Überruhr. . 27 Tiere, 13 Mitglieder und ein Gehege: Der Verein im Wichteltal versorgt seit elf Jahren die Herde. Am Ostersamstag öffnet das Gehege wieder seine Pforten.
Der Burenbock mit den Schlappohren heißt Hansel, seine Paten sind Grundschüler aus Hinsel. Diego ist der Leitbock. Und Rasputin ist die letzte Ziege, die vor vier Jahren im Wichteltal geboren wurde. 27 Ziegen leben dort im Gehege, weil sie zuvor ihr Zuhause verloren haben und im Tierheim gelandet sind. Oder weil die Polizei sie gefunden hat, berichtet Alexander Kirstein über die Herde. Der 45-Jährige ist der Betriebsleiter des Vereins, der das Gehege samt Tieren vor elf Jahren übernahm.
Damals erfuhren sie von 30 Ziegen in Not. Die gehörten einem Senior, der im kleinen Backsteinhaus an der Weide lebte und sich mit der Herde ein Zubrot zur Rente verdiente, erzählt Kirstein, der das Gehege von Ausflügen mit seinen Kindern kannte. Als der Rentner starb, gab es zwar Erben für das Haus – aber keinen Nachfolger, der sich um die Herde hätte kümmern können.
Ziegen als Landschaftspfleger
„Es fand sich schließlich ein wilder Haufen“, erinnert sich Alexander Kirstein an die Anfänge ihres Vereins, der das Gehege pachtete. Beruflich arbeitet er bei der Evag und bildet Lehrlinge zu Elektrikern, Schlossern und Mechatronikern aus. In seiner Freizeit kümmert er sich täglich um die Ziegen, die keine Nutztiere, sondern Landschaftspfleger seien. „Wir machen das aber auch für die Familien mit Kindern, die uns regelmäßig besuchen.“ Sein Sohn Marian (15) packt inzwischen mit an. Und aus den Rettern sind längst Freunde geworden, die sich die Arbeit teilen. Es gibt einen Ziegen-Dienstplan, sie füttern Möhren und Äpfel, befüllen Heuraufe wie Wassertrog und streuen Stroh ein. Auf der ein Hektar großen Weide haben sie für die Tiere zum Klettern große Steine zum Hügel getürmt. Auf einem anderen Haufen liegen abgeknabberte Nordmanntannen.
Ziegengehege Wichteltal
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Einmal in der Woche treffen sich alle Mitglieder, bessern Zäune aus oder misten den Stall. „Fertig ist das hier nie“, sagt Patrick Golenia, der vor sechs Jahren durch einen Freund zur Gruppe stieß und blieb. „Obwohl ich zuvor mit Tieren nichts am Hut hatte“, sagt der 28-Jährige, der als Schichtleiter in der Finca in Bergerhausen arbeitet. Das Tiergehege im Wichteltal ist sein Hobby geworden, das Erholung bedeutet: „Es ist unser Garten.“
Wenn das Gehege am Ostersamstag wieder seine Tore öffnet, hoffen die 13 Mitglieder auf viele Gäste und auch Spenden (siehe Infobox). Denn der Stall muss kernsaniert werden. Wie immer ist Geld der Hauptknackpunkt: Die Helfer finanzieren das Gehege komplett aus Spenden. Die kommen regelmäßig von Privatpersonen und Unternehmen. Rund 800 Euro kostet es allein, die Tiere monatlich zu versorgen. Muss aber wie kürzlich der Zaun oder jetzt der Stall erneuert werden, gehe das in die Tausende.
Tag der offenen Tür, Spenden und Patenschaften
Das Tiergehege Wichteltal (Wichteltal 218) lädt am Samstag, 26. März, zum Tag der offenen Tür ein. Ab 15 Uhr gibt es ein besonderes Angebot für Besucher: Sie können zahme Ziegen füttern. Dabei stehen ihnen Vereinsmitglieder zur Seite, die die Aktion betreuen. Gegen 16.30 Uhr wird das große Osterfeuer entzündet. Mit dabei ist auch die Rollende Waldschule der Kreisjägerschaft. Es gibt eine Hüpfburg. Bis auf Getränke und Würstchen vom Grill ist alles andere kostenlos.
