Essen-Freisenbruch. . Gastronom Rainer Hafke bangt um seinen kulinarischen Treff an der Bochumer Landstraße in Freisenbruch. Ein Beschicker nach dem anderen geht

Groß waren der Elan und auch die Euphorie bei Gastwirt Rainer Hafke, als er im Oktober 2014 erstmals einen kleinen Wochenmarkt auf dem Parkplatz seines Gasthaus’ „Hafkes Schwan“ an der Bochumer Landstraße eröffnete. Doch nun gerät dieser kulinarische Treffpunkt ernsthaft in Gefahr: ein Beschicker nach dem anderen habe sich verabschiedet, erklärt der enttäuschte Gastronom.

Die Gefühlslage Hafkes ist nur zu verständlich. Lange hatte er um die Genehmigung des doch sehr privat anmutenden Wochenmarktes kämpfen müssen. Die Stadt machte anfangs eine Menge Auflagen, sei es bei der Anordnung der Verkaufsstände oder auch bei der Vorhaltung notwendigen Parkraums für Anbieter und Kunden. „Doch all diese Probleme habe ich mit Hilfe einiger Fürsprecher, auch der Kirchengemeinde, in den Griff bekommen.“ Nun jedoch scheint guter Rat teuer, denn ohne Anbieter gibt es auch keinen Wochenmarkt.

Erst habe sich der Blumenhändler, dann der für Oliven und andere Spezialitäten, später dann die Anbieter für Obst, Gemüse und Käse zurückgezogen. Seit nun auch noch der „Stullenmann“ Dirk Heidicker aufgab, schlägt Patron Hafke Alarm: „So ist der Markt nicht mehr zu retten.“ Als der Aderlass begann, sorgte der Gastronom selbst für Ersatz, „doch ich kann ja nur das verkaufen, was ich vorher selbst besorge.“ Auf Dauer sei dies keine Lösung.

Doch woran liegt es, dass die Beschicker dem Stadtteil Freisenbruch kollektiv die kalte Schulter zeigen? An mangelnder Kundschaft sicherlich nicht, denn in Freisenbruch ist der Bedarf zwar groß, das Angebot jedoch mehr als übersichtlich. Hafke: „Zwischen dem Rewe-Markt an der Freisenbruch-Straße bis hin nach Wattenscheidt haben wir in unserem Stadtteil nur einen Bäcker. Sonst nichts.“

Eine Nachfrage bei den Anbietern des Wochenmarktes bestätigt diese Einschätzung. Gründe, nicht mehr auf dem Wochenmarkt in Freisenbruch verkaufen zu wollen, gibt es dennoch. Monika Iletschko vom „Blütenzauber“ in Katernberg gehörte zu den ersten Beschickern des Marktes überhaupt: „Ich muss für den Markttag zusätzliches Personal anheuern, weil unser Geschäft in Katernberg zeitgleich weiterläuft. Das hat sich auf Dauer einfach nicht gerechnet.“

Ähnlich sieht dies Obst- und Gemüsehändler Farid Lali: „Mein Problem sind eher die wenigen Marktstunden. Der Freisenbrucher Markt hat nur von 16 bis 20 Uhr geöffnet. In Schönebeck und beispielsweise in Altenessen verkaufe ich sieben Stunden lang am Stück. Das rentiert sich für mich eher.“ Zuletzt war er im September vergangenen Jahres bei Hafkes. Es wird wohl sein letzter Auftritt in Freisenbruch bleiben.

Geräucherte Edelfische verkaufte Andreas Tönis in Freisenbruch. Der Fischhändler aus Herten war wohl ein halbes Dutzend mal bei Hafke – und mit dem Umsatz eigentlich immer zufrieden. „Ich habe meine Ware immer an die Frau und an den Mann gebracht“, sagt er. Sein Problem sind eher die speziellen Marktzeiten, die in Freisenbruch vor allem berufstätigen Kunden den Einkauf ermöglichen sollen. „Ich verkaufe auf Wochenmärkten bis in das Rheinland hinein“, erklärt Tönis. „Wenn ich am Mittwoch um 13 Uhr in Leverkusen den Laden dicht mache und dann schon um 14 Uhr frische Ware für Freisenbruch produzieren soll, dann ist das einfach nicht zu schaffen.“

Eine Tatsache, die auch für die „Stullenstube“ von Dirk Heidicker aus Voerde das Aus bedeutete. Er verkauft sein Brote mittwochsvormittag traditionell in Rüttenscheid, da wird im eine zweite Schicht in Freisenbruch zuviel, „weil ich das Brot täglich selbst einkaufen muss. Und da muss ich oft schon um 1 Uhr nachts raus, um nach Solingen zu fahren.“ Ein Wursthändler, der kurze Zeit Hafkes Wochenmarkt bespielte, hat sein Geschäft gänzlich aufgegeben.

Aufgeben will Gastwirt Hafke dennoch nicht. Er will seinen so hart erkämpften Wochenmarkt retten. „Ich rufe nochmals alle Branchen auf, sich doch auf diesem kleinen, aber feinen Wochenmarkt zu verwirklichen. Möglichst schon an diesem Mittwoch.“