Essen-Überruhr. . Der Fotograf Olaf Eybe aus Überruhr nahm an zwei Kunstaktionen in Polen teil. Dabei zeigte er eindrucksvolle Bilder aus Auschwitz.

Anfang dieses Jahres erhielt der Überruhrer Fotograf Olaf Eybe Gelegenheit, mehrere Tage im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz zu fotografieren. Das Ergebnis seiner Arbeit zeigte der Mitbegründer der Initiative „Kulturoffensive Ruhr“ nun in zwei Kunstprojekten im polnischen Posen.

Olaf Eybe folgte dabei einer Einladung der Adam-Mickiewicz-Universität und der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Im neu eröffneten Historicum der Universität präsentierte er eine Reihe seiner eindrucksvollen und nachdenklich stimmenden Fotos. Dass Kunst verbindet, bewies sein gemeinsames Multimedia-Projekt „Die Kunst des Zeugnisses“ mit dem polnischen Künstler Wojciech Olejniczak.

Beide Aktionen fanden im Rahmen einer internationalen wissenschaftlichen Konferenz statt, die unter anderen von der Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit gefördert wurde. Das Thema lautete: „Die Vergessenheit des Krieges“.

Den Dingen auf den Grund gehen

Olaf Eybe war mit einem klaren fotografischen Konzept nach Auschwitz gereist: „Es ging mir nicht darum, Dokumentationsfotos zu machen. Vielmehr bin ich bewusst ganz nah an verschiedene Objekte wie Schilder, Wände, Galgen und Türen herangegangen, um den Dingen quasi auf den Grund zu gehen.“ So ist den Fotos auf den ersten Blick nicht immer anzusehen, wo sie zu verorten sind. Doch durch den Kontext wird schnell deutlich, was dort zu sehen ist und welche Spuren die Zeit an den jeweiligen Objekten hinterlassen hat.“ So entsteht eine Wechselwirkung mit dem Betrachter, vor dessen Augen die grausame Vergangenheit und die Vergänglichkeit wach werden.

Nach ersten Beispielen, die während der Ausstellung ,Gegen das Vergessen‘ zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz in Essen gezeigt wurden und der Präsentation in Posen zeichnet sich ab, in welche Richtung Olaf Eybes konzeptionelle Beschäftigung mit dem Thema geht. „Der Erfolg in Polen macht Mut für weitere Aktivitäten in diesem Bereich der Fotografie“, erklärt Eybe.

Interessant auch der Ansatz der Ausstellung „Die Kunst des Zeugnisses”. So verbindet Wojciech Olejniczak und Olaf Eybe ein gemeinsamer Auftrag: Beide erhielten, unabhängig voneinander, Familienfotos aus der Kriegszeit geschenkt. So wurden beide Erben einer schwierigen Vergangenheit ihrer jeweiligen Zeitzeugen – eines polnischen und eines deutschen Soldaten. „Sie können damit etwas Besseres machen als ich”, sagte die Tochter des Soldaten Helmut Riemann zu Olaf Eybe. „Sie werden wissen, was damit zu machen ist”, sagte die Tochter eines polnischen Häftlings eines Kriegsgefangenenlagers zu Wojciech. Nun wurden diese Fotos Teil einer Multimedia-Performance.

Auf Stellwänden, die den großen Raum des Historicums teilten, wurden Bilder eingeblendet, gerieten in Bewegung, stellten die Personen in den Mittelpunkt und gipfelten in Gräbern und Zeugnissen vom Tod der Protagonisten. Zum Schluss der Präsentation wurde ein Kurzfilm gezeigt, der die Übergabe der polnischen Bilder dokumentiert und das Vergessen, Verdrängen und schmerzhafte Sich-Erinnern von Hinterbliebenen verdeutlicht.

„Das Projekt war keine Rückkehr zur schwierigen deutsch-polnischen Vergangenheit, sondern ein Projekt zweier Künstler, die es schaffen, ihre Verständigungsarbeit auf das Publikum zu übertragen“, urteilte Justyna Budzinska von der Universität Posen.