Die Vereinsmitglieder freuen sich aber über Spenden, die vollständig in Futter, Tierarztkosten und Instandhaltung des Geländes fließen. Es gibt auch noch Ziegen, die Paten suchen. Eine Patenschaft kostet 120 Euro im Jahr und deckt Ausgaben für Heu, Stroh und etwa drei Säcke Möhren für ein Tier ab.
Kontakt: Alexander Kirstein,
0176-81 02 76 65 oder Patrick Golenia, 0162-91 48 518. Alle Infos auf: www.wichteltal.de
Teuer wird es zudem, wenn der Tierarzt anrücken muss. Die Wurmkur per Spritze verabreicht Kirstein inzwischen, er hat dafür eine Prüfung beim Amtsveterinär absolviert. Auch die Klauenpflege übernehmen sie selbst: „Gelernt haben wir das von einem Mitstreiter, der seinem Zivildienst auf einem Bauernhof gemacht hat.“ Mindestens vier Mal im Jahr steht die bei jeder Ziege an. Die wird dann auf den Rücken geworfen, vier Mann halten sie fest und zwei schneiden die Klauen.
Bei guter Pflege können die Tiere bis zu 18 Jahre alt werden, sagt Kirstein. Aus der ersten Herde, die sie damals übernahmen, lebt allerdings keine Ziege mehr. „Die letzte hat uns vor einigen Monaten verlassen.“ Stattdessen sind im Laufe der Jahre Hansel, Diego und Timotheus eingezogen. Es sind verschiedene Rassen mit unterschiedlichen Fellfarben. Schlau und beharrlich seien sie aber alle, sagt Patrick Golenia: „Wenn die Fressen wittern, finden sie das auch.“ Je nachdem, wie die Tiere zuvor gehalten wurden, sind sie eher zutraulich oder scheu, erklärt Marian.
Unterwegs im Wichteltal
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Mit Züri ist zudem eine Neuerung eingezogen: Ketten an den Toren, denn der thüringische Waldziegenbock öffnet sie sonst. Immerhin wäre Züri fast eine Zirkusziege geworden, als er an einer Bochumer Waldorfschule lebte. Da seine Mutter ihn aber mobbte, rief ein Lehrer verzweifelt in Überruhr an. Seitdem erhält auch Züri sein Gnadenbrot im Wichteltal.
Tag der offenen Tür am Samstag, 26. März
Das Tiergehege Wichteltal (Wichteltal 218) lädt am Samstag, 26. März, zum Tag der offenen Tür ein. Ab 15 Uhr gibt es ein besonderes Angebot für Besucher: Sie können zahme Ziegen füttern. Dabei stehen ihnen Vereinsmitglieder zur Seite, die die Aktion betreuen. Gegen 16.30 Uhr wird das große Osterfeuer entzündet. Mit dabei ist auch die Rollende Waldschule der Kreisjägerschaft. Es gibt eine Hüpfburg. Bis auf Getränke und Würstchen vom Grill ist alles andere kostenlos.
Die Vereinsmitglieder freuen sich aber über Spenden, die vollständig in Futter, Tierarztkosten und Instandhaltung des Geländes fließen. Es gibt auch noch Ziegen, die Paten suchen. Eine Patenschaft kostet 120 Euro im Jahr und deckt Ausgaben für Heu, Stroh und etwa drei Säcke Möhren für ein Tier ab.
Kontakt: Alexander Kirstein, 0176-81 02 76 65 oder Patrick Golenia, 0162-91 48 518. Alle Infos auf: www.wichteltal.de
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