Essen-Heisingen. . Maiandacht, Pfarrfest, Karneval und Kabarett: Die katholische Frauengemeinschaft Heisingen stellt sich bei Kir Royal und Caipirinha vor.

Kaum hatte Annette Hartweger ihre kleine Tochter auf die Welt gebracht, schon hatte ihre Mutter sie bei der katholischen Frauengemeinschaft (kfd) angemeldet. Die Heisingerin war damals 21 Jahre alt und empfand diesen Eintritt als Schicksal. „Aber früher war das einfach selbstverständlich“, erzählt die 65-Jährige heute, da sie sich voller Überzeugung in und für die Gemeinschaft einsetzt.

Gemeinschaft steht über allem

Die Frauen gestalten die Maiandacht, Adventsfeiern oder die Banner zur Fronleichnams-Prozession. Sie tragen den Glauben in die Gemeinde, treffen sich ebenso zum Frühstück, machen Ausflüge, veranstalten Theaterabende und den beliebten Frauenkarneval. Nicht nur in diesem Jahr haben sie den Pfarrsaal mit jeweils 200 Besucherinnen gefüllt. „Über allem steht immer die Gemeinschaft“, sagt Frauke Westerkamp (57), die den Gedanken in die kfd einzutreten übrigens lange Zeit auch schrecklich fand, sagt sie lachend. 2000 kam die gebürtige Heisingerin dazu, rückte vier Jahre später in den Vorstand und wurde 2008 die Vorsitzende.

Hauptberuflich kümmert sich die Diplom-Rechtspflegerin bei der Essener Staatsanwaltschaft unter anderem um Haftbefehle und Strafvollstreckung in der Kapitalabteilung. Mit ihrem Ehrenamt befasst sie sich inzwischen beinahe täglich, dazu gehören neben der Organisation der Termine, Feiern und Andachten, auch die Treffen mit vier weiteren Vorstandsmitgliedern wie die Pfarreikonferenz, um Anliegen ins Bistum zu tragen. Ihr Wunsch: eine kfd-Zeitung für Heisingen. „Vielleicht klappt das, wenn ich in Rente bin“, hofft sie. Derzeit aber befassen sich die Heisinger vor allem auch damit, neue Mitglieder zu gewinnen. Der Bundesverband (mit einer halben Million Mitgliedern größter Frauenverband und größter katholischer Verband Deutschlands) habe damit bereits im Vorjahr begonnen. Zwar habe es in Heisingen keine Jahre gegeben, in denen sie gar keine neuen Frauen haben begeistern können. „Aber bis in die 1980er Jahre hatten wir 500 Mitglieder im Stadtteil“, sagt die Vorsitzende. Zum Kennenlernen luden sie also kürzlich zum Cocktailabend ein, um sich und ihre Arbeit bei Kir Royal und Caipirinha vorzustellen. „Man muss sich was einfallen lassen, um die Leute von der Couch zu locken“, weiß Frauke Westerkamp.

Heirat, Kind, kfd – so lief das in Zeiten, da sich die Gemeinschaft, die als Mütterverein gegründet wurde, um Mitglieder nicht sorgen musste. Heute bieten sie für die Frauen (die nicht katholisch sein müssen) zwei Zirkel an, einen für noch berufstätige und einen für ältere. Wobei alle Angebote jeder Frau offen stehen, betont die Vorsitzende. Sie spazieren durch den Stadtteil oder beim Parkleuchten durch die Gruga, bieten Dia-Vorträge und Fahrten wie ins Bilderbuch-Museum an. Sie engagieren sich beim Pfarrfest und beim Weltgebetstag. Niemand müsse aber fürchten, prompt auf der Bühne zu landen, unzählige Kuchen oder tagelang Waffeln backen zu müssen, beruhigt die Vorsitzende. Andererseits können sich Frauen als „Mitarbeiterinnen“ engagieren. 23 gehören zu dieser Gruppe, die die anderen Mitglieder betreut und besucht, ob beim Jubiläum oder, um Hilfe anzubieten.

Vor 15 Jahren hat sich auch Annette Hartweger zur Mitarbeiterin emporgearbeitet, sagt sie lächelnd. Die Zugehörigkeit und das Heimatgefühl in der kfd weiß sie längst zu schätzen. Ihre beiden Töchter habe sie zwar noch nicht überzeugen können. „Ich bin aber in die Fußstapfen meiner Mutter getreten.“

Politische Beiträge und Mitgliedschaft in Heisingen

Beispiele für die politische Arbeit des kfd Bundesverbandes sind Beiträge zur Gründung von Frauenhäusern (1990), die Mitwirkung daran, dass Mädchen Ministranten werden dürfen (seit 1994) und Vergewaltigung in der Ehe strafbar wird (seit 1998).

Der Mitgliedsbeitrag bei der kfd kostet 24 Euro im Jahr, 9,20 Euro bleiben in Heisingen, wo die kfd 2011 ihr 100-jähriges Bestehen feierte. Infos und Kontakt: Frauke Westerkamp ( 46 57 95), Antje Brochhagen ( 463080) oder Gabi Hopf ( 46 14 18).