Essen-Burgaltendorf. . Dieter Bonnekamp, Vorsitzender des Heimat- und Burgvereins Burgaltendorf, erklärt, warum der 19. Februar 1166 als Geburtstag des Dorfes gilt.
Heimatforscher sind in gewisser Weise auch Spurensucher. Und eine dieser Spuren, eine Urkunde vom 19. Februar 1166, führt direkt zur Geburtsstunde Burgaltendorfs – oder besser „Aldendorpe“, wie es damals hieß. Doch was hat es eigentlich mit diesem, für Burgaltendorfs Historie so wichtigen Schriftstück auf sich? Dieter Bonnekamp, Vorsitzender des Burgaltendorfer Heimat- und Burgvereins, kennt sich aus.
„In dieser Urkunde trifft der Kölner Erzbischof Rainald von Dassel die Entscheidung in einem Zinsstreit“, sagt Bonnekamp. Es geht um den Kirchenzehnt, den Hofbesitzer in Eiberg, Niederwenigern, Dahlhausen und Mecklenbeck, das in Steele-Horst lag, an das Kölner Kloster Maria ad gradus entrichten mussten. Das Kloster klagt dagegen, dass jene Orte nicht mehr in Naturalien, sondern in Geld zu zahlen hätten. Ein „Privileg“, das ihnen ein Vorgänger von Dassels gab. „Doch es ging dem Kloster wohl um mehr Geld“, so Bonnekamp, weshalb es die von den Ortsdelegierten vorgelegte Urkunde als „unrechtmäßig erlangtes Rechtsgut“ titulierte.
Erzbischof von Dassel jedenfalls erkennt die Klage an und erhöht die Zahlung, die fortan mit dem „in villa Aldendorpe“ anfallenden Zehnt zu entrichten ist. Aldendorpe – ein Name, der Bonnekamp hellhörig werden lässt, denn in der nun als „unrechtmäßig“ bezeichneten Urkunde, die vor 1151 erstellt worden sein muss, ist von „Aldendorpe“ noch nicht die Rede. „Das lässt den Schluss zu, dass dieses Aldendorpe, das heutige Burgaltendorf, erst nach 1151 entstanden sein muss.“ Mit „villa“ sei hier eine Burg oder anderweitig befestigten Anlage gemeint.
Zwar wissen Archäologen, dass im heutigen Burgaltendorf schon von 1000 vor Christi Geburt bis ins 6. Jahrhundert danach Menschen siedelten. Doch wie dieser Ort hieß, ist nicht bekannt. Fakt ist: Die Herren der „villa Aldendorpe“, so ist es überliefert, kamen von einem „Aldendorpe“ bei Rheinbach/Meckenheim und wurden vom Gründer der „villa“ hier eingesetzt. Ob diese Gründer die Kölner Erzbischöfe selbst waren oder die Grafen von Altena, die sich 1161 aus der Grafschaft Berg abgespaltet hatten und einträgliche Vogteirechte über die Stifte in Essen und Werden geerbt hatten, darüber streiten Gelehrte.
Zumindest über die Zahl der Höfe in „villa Aldendorpe“ gibt eine „Vogteirolle“ anno 1220 Auskunft: Sie zählt drei Höfe sowie einen „in der Holtey“, das damals nicht zu Aldendorpe zählte. So ist es auch noch im 14. Jahrhundert. Erst 1486 zählt ein „Schatzbuch“ 14 Höfe.
Sicher ist, dass das Oberdorf vom Mittelalter an bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts aus Wald bestand, dem Markenwald der Bauern aus Altendorf, Dumberg und Niederwenigern. Nach Auflösung des Markenwaldes erhielt jeder Berechtigte einen Anteil. Straßennamen wie Schlütersbusch und Brinkmannsbusch erinnern daran. Doch Kötter rodeten den Wald, um Land für Ackerbau, Obstbau und Viehzucht zu gewinnen. Heute ist von diesem Wald nichts mehr vorhanden.
In Burgaltendorf wurde sehr früh Steinkohle gewonnen, gefördert durch den preußischen König Friedrich II. Die Ruhr wurde schiffbar gemacht, Bergleute aus anderen Abbaugebieten angesiedelt. Erst 1968 endete dies mit Schließung der Zeche Theodor. Von den zeitweise 23 Bauernfamilien ist nur wenig geblieben. Es gibt Gemüseanbau, der nun von auswärtigen Landwirten auf biologischen Anbau umgestellt wird. Einige alten Fachwerkgehöfte dienen heute als Reiterhof, als Getränkemarkt oder als Wohnhaus. Die Familie Mintrop, über Jahrhunderte eine der größten Steuerzahler des Ortes, betreibt seit Abbrand des Hofes 1967 erfolgreich ein Tagungshotel in Burgaltendorf.
Urkunde von 1166 steht im Fokus
Der „Urkundentag“ in Burgaltendorf rückt das mittelalterliche Dokument vom 19. Februar 1166 in den Fokus. Ganz bewusst haben die beiden Koordinatoren Dieter Bonnekamp (Vorsitzender des Heimat- und Burgverein) und Bezirksbürgermeister Manfred Kuhmichel als Schirmherr der Veranstaltung, den morgigen Freitag, 19. Februar, zum Feiertag erklärt, wurden Burgaltendorf und auch Eiberg doch an diesem Tag erstmals urkundlich erwähnt.
Grund genug, an diesem ersten Höhepunkt im Jubiläumsjahr ein interessantes Programm auf die Beine zu stellen. „Wir kombinieren an diesem besonderen Tag kirchliche und weltliche, historische und neuzeitliche Aspekte des Dorfjubiläums“, so Kuhmichel. Und so folgt der Feier in der Herz-Jesu-Kirche um 17 Uhr ein Empfang an der alten Burgruine.
Dort wird um 18.30 Uhr auch Dr. Norbert Feldhoff, emeritierter Dompropst der Jahre 2004 bis 2015 aus Köln, erwartet. Eine schillernde Persönlichkeit, gilt Feldhoff doch als der „Kölner Dom auf zwei Beinen“, ist aber auch Mitglied der karnevalistischen Kölner Ehrengarde – und spielte sogar schon einmal in einem Tatort-Krimi mit.
Für die Gestaltung des kirchlichen Teils sorgt ein Arbeitskreis um die Pastöre Hans-Ulrich Neikes (Herz-Jesu) und Manuel Neumann (Jesus-lebt). Ein Kirchenchor wird mittelalterlicher Lieder in Latein anstimmen. Mehr Informationen: www.850jahre.burgaltendorf.de