Essen-Heisingen. . Sonnenschein, Blitz und Donner gehören für Ilse und Heinz Michael zu einer Partnerschaft – vor allem aber die Liebe. Ihre währt nun seit mehr als 65 Jahren.
Als Ilse Michael bei der Hochzeit seiner Cousine den Raum betrat, war Heinz Michael geblendet: „Ich habe sie gesehen, und alles andere war Nebensache“, erinnert er sich. Diese erste Begegnung liegt 67 Jahre zurück. Nun sind sie seit 65 Jahren verheiratet und haben gerade Eiserne Hochzeit gefeiert.
Nach der standesamtlichen Trauung folgte 1951 ihre kirchliche Hochzeit am 27. Januar: Der Himmel war strahlend blau, die Luft klirrend kalt, und der katholische Priester hätte sie beinahe verhindert, weil der Bräutigam evangelisch war, erzählt dieser von dem Tag. Und Ilse Michael (85) erinnert sich: „Ich habe gefroren, gezittert und war glücklich.“
Zufrieden blicken sie heute auf die gemeinsamen Jahre. Er, der eher zurückhaltende, humorvolle Mann, der durchaus auf den Tisch hauen kann, beschreibt seine Frau. Und sie, die Durchsetzungsstarke, die über Gleichberechtigung sagt: „Dafür brauche ich kein Gesetz.“ Den Haushalt zu machen, macht ihr nichts aus, auch nicht, seine Schuhe zu putzen. Nur freiwillig müsse das sein, betont sie. Mit ihrem Mann habe sie immer über alles gesprochen, nie Geheimnisse gehabt und einige Höhen und Tiefen durchgestanden. „Die Ehe ist wie das Wetter mit Sonne, Blitz und Donner“, sagt Ilse Michael. Ohne Unwetter jedoch wäre es langweilig gewesen. Eine große Rolle spielten aber stets Ehrlichkeit und Treue.
Geboren sind beide in Gelsenkirchen, wo Heinz Michael eine kaufmännische Lehre bei Mannesmann machte und auf der Zeche Consolidation arbeitete. Der Krieg unterbrach seine Ausbildung, mit 17 geriet er in russische Gefangenschaft und kam erst 1949 zurück. „Meine Stelle durfte ich nur behalten, weil ich mich nicht freiwillig für den Kriegsdienst gemeldet hatte“, erzählt er von einer schweren Zeit nach seiner Rückkehr.
Mit seiner Frau begann ein neuer Lebensabschnitt, die beiden Söhne wurden geboren. „1961 nach der Fusion von Mannesmann Bergbau mit den Essener Steinkohlenbergwerken zogen wir nach Huttrop“, erzählt der 88-Jährige und auch davon, wie er um 6 Uhr vor der Arbeit in der Hauptverwaltung an der Huyssenallee immer erst ins Grugabad ging. Später lebten sie im Münsterland. Heute wohnen sie in Heisingen, in der Nähe ihrer Söhne. Von da aus sind sie bis vor kurzem gern am Baldeneysee bis nach Haus Scheppen geradelt. Im Urlaub fuhren sie Ski, aufs Kreuzfahrtschiff steigen sie nach wie vor. „Die Kanaren haben wir abgegrast“, sagt Ilse Michael. Im November geht es um den Stiefel. „Wir haben immer alles gemeinsam gemacht“, sagt sie. Wenn sie nur zum Kaffeekränzchen und er in die Kneipe gegangen wäre, das wäre nichts für sie gewesen – auch wenn er heute durchaus Schalke-Spiele in der Kneipe statt wie einst im Stadion schaut. Vor drei Monaten hat er selbst zuletzt Fußball gespielt mit Sohn und Enkel, den sie in Berlin besuchten.
Damals auf der Hochzeit seiner Cousine erging es Ilse Michael übrigens wie ihrem Mann. Es sei ein unbekanntes Gefühl gewesen, als sie ihn traf: „Er sah so gut aus mit seinen schwarzen Haaren“, sagt sie und verrät, was sie als das Wichtigste in der Ehe empfindet: „Man muss sich lieben, die ein oder andere Ecke kann man abschleifen.“