugen. Ich aber denke, dass ich mir den Ruhestand mit 74 Lenzen verdient habe.

Sie wurden 1942, damals noch in Altendorf-Ruhr, geboren, haben also echten Stallgeruch. In den HBV sind Sie allerdings erst 1989 eingestiegen. Warum so spät?

Nun ja. Als langjähriger Angestellter der Deutschen Bahn hatte ich gut zu tun. Und der Rest der Zeit ging für die Geschäftsführung der Volleyballer von Sportfreunde Niederwenigern drauf, die damals immerhin in der Verbandsliga spielten. An Geschichte war ich aber schon seit jeher interessiert. Mit Eintritt in den HBV insbesondere an der Historie Burgaltendorfs, der Burg, Eisenbahn, Post und des Bergbaus. Aber auch an den Kirchen Burgaltendorfs und Niederwenigerns, wohin die Christen über Jahrhunderte zum Gottesdienst pilgerten und wo ich getraut wurde.

Lange vor ihren Einstieg erlebte das Burgfest 1982 seine Premiere.

Daran hatten unser heutiger Ehrenvorsitzender Werner Streicher und Josef Engelhardt große Verdienste. Reiner Grieger hat das Ganze damals koordiniert. Das lag bei ihm in guten Händen.

Reiner Grieger haben sie zum Jahrtausendwechsel als Vorsitzenden beerbt.

Ich habe mich nicht danach gedrängt. Doch es fand sich niemand, der die Aufgabe übernehmen wollte. Und schon bald nach der Amtsübernahme wurde ich mit einer unerwarteten Sache konfrontiert.

In wiefern?

Nach einem Vandalismus-Vorfall in der Milleniumsnacht wurde der Burgturm gesperrt. Da traten die Stadt Essen und auch das Arbeitsamt an mich heran, ob nicht der HBV als gemeinnütziger Verein, der er schon lange war, die Sanierung nach dem Modell des „Essener Konsens“ übernehmen könne. In unserer Satzung steht der Erhalt der Burg und ihrer Geschichte als primäres Ziel. Also haben wir dann vier Jahre lang unter meiner Regie die Burg saniert. In der Presse stand später, dies sei die letzte erfolgreiche Maßnahme innerhalb des Essener Konsens’ gewesen. Da war ich schon etwas stolz.

In ihrer Ägide lebte der HBV mächtig auf. Es gab Führungen, Vorträge. Sogar eine Veranstaltungsreihe, „Texte und Töne im Turm“, wurde in Kooperation mit dem Freien Deutschen Autorenverband NRW und der „Kleinen Bücherwelt“ in Burgaltendorf gestartet.

Die Burgsanierung war eigentlich überhaupt erst die Basis, so etwas zu machen. Aber das mussten wir auch, denn in eine Burgruine, die nur tot in der Gegend herumsteht, hätte damals niemand Geld investiert. Bei unserer Reihe TTT können wir uns glücklich schätzen, dass wir mit Rolf Siepmann jemand haben, der diese stets aufs Neue mit Leben füllt. Auch die Burg ist mittlerweile am Wochenenden und Feiertagen besuchbar. Die Leute genießen die Aussicht.

Später folgte das Mittelalterfest „Menschen und Märchen in mächtigen Mauern“, das bis heute Bestand hat und viele Besucher lockt.

Das stimmt, auch darauf können wir stolz sein. Das Mittelalterfest wurde im Jahr der Kulturhauptstadt 2010 ins Leben gerufen und wird seitdem alle zwei Jahre im Wechsel mit dem Burgfest abgehalten. Letzteres habe ich dann auch immer koordiniert.

Mit all diesen Projekten hat sich der Verein auch mehr und mehr der Öffentlichkeit geöffnet.

Ich bin stets für Anregungen von Außen zu haben. Man denke nur an die vier Denkmalpfade im Ober- und Unterdorf. Da sind wir dem Vorbild aus Kupferdreh und Rellinghausen gefolgt. Aber auch mit der ersten Pico-bello-Aktion im Jahr 2006 haben wir mit vielen anderen Vereinen und Gruppen eine stadtteilweite Aufgabenverteilung ins Leben gerufen. Gleiches gilt aktuell für das große Still-Leben am 21. Juni. Ich habe keine Berührungsängste, wenn mich eine Sache überzeugt.

Wo steht der Heimat- und Burgverein ihrer Ansicht nach heute?

Aktuell haben wir 450 Mitglieder, Tendenz steigend. Unsere Vorträge und Führungen sind gut besucht, da kommen nicht selten bis zu 120 Leute zusammen. Und die jüngsten Aktionen zum 850-Jährigen des Dorfes tun da das Übrige. Auch ein Verdienst unserer Projektgruppe und Rolf Siepmann als Gesamtkoordinator. Ende des Monats steht ein erstes Treffen der Bürgerschaften und des HBV an, um das Image der Ruhrhalbinsel zu stärken. Auch da wollen wir uns einbringen.

Rolf Siepmann ist 2. Vorsitzender des Vereins, Pressesprecher. Er gilt als ihr designierter Nachfolger...

Dem Ergebnis unserer Mitgliederversammlung kann und will ich nicht vorgreifen, aber ich denke, der Vorstand wird einen Kandidaten präsentieren, mit dem dem HBV eine gute Zukunft gewiss ist.