Burgaltendorf. Der Essener Ballett-Tänzer Ulrich Roehm gründete den Deutschen Dachverband Tanz und erhielt auch das Bundesverdienstkreuz. Drei Bundespräsidenten schüttelte er die Hände.

Richard von Weizsäcker, Johannes Rau, Norbert Lammert und zuletzt Joachim Gauck: Die Liste der Unterstützer von Ulrich Roehm ist lang und prominent besetzt. In der langen und ereignisreichen Karriere auf und abseits der Bühne hat der ehemalige Balletttänzer einige Berühmtheiten getroffen und durfte viele prominente Hände schütteln. Und auch auf Einladung des Bundespräsidenten das Schloss Bellevue erkunden. „Wenn man einmal durch die Sicherheitskontrollen durch ist, stehen einem das gesamte Haus und auch der Park offen“, kommentiert der 82-Jährige.

Mitte Februar war er zu „Deutschland tanzt“, einer sogenannten Soirée im Sitz des Bundespräsidenten eingeladen. Und das nicht zum ersten Mal. Bis der gemeine Bürger allerdings durch Bellevue flanieren darf, ist es ein weiter Weg. Zum einen muss der Gast große Verdienste geleistet haben. Die hat Ulrich Roehm als Ehrenmitglied und Gründer des Deutschen Dachverbandes Tanz allemal geleistet. Zum anderen bedarf es einer weißen Weste, auch im übertragenen Sinne. „Man wird für eine Einladung beim Präsidenten vorgeschlagen und dann prüft das Protokollamt, ob man überhaupt „einladungsfähig“ ist. Wenn dann noch das polizeiliche Führungszeugnis in Ordnung ist, bekommt man die Einladung des Bundespräsidenten.“ Im Protokollamt wird an alles gedacht, sogar der Dresscode steht auf der Einladungskarte. Steht der Gast dann vor den Toren Bellevues, muss er erst eine strenge Sicherheitskontrolle über sich ergehen lassen. „Das ist dreimal so streng wie am Flughafen. Beim Rau war das damals noch nicht so schlimm.“

Ulrich Roehm spricht aus Erfahrung. Schon drei Mal stand sein Name auf der Gästeliste von Schloss Bellevue. Drei verschiedenen Bundespräsidenten schüttelte der Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande die Hand, „den drei interessantesten“, lacht 82-Jährige. Nach seiner aktiven Karriere in den bedeutendsten Ensembles Deutschlands und Europas, widmete Ulrich Roehm auch seinen „Ruhestand“ ganz dem Tanz. Als Gründer des Deutschen Berufsverbandes für Tanzpädagogik, des Deutschen Dachverbandes Tanz und als Initiator der „Royal Academy of Dance“ im deutschsprachigen Raum, ist er ein Urgestein der deutschen Tanz- und Ballettszene. „Es ist einfach schön am Ende eines langen Lebens für 40 Jahre Engagement geehrt zu werden“, resümiert er seinen jüngsten Aufenthalt im Regierungssitz. „Deutschland tanzt“ war die Auftaktveranstaltung zum „Jahr des Tanzes“ mit dem der Dachverband sein zehnjähriges Bestehen feiert.

Gerade für seine Tochter, die ihn zu dem Empfang begleiten durfte, war das Erlebnis ein ganz besonderes. Eindrucksvoll sei das Schloss „fast wie ein Museum“. In den vielen kleinen Räumen hängen zahlreiche Kunstschätze, das Schloss mute wie eine Ausstellung an, so Roehm. Das Essen beim Empfang sei außerdem sehr exquisit, wie der Essener zu berichten weiß: „Es gab zum Beispiel Medaillons aus Kaninchenleber, Entenbrust und den besten Apfelsaft, den ich je getrunken habe.“

Beeindruckt waren Vater und Tochter von Joachim Gauck: „Es ist natürlich schwer, jemanden zwischen 19 und 23 Uhr kennenzulernen. Aber auf mich machte er einen sehr menschlichen, intelligenten und ehrlichen Eindruck.“

Eine sehr gute Beziehung pflegte Ulrich Roehm vor allem zu Richard von Weizsäcker. 1985 gewann Roehm den Präsidenten als Ehrengast für das erste, von ihm veranstaltete Folkwang Festival in Essen: später dann sogar als Laudator beim Deutschen Tanzpreis, den Roehm ebenfalls organisierte. Im Rahmen dieser Veranstaltungen traf er häufig auf von Weizsäcker: „Wir hatten eine besondere Verbindung in der Kunst und auch ein Verhältnis geprägt von gegenseitiger Achtung.“

Verhältnis gegenseitiger Achtung

Einmal holte der Tänzer den Präsidenten sogar in dessen gepanzerter Limousine vom Flughafen ab und wurde im Gegenzug in die Altersresidenz des Staatsoberhauptes nach Berlin eingeladen. Der 82-Jährige schätzt ihn besonders als eine Person, „die im besonderen Maße der Kunst und dem Tanz zugeneigt ist“. In Abrede möchte er aber keinen der Präsidenten stellen, und mag sie daher nicht vergleichen.