Essen-Frillendorf. . Fehlende Kita- und Grundschulplätze, Ärzte und Beschäftigung: SPD-Ortsverein lehnt entsetzt Container-Dorf für 1500 Flüchtlinge in Frillendorf ab.

„Wir dürfen die Stimmung der Bürger nicht mutwillig aufs Spiel setzen“, sagt Julia Kahle-Hausmann, SPD-Ratsfrau und Mitglied des Ortsvereins Mitte. Damit reagieren die Sozialdemokraten nach der CDU-Ortsgruppe und der Verkehrswacht ebenso entsetzt auf die Pläne der Stadt, auf dem Verkehrsübungsplatz in Frillendorf Container für 1500 Flüchtlinge aufzustellen. „Das kann der Stadtteil nicht leisten“, sagt Kahle-Hausmann und meint etwa das Verhältnis von rund 5500 Frillendorfern zu 1750 Asylbewerbern. Denn an der Hubertstraße soll bereits eine Unterkunft für 250 Menschen entstehen. Für diesen abrupten Zuzug von so vielen Flüchtlingen fehle es in Frillendorf an jeglicher Infrastruktur, argumentiert die SPD wie bereits die CDU: „Uns fehlen Kita- und Grundschulplätze, Kapazitäten im Krankenhaus sowie Beschäftigungsmöglichkeiten.“

„Wir haben zwei Hausärzte und einen Zahnarzt“, sagt die Ratsfrau, die selbst aus Frillendorf kommt. „Sollen die Bürger sich um die wenigen Zeiten bei Ärzten streiten? Wo sollen Ehrenamtliche herkommen, um den Flüchtlingen eine Tagesstruktur und Beschäftigung anzubieten, da auch die benachbarten Stadtteile bereits Unterkünfte haben?“ formuliert sie nur zwei der Fragen, die die Bürger an sie herangetragen haben. Diese hätten Bedenken, da es kürzlich zu Auseinandersetzungen und großen Polizeieinsätzen in den Zeltdörfern in Heidhausen und Schonnebeck gekommen sei. Es gebe in Frillendorf durchaus Angst vor Gewalt.

Wachsende Unsicherheit

„Die Unsicherheit wächst, das bisschen Infrastruktur noch teilen zu müssen. In einem zwar gut bürgerlichen Stadtteil, in dem aber nicht alle auf Rosen gebettet sind“, wie es Kahle-Hausmann beschreibt. Die Pläne der Stadt seien im kleinen Örtchen Frillendorf der Grundstein für großen Unmut, „das können wir nicht gebrauchen.“ Zudem dürfen die Bürger nicht das Gefühl haben, belogen zu werden, sonst sinke die Bereitschaft zu helfen. Doch niemand gebe etwa Auskunft zur Dauer der Unterbringung: „Wir befürchten eine schlecht organisierte Massenunterkunft mit negativen Auswirkungen auf die Flüchtlinge und die umliegende Bevölkerung.“ Die Unterkunft für 250 Menschen an der Hubertstraße, die könne Frillendorf stemmen. Die Planung zum Container-Dorf aber, die lehne die SPD gänzlich ab. „So viele Flüchtlinge in Frillendorf zwischenzuparken, das wird hier nicht funktionieren.“

„Bedenken gab es an jedem Standort“, schildert Lothar Jekel, der als Mitarbiter des Bistums derzeit mit der Flüchtlingshilfe betraut ist. „Je besser die Menschen informiert werden, desto mehr Ängste schwinden“, weiß Jekel, der unter anderem an der Bonifaciusstraße unweit von Frillendorf arbeitet. Über fehlende Hilfsbereitschaft klagt er nicht. Die geplante Größe der Unterkunft in Frillendorf findet er aber durchaus schwierig, vielleicht sogar katastrophal, mit Blick auf die Menschenwürde, aber auch fehlende Räume für Angebote